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Hildegard von Bingen (heiteres Gedicht)
#16
(24-06-2017, 00:53)Karl Freitag schrieb: Wie soll eine Tat, die zwar gute Auswirkungen auf jemanden oder etwas hat, jedoch nur aus Egoismuss vollbracht worden ist jemanden "näher zum Himmel bringen"? Ist das nicht ein Versuch einen "guten Menschen" vor Gott vorzutäuschen, sprich eine Art "Betrug" gegenüber Gott? Da Gott jedoch allwissend sein soll, würde er dies ohnehin wissen. Meiner Meinung nach hätten solcherlei Taten keinerlei Auswirkungen auf die Möglichkeit in den Himmel zu kommen.
Ich halte es für höchst unwarscheinlich, dass eine Nonne, die sich ihr Lebenlang mit solcherlei Themen beschäftigt hat, einen solchen
Zitat: "Kuhandel mit Gott"

praktiziert hätte.

Man sollte hier verschiedene Ebenen unterscheiden. Die Erkenntnis, dass auch altruistisches Verhalten letztlich egoistische Komponenten enthaelt, weil es positive Gefuehle in demjenigen erzeugt, der das altruistische Verhalten an den Tag legt, ist eine verhaltensbiologische. Wir tun Gutes, weil wir uns dabei gut fuehlen. Es werden "Glueckshormone" ausgeschuettet. Das hat man uebrigens auch beim Vergleich von Schenkenden mit Beschenkten festgestellt: die "Belohnung" in Form der Hormonausschuettung ist beim Schenkenden groesser als beim Beschenkten. Das sind schlicht biologische Tatsachen. Wir als Menschen sind so "gebaut". (Allerdings sind wir auch lernfaehig, und wenn gutes Tun schlechte Folgen fuer uns hat, hoeren wir damit auf).

Mit bewusster Taeuschung hat das also rein gar nichts zu tun. Das Gefuehl, anderen helfen zu wollen und sich gut dabei zu fuehlen (ich denke, dass es das ist, was viele Glaeubige als "naeher bei Gott" umschreiben), ist also ganz real. Man gibt aber auch ganz real etwas. Eine gute Tat ist ja auch immer eine Entscheidung dagegen, materielle Dinge selbst zu behalten oder die aufgewendete Muehe fuer eigene Zwecke einzusetzen. Gluecksgefuehle kann man ja auch auf andere Weise erreichen. Insofern wuerde ich hier altruistisches Verhalten im allgemeinen definitiv nicht negativ besetzen wollen.

Dass der "Kuhhandel"-Aspekt in religioesen Diskussionen trotzdem eine Rolle spielt, wird eher bei Missionierungsversuchen erkennbar. Das Werben mit dem angeblichen Exklusivangebots des "ewigen Lebens" zielt natuerlich auf unsere Habgier (oder, wem das Wort zu harsch ist, dem Wunsch nach Belohnung); wer will das nicht bekommen? Ganz offensichtlich wird das z.B. bei dem der Pascalschen Wette zugrundeliegenden Gedanken.

Dass jetzt aber jemand wie Hildegard von Bingen immer nur ihr "Guthaben" bei der "Bank fuer Ewiges Leben" im Kopf gehabt haette, wenn sie Gutes tat, halte ich fuer eine absurde Idee. So laeuft das normalerweise nicht.
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RE: Hildegard von Bingen (heiteres Gedicht) - von Ulan - 24-06-2017, 08:40

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