04-04-2024, 19:19
(02-04-2024, 08:00)Ulan schrieb: In der Tat, aber die Diskussion endet halt wegen dieser Strohmann-Argumente. Ob Kardinal oder Du, setzt Euch mit den Haltungen auseinander, die Eure Diskussionspartner oder -subjekte tatsaechlich haben, nicht solchen Argumenten, die Ihr ihnen andichtet!
Im Fall Deiner letzten Differenz mit Ekkard geht's darum, dass Du von Schwierigkeiten, historische Details zu beweisen, gesprochen hast, die man als plausibele Annahmen durchaus halten kann, obwohl hier die Schwierigkeit ist, dass eine Auferstehung jeglicher menschlicher Erfahrung widerspricht, was prinzipiell beinhaltet, dass das sowieso nicht nachweisbar ist. Der angeblich Auferstandene und nun ewig Lebende koennte sich ja dazu aeussern, aber anscheinend hat der Lift zum Himmel mittlerweile einen technischen Defekt.
Hallo Ulan,
das Wort "Strohmann" halte ich für eine bequeme sprachliche Lösung, die eben in der Not gerne verwendet wird, wie auch den von Dir aufgeführten Begriff "Lückengott".
In unseren "modernen" Zeiten konnte ich vor Jahren mal den Beitrag eines Chefchirurgen lesen, welchen dieser in einer Tageszeitung als "Weihnachtsbeigabe" verfasst hatte.
Er meinte damals völlig plausibel, dass er als junger Arzt an der Ostfront im 2. Weltkrieg bei Notbeleuchtung auf einem Holztisch die allerschwersten Schusswunden zusammengeflickt habe, und sich immer wieder wundern musste, was der menschliche Körper so alles auszuhalten vermag.
Für ihn seien deswegen, aus medizinischer Sicht, die Wunden Jesu auch nicht zwangsläufig als tödlich einzustufen. Er wies dann auch auf den Bibeltext hin und die dort beschriebenen Dinge, welche ein "natürliches" Überleben Jesu durchaus in den Bereich des Möglichen rücke.
Bei Jesus, so der Chirurg, verlief die Kreuzigung anders, als sonst üblich:
Man brach ihm nicht die Beine, was zu einem schnellen Tod geführt hätte, weil der Körper dann durchhängt und sofort Atemnot auftritt. Außerdem hing Jesus nicht, wie sonst üblich, 3 Tage am Kreuz, sondern wurde auf Wunsch eines reichen Gönners (Josef v. Arimathia) bereits nach Stunden wieder vom Kreuz abgenommen, - vor dem Sabbat. Dies aber konnte nur mit der Erlaubnis von Pilatus geschehen, und dieser war, laut Bibeltext, von der Schuld Jesu nicht überzeugt gewesen. Deswegen wusch er auch seine Hände vor der Verurteilung, um kundzutun, dass er damit nichts zu tun haben möchte und auch keine Verantwortung übernehmen will.
Der Soldat, welcher Jesus mit der Lanze in die Brust stieß, (es floss Wasser und Blut, ein Erguss im sog. Pleura-Spalt) machte eine unbeabsichtigte lebensrettende Tat. Solche Ergüsse gibt es heute bei Unfällen und im 1. Weltkrieg erlebte ein Enkel des Historikers Leopold von Ranke einen solchen Pleura-Erguss, überlebte die schwere Kriegsverletzung und starb erst viele Jahre später, hochbetagt.-
Dass man eine Kreuzigung überleben kann, geht bereits aus antiken Texten hervor und entspricht auch (so der Chirurg) modernen medizinischen Erkenntnissen.
Die Evangelien überliefern, dass Jesus nach der Kreuzigung nicht nur gesehen wurde, sondern auch mit seinen Jüngern ein Fischmahl einnahm ("... warum esst ihr nicht, speist mit mir!") Manche Historiker vermuten, dass Jesus danach weiterhin als Wanderprediger unterwegs gewesen war.
Ein Zeugnis sagt sogar zu Jüngern, die ihn begleitet haben: "Schreibt auf, was ich euch lehre!"
Viele Historiker meinen, dass nicht der historische Jesus der Grund sei, auf dem sich das Christentum entfaltet habe, sondern die Theologie des Visionärs Paulus, dem der reale Jesus fremd war.
Man sieht es auch hier: Es gab und gibt reichlichen Platz für Deutungen und Vermutungen! - Somit besteht auch kein Grund, nach über 2000 Jahren deswegen rechthaberische Wortkämpfe zu veranstalten!
Gruß von Reklov