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aktive Sterbehilfe
#1
Was denkt ihr über die aktive sterbehilfe? Solte man das recht haben zu entscheiden wann man sterben will oder nicht? Nimmt die Sterbehilfe dem Menschen die würde, oder gewährleistet der selbstbestimte Tod das Behalten der menschenwürde? Und weshalb besitzen wir würde?

Mich würden eure gedanken interessierten. Vor kurzem habe ich über Euthanasie eine Facharbeit geschrieben. Ich finde dieses Thema einfach spannend und mich würden einfach mal andere denkweisen als meinige interssieren. :)
Gehe nicht nur die glatten Straßen, gehe Wege die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
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#2
Hallo Tajana,

hast Du dieser Tage im TV den Fall von der Frau in Frankreich verfolgt,
die an den frz. Präsidenten geschrieben hat, weil sie aktive Sterbehilfe
in Anspruch nehmen möchte, die in Frankreich verboten ist? Natürlich
wurde sie abschlägig beschieden und muss von Rechts wegen, erblindet
und mit unerträglichen Kopfschmerzen, weiterleben. Oder hast Du,
auch dieser Tage, den Film 'Das Meer in mir' gesehen? Ein ähnlicher Fall,
der vor Jahren in Spanien tatsächlich vorkam - ein Mann, der nach einem
Unfall jahrzehntelang vom Hals abwärts gelähmt im Rollstuhl saß und
nicht sterben durfte, bis er ein gesetzliches Schlupfloch entdeckte...
Wo liegt die Würde dabei, einen Menschen der aus guten Gründen nicht
mehr weiterleben will, dazu zu zwingen? Meine Frau war Altenpflegerin -
sie sagt, es gibt Menschen, die erstaunlichen Mut und Lebenswillen
auch in schwersten Lagen aufbringen - aber das können nicht Alle...
() qilin
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#3
Der Mensch hat einen freien Willen; dieser freie Wille ist ein Geschenk Gottes an den Menschen. Wenn der Mensch nun in einer für ihn unerträglichen Lage den Willen äussert, das er sterben will - dann haben wir das verdammt noch mal zu respektieren !
Jeder Staat, jede Religion, jede Politik die das nicht akzeptiert - hat von Humanismus und Ethik nichts verstanden....!
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#4
Hallo,

ich war, wie qilin schon angemerkt hat, in Frankreich Altenpflegerin gewesen und habe
dort auch Sterbebegleitung gemacht.

In Frankreich ist es erlaubt jemanden in ein sog. künstliches Koma zu versetzen,
aber es ist verboten ihm eine Todesspritze zu geben.

Finde ich eine sehr gute Lösung, welche auch besagter Dame mit Krebs
zur Verfügung gestanden hätte. Sie wollte aber gleich sterben...

Sowas geht aber nicht, dass sollte verstanden werden. Ein Arzt ist nun mal kein
Massenmörder.

Wenn sich jemand dazu entscheidet diesen Weg zu gehen (Koma) wird er
normaler Weise in Ruhe gelassen, er wird nicht noch unnötig weiter am Leben
erhalten und kann gehen, wenn es der Körper für passend hält.

Viele Menschen wollen nur aus Angst vor dem Sterbeprozess eine Hilfe haben.
Wenn man mit ihnen und den Angehörigen spricht kommt meist schnell heraus
dass diese Personen innerhalb der Familie schon einmal ein qualvolles Sterben
miterleben mussten und nun Angst vor Schmerzen usw. haben.

Mit der heutigen Schmerztherapie (und der zur Verfügung stehenden Betreuung
mit Psychologen) muss aber niemand mehr unter grausamen Schmerzen sterben
und es kann vor dem Tod des Angehörigen noch wertvolle Trauerarbeit geleistet
werden, so dass die Angehörigen (die man vom Sterbeprozess niemals ausklammern darf)
zumeist ein ganz anderes Sterben miterleben dürfen, als es noch vor ca. 10 Jahren
gewesen ist.

Schön wäre es, wenn auch in z. B. Deutschland und Österreich mehr Menschen zu Hause
gepflegt werden würden und dort auch in Würde und mit der Familie sterben
dürften. Dass vermisse ich hier sehr und werde mich sicher dafür stark machen.

Sterben sollte wieder ein als natürlicher Prozess, der zum Leben dazugehört,
angesehen werden.

Mal schauen ob ich hier in Österreich auch mal ein gültiges Diplom in der Tasche
haben darf, dann bin ich auf jeden Fall wieder bei meinen alten und kranken Menschen,
damit viele, viele Menschen in Würde und friedlich ZU HAUSE sterben dürfen.
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#5
Die Österreicher, Tao-Hao, schmeissen Dir sofort an den Kopf: "...Sie sind ja keine ausgebildete Arztin... Sie dürfen sowas nicht...."....

Es geht ja nicht darum, den Arzt zum Massenmörder zu machen. Aber andersherum: Die "Bestrafung" des Freitodes ist -soweit ich weiss- in allen Ländern der EU abgeschafft - dann sollte man doch bitteschön dem Menschen auch dieses Recht aktiv zubilligen, und nicht "nur" einfach einen Paragraphen aus den StGB streichen.

Und was die Begleitung/Betreuung angeht: Frau Gesundheitsministerin Fischer in Deutschland hat die Betreuungs,- Medikamenten- und Pflegesätze so optimiert, dass in Deutschland nur vermögende Rentner sich den Aufenthalt in einem Sterbehospitz leisten können, dass effektive Medikamente zur Schmerzbekämpfung von den Kassen nicht mehr bezahlt werden und das die sicherlich bessere häusliche Pflege (als Vollzeitmassnahme) ebenfalls nicht finazierbar ist. Die im Grundgesetz Deutschlands garantierte "Würde des Menschen" bleibt hier auf der Strecke - sie ist ja nicht bezahlbar...
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#6
Nein, eine ausgebildete Ärztin bin ich sicherlich nicht. Aber ich hatte in Frankreich
mehr Befugnisse, als es sich eine deutsche Krankenschwester je wünschen
dürfte.

Du hast übrigens einen sehr wunden Punkt bei mir angesprochen: Dass das
gepflegt werden zu Hause zu teuer ist. Es ist so teuer gemacht worden.
Die Würde eines Menschen ist in meinen Augen unbezahlbar und ich wünsche
(zugegeben sehr bösartig) jedem Politiker, der an solchen Beschlüssen beteiligt
ist, dass er mal für einen Monat zwangsweise in einem Billigaltenheim arbeiten
muss. Er würde sehr schnell merken was er angerichtet hat.

Sicher sollte jeder, wenn er es mag, freiwillig aus dem Leben scheiden dürfen.
Aber, zumeist habe ich die Angst vor Sterben als eine Angst erlebt, weil man
jemanden mal hat gruselig sterben gesehen - oder davon gehört hat.
Sowas kann man aber mit Gesprächen und einer guten psychologischen
Betreuung abwenden.

Gruselig Sterben muss heutzutage (jedenfalls in Frankreich) niemand mehr.

Besagte Dame mit Krebs hätte auch die Komavariante wählen können.

Bisous und gasshô
Tao-Ho
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#7
t.logemann schrieb:Der Mensch hat einen freien Willen; dieser freie Wille ist ein Geschenk Gottes an den Menschen. Wenn der Mensch nun in einer für ihn unerträglichen Lage den Willen äussert, das er sterben will - dann haben wir das verdammt noch mal zu respektieren !
Jeder Staat, jede Religion, jede Politik die das nicht akzeptiert - hat von Humanismus und Ethik nichts verstanden....!

Ganz so einfach ist es nicht .
Erstmal geht es nicht um den Willen , zu sterben , sondern um den Willen ,getötet zu werden (bei aktiver Sterbehilfe ).

Was glaubst du , wieviele 18-jährige , die sich in einer pubertären Sinnkrise oder erstem großen Liebeskummer befinden , da zu leichtfertig den Wunsch nach sowas äußern würden ?

Man müsste da also deutlich differenzieren , und das ist nicht einfach ...
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#8
melek schrieb:Man müsste da also deutlich differenzieren , und das ist nicht einfach ...
Davon ist natürlich auszugehen - ebenso von einem Missbrauch durch
'wohlmeinende' Angehörige...  Aber dass jemand den 'Todeswunsch'
eines unglücklich verliebten Achtzehnjährigen gleich ernst nimmt, wie
den eines unheilbar kranken Krebspatienten, ist wohl kaum anzunehmen.

Die 'Komavariante' in Frankreich ist m.E. wirklich nur eine Variante der
'aktiven' Sterbehilfe - wie ich von Tao-Ho erfahre, werden diese Koma-
Patienten nicht intravenös ernährt, sondern nur mit Flüssigkeit versorgt
- d.h. sie sind, abhängig von ihrer Konstitution, innerhalb einiger Tage
ebenso tot, wie wenn sie eine Giftspritze bekommen hätten...
() qilin
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#9
vor meiner facharbeit war ich auch der meinung, dass aktive sterbehilfe erlaubt sein sollte...
..als ich mich dann näher mit diesem thema beschäftigt hatte fiel mir auf, dass wenn man ein gesetz erlassen würde, das aktive sterbehilfe erlaubt, das Töten zur pflich werden würde...Ich finde die Bitte eines Kranken an einen anderen Menschen sogar egoistisch.
...allerdings ist es auch so, dass in den niederlanden, wo aktive sterbehilfe legal ist das Töten dennnoch keine pflicht ist. Der arzt darf den patienten also töten, wobei einige kriterien eingehalten werden müssen, jedoch muss er es nicht. Auch werden in den Niederlanden, trotz strenger auflagen oft menschen euthanasiert, die es gar nciht wollen. Ein Freund meines vaters ist hollendär & er hat angst ins krankenhaus zu kommen und dort gegen seinen willen getötet zu werden. So weit darf es meiner Meinung nach nicht kommen.
Es sollte aber auch nicht dazu kommen, dass ein mensch während er auf seinen tod wartet einfach nur vor sich dahinvegitiert.

Daher finde ich die regelung die es in der schweiz gibt am besten. Dort ist nämlich der assistierte suizid erlaubt. Das bedeutet, dass der Kranke die todbringende medizin selber einnimmt, diese allerdings von einer Organistation zur verfügung gestellt bekommt.
Mit dieser Regelung kann keiner unfreiwillig getötet werden. Und niemand muss der "Mörder" sein.
Gehe nicht nur die glatten Straßen, gehe Wege die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
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#10
Hm, so fein finde ich die schweizer Methode nicht, denn sie zwingt in etlichen Fällen
jemanden dazu einen Menschen zu töten.

Wenn ein Patient z. B. vom Hals an gelähmt ist kann er nun mal die Medizin
nicht mehr selber einnehmen. Der Mensch, welcher ihm nun dieses Medikament
gibt wird also automatisch zum Mörder. Nicht so doll...Eusa_think

Da finde ich es besser, was in Frankreich gemacht wird. Wenn jemand sich
selber töten will - bitte schön. Aber, wenn jemand nicht mehr in der Lage
dazu ist, kann man ihm den Weg in den Tod erleichtern, aber ohne dazu
einen anderen Menschen zum Mörder zu machen.

Wenn ein Patient nicht mehr leben will, oder die letzten Tage nicht mehr
ertragen kann, weil er z. B. in den Mund hineinblutet usw., kann man ihn
in ein Koma versetzen und er schläft dem Tod entgegen.

Die Verwandten haben vorher die Chance gemeinsam mit dem Patienten
Trauerarbeit zu leisten, man kann sich verabschieden und seine Angelegenheiten
regeln und gut ist.
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#11
Woher seid ihr alle so sicher, daß ein Koma-Patient in diesem Stadium nichts mehr von Schmerzen usw. mitbekommt?
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#12
Ganz einfach: Der Patient bekommt eine aussreichende Menge an
Morphinen verabreicht.
In Frankreich ist jedem Arzt klar, dass ein Komapatient noch etwas
empfindet. Daher habe ich u. A. auch diese Patienten massiert und
jeder Krankenschwester wird dort beigebracht mit dem Komapatienten
zu reden (nun wasche ich Dein rechtes Bein, gleich kommt das linke Bein
dran usw.).

Solltest Du noch Fragen haben: Nur zu - bin ja froh, dass sich endlich mal
jemand für diese Menschen interessiert (oder für dieses Thema). Eusa_angel
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#13
qilin schrieb:Aber dass jemand den 'Todeswunsch'
eines unglücklich verliebten Achtzehnjährigen gleich ernst nimmt, wie
den eines unheilbar kranken Krebspatienten, ist wohl kaum anzunehmen.

Es ging um t.logemanns Aussage , daß man den Todeswunsch eines Menschen respektieren muss . Also quasi "Recht auf Sterbehilfe" .

Ich habe geschrieben , daß man so ein Recht nicht einführen kann , sondern differenzieren muss , weil sonst eben auch der besagte 18jährige das Recht auf Sterbehilfe hätte .
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#14
Hallo Tao-Ho!

Mir hat mal jemand gesagt, daß er Trotz Morphinen noch alles mitbekommen hat, auch der Schmerz war noch höllisch da, er konnte sich eben nur nicht regen und bewegen. Deshalb meine Frage.

Gerhard
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#15
*kurz einmisch*
Das mit dem schmerz unter Morphinen kann ich bestätigen; hatte selbst erst vor ca. 6 Wochen diese Erfahrung machen müssen. Vollgepumpt mit dem Zeug; weil man mich damit (4 Std lang; nach einer OP) nicht ruhig stellen konnte gabs dann noch komisch (weisses) anderes Zeugs - erst da war ich schmerzfrei... - und regungslos.


LG
jw MAa.t xai.tw r-HA.t =k
†~†~~~†~†~†~~~†~†
mAa.t r-Hna =k
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