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Thomas Morus & Gewissen
#1
Question 
Guten Abend

Demnächst soll ich in der Schule eine GFS mit dem Thema "Thomas Morus & Gewissen" halten.
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen, da ich den Zusammenhang zwischen beiden einfach nicht finde :doh::shifty:

Vielen Dank schonmal:icon_wink:
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#2
Hier findest du eine Kurzbiographie und unter der Sparte Literatur umfängliche Angaben, die du sicher in einer Bücherei nachschlagen kannst: morus-thomas.de. Ziel und Aufgabe einer GFS sind es Dinge selbst zu erarbeiten. In diesem Sinne, solltest du recherchieren..... Nur so viel sein Gehorsam zum Papst brachte ihn mit der Poiltik König Heinrich VIII. in Konflikt, die Verweigerung des Suprematseides den Tod.



Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#3
Hallo, Pass93 :)
Kann sein, es interessiert Dich auch so, ohne dass es Schulaufgabe waere

Thomas Morus war etwa, was man heute Kanzler nennt, bei einem englischen Koenig, der sich zuerst gegen die Reformation stellte, sich maechtig gegen die Reformatoren stellte (kriegerisch auch) und dafuer eine Ehrung vom Vatikan erhielt, sich "Verteidiger des Glaubens" nennen zu duerfen
- aber er hatte - der Koenig Heinrich VIII - ein "Problem mit Frauen" - also z.B.erwirkte er erst eine Ausnahme im Eherecht, um eine bestimmte Cousine heiraten zu duerfen, dann gefiel ihm eine andere besser - nun machte er die Welt verrueckt, sich wieder scheiden zu duerfen, und das ging eben nicht
- die erste liess er - meine ich - sich mit Geluebde selber in ein Kloster zu begeben, die naechste liess er enthaupten (die Mutter der Koenigin Elisabeth I), eine andere verjagte er einfach so etc -
- wie auch immer, die Einzelheiten findet man in online-Biografien genug geschildert
- dadurch geriet er in Konflikt mit dem, was "auf Katholisch" nicht mehr erlaubbar ist, heisst es, und trennte sich nun vom Hl.Stuhl zu Rom, um selbst Kirchen-Oberhaupt seines eigenen Reichs zu werden, in dem man sich scheiden lassen konnte - jedenfalls er.

Nun hatten ihm alle Staatsdieer zu huldigen, das war so ueblich - also auch sein Kanzler. Der hier erwaehnte "Suprematseid" ist die Formel, bei der man ihm Treue schwoeren sollte - es war nicht jedem direkt erkennbar, worin hier der Haken bestand, er beanspruchte sein Primat als Koenig ueber seine Geistlichkeit - gemeint ist die Oberhoheit ueber eben nur all seine Untertanen, in religioesen Dingen auch - ihm zuzuerkennen - und damit dem Hl.Stuhl die Welt-Kirchen-Zugehoerigkeit zu kuendigen.

Es ging nun um eine bestimmte Formulierung in diesem Eides-Formular. Der Kanzler, Thomas Morus, war juristisch gelehrter als die meisten Leute im Lande, und begriff das schnell, was da geschrieben stand, und daher konnte er hier nicht schwoeren.
Treue und all das, das garantierte er ja gerne, als redlicher Mensch, aber er sah auf die religioesen Glaubens-Konsequenzen vor G=TT, wenn er wissentlich diese Formel unter Eid auf sich naehme, dass es einfach nicht ging, fuer ihn waere es dasselbe, als wuerde er G0TT abschwoeren, nur fuer ihn und bei soviel Verstand wie er von diesen Dingen hatte. Er war zu ueberzeugt roemisch-katholisch und sehr viel klueger als sein toerichter Koenig.

Ich meine, er zoegerte es nun so lange wie moeglich hin, selbst schwoeren zu sollen, um, ohne damit aufzufallen, viele Leben zu retten: denn der Koenig war eh ziemlich unwirsch und jaehzornig, und wer den Eid nicht sprach, wurde enthauptet.

In der Zwischenzeit schworen also sehr viele ganz arglos auf diese Formel, die alle blieben am Leben, aber waren ab nun im automatischen Bann, Rom gegenueber, so ging die ganze englische Kirchen-Institution fast komplett aus Ahnungslosigkeit mit ihrem Koenig und daraus wurden die Anglikaner (=Kirche von nur England), nachdem sie es nun waren.
Sonst war beim Volk erstmal wenig zu spueren (bis ins 19.Jhd. blieb vieles ganz aehnlich wie zur katholischen Zeit, Bischoefe, Priester, Ritual-Ablauf, Orden, gueltige Weihe-Folgen der Geistlichkeit, Marien-und Heiligen-Verehrung, und theologisch auch viele Inhalte mehr)

Hier nun, die "Gewissensfrage" - er hatte ja mitbekommen, was in deutschen Landen im Reformations-Bauernaufstand und ihrer Niederschlagung an Leiden geschehen war - und war entsetzt darueber, begreifend, dass so viele ja gar nicht mitkriegten, wofuer oder wogegen sie mitgehn, es fehlte an Ausbildung.
Seinem Volk, dem er im Amts-Eid gelobt hatte, es zu schuetzen, drohte gewaltiger Schaden durch diesen Willkuer-Koenig, er aber wollte ihnen soviel Frieden wie moeglich retten, und moeglichst gering halten, wieviel dieser Koenig an Blut vergiessen wuerde, um seinen Willen zu haben, und um wieviel tiefer waere dann doch dessen Suende am eigenen Volk und vor G0TT!

Wenn er nun das, was fast nur er selbst an dieser Eidformel erkannte, vielen anderen erzaehlen wuerde, wuerden diese, die ihn respektierten, sich aiuf ihn verliessen und ihn auch liebten, seinetwegen und nicht aus eigener Erkenntnis, die Treue verweigern in nicht nur 1 theo-logischen Hinsicht, und eher enthauptet werden, als erklaeren zu koennen, warum eigentlich sie nicht schwoeren wueden - oder auch einfach revoltieren und erstmal lange Zeit einander erschlagen, und dann bis ultimo anhassen - als kapieren, was an dem Eid und dem Vorgang als solchen es sei, was er nicht unterschreiben konnte.

Er war treu dem Koenig und dem ganzen Volk. Das hiess eben fuer ihn, nun eben zu schweigen, warum er noch nicht geschworen hatte, damit die alle sozusagen arglos inmitten ihrer ganzen Institutionen des Glaubens ruebergleiten - aus einer Weltkirche in eine Nationalkirche. Ost-Kirchen waren ja schon getrennte Nationalkirchen, aber noch in hohem Grade der Kirche zu Rom wieder unierbar, mit anfangs minimal-juristischem Unterschied ihrer Lehre und Praxis.

Jeder ab nun geborene Brite wuerde als Religions-Oberhaupt nur noch diesen Koenig Heinrich VIII (und dann seine Nachfolger im Thron) haben, absolut kein Traum von einem Landesherrn, wenn auch militaerisch ein starker Beschuetzer gegen Invasionen oder Angriffe,....

naja, ich kenn nicht alle Erwaegungen dieses Kanzlers Thomas Morus - im theologischen Sektor, aber sein Grundgedanke scheint gewesen zu sein, dass er auf die Lehre des Kirchenlehrers St.Augustinus vertraute, dass auch Menschen, die aus Ahnungslosigkeit nicht der Rom-kath.Kirche angehoeren, eine Chance haben bei G0TT, weil ER auch direkt ueber das Erspueren von Gut oder schlecht [b]mithilfe des Gewissens Menschen das Wohlwollen G0TTES und das ewige Leben gewaehren kann [/b]

Schliesslich kam es an ihn, es fiel auf, dass er den Eid noch nicht abgelegt hatte, und hinsichtlich seiner selbst konnte er nicht beanspruchen, ahnungslos und arglos ausserhalb der Kirche zu sein, wenn er das schwoeren wuerde.
Also verweigerte er es dem Koenig, nachdem er direkt darauf angesprochen wurde, in aller Hoeflichkeit, doch ohne es zu erklaeren, auch seiner Familie und senen Freunden gegenueber, heisst es, hielt er vollkommen dicht, um sie nicht mit reinzureissen.
Ihm war klar, der Koenig hatte darauf die Todesstrafe gesetzt und musste ihn hinrichten, sogar obwohl sie in vielem gute Freunde gewesen waren und der Koenig wirklich ungerne diesen klugen Kanzler verlor.

Einzelne kamen selbst drauf, wie er, was man da, als Katholik, nicht schwoeren konnte, und flohen z.B.nach Schottland weg oder ins Ausland, einige verweigerten dann auch den Eid, aber aus eigener Erkenntnis und mussten sterben.
Er wurde dann eben auch schliesslich enthauptet.

Also man sprach ihn heilig, weil er
a) fuer das, was er als wahr und wirklich erkannte, in den Tod ging, ohne zu grollen
b) weil er bis zuletzt so vielen Leuten durch ihre Arglosigkeit Schmerz und Tod erspart hatte, indem er nicht andere an sich persoenlich blindlings binden wollte - um den Preis von deren Tod oder Leben
c) als Beispiel von Treue eines Menschen zu seiner Aufgabe und wegen seines hohen und unbeugsamen Verhaeltnisses zu einem einmal geleisteten Eid
d) fuer seine Liebe: die Untertanen vor Schaden und zugleich seinen Koenig vor noch mehr Suenden zu hueten, die dieser Mann auf sich geladen haette, wenn sie z.B.einfach aus Opposition zu sehr vielen den Eid verweigert, mit haufenweise Anhaengerschaften, und das Land damit in Buergerkrieg ruiniert haetten

Er wird verehrt als Glaubenszeuge der 1-Kirche zu Rom
- das war in aehnlicher Art sein "Hier stehe ich, ich kann nicht anders", aber eben, um sich nicht vom Haufen zu trennen
- wie man das, wovon einem nur das eigne Gewissen abraet, auch auf sich alleine begrenzt und die anderen schont
denn jeder alleine muss vor G0TT haften, fuer das, was er selber tut - das steht bei Jesaja und anderswo noch in der Bibel

Ich meine, es war ungefaehr so gewesen, er ist ein sehr interessanter Mann. Ich mag ihn sehr, soweit man das sagen kann.

Im Juedischen haben wir einen Rechts-Gelehrten von Jawne gehabt - da ging es zwar nicht um den Kopf, aber der hatte ein pralleles Problem, er konnte im Rat der Gelehrten einer bestimmten Lehraussage nicht zustimmen, weil er das anders gelernt hatte und seine eigene Lehrbefugnis von direkt einem sehr geachteten Lehrer und zu jener Zeit als Uebereinstimmung der Mehrheit der versammelten Lehrer hatte. Diese waren nun alle gestorben, wegen einer Verfolgung.
Das Niveau an Genauigkeit war damals extrem hoch, da musste nicht nur das Ergebnis "stimmen", sondern auch der Gedankenweg, wie man darauf kam, der richtig sorgfaeltige sein. Die Herleitung dieser Auffassung war so kompliziert, dass es schwer zu verteidigen war, also ihn allein band es, dies nach bestem Gewissen nur so als "richtig" zu wissen.

Nun - wo man nach laengerem Verbot wieder lernen und lehren durfte, war die ganze Welt anders geworden - die Lernenden kamen nicht mehr auf dieselben Schluesse.
Inzwischen waren alle anderen Richter und Hochschullehrer bei der Gegen-Meinung, fuer die es auch gute Argumente gab, aber er schloss sich ihnen nicht an, wegen seines eigenen Gewissens. Das hiielt so ungefaehr sein ganzes Gelehrten-Leben lang an und wurde schon beruehmt fuer seine "Sturheit". Natuerlich hatte auch er dann Partei-Gaenger seiner Ansicht, aber es ging ihm nicht darum.

Als er ins Sterben kam, wollten ihm seine Soehne und Schueler versprechen, "in seinem Sinne weiter dagegen" zu sein, da sagte er ihnen:
Nein, das duerft Ihr nicht, Ihr habt es nur von mir, ich habe es von einer Mehrheit, als das Heiligtum noch stand
- Ihr seid nicht im Gewissen verpflichtet
- Eure Regel ist, sich der Mehrheit um des Friedens willen zu fuegen.

Manchmal denk ich, ob St.Thomas Morus diese Episode kannte?
mfG :)
WiTaimre
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