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Zum Schmunzeln: Die Wissenschaft und der Kühlstrank
#1
Gestern habe ich einen lustigen Teil des Buches "Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie" des Physikers Vince Ebert erreicht. Der Anfang des Kapitels "Denken und Fühlen" hat mich sehr an die häufige Diskussion, was denn Wissenschaft vermag auszusagen und welche Bedeutung dieses Aussagen haben, erinnert. Deshalb hier mal ein Ausschnitt:
Zitat:Wissenschaftliches Denken ist, banal gesagt, eine Methode zur Überprüfung von Vermutungen. Wenn ich vermute: "Im Kühlschrank könnte noch Bier sein...", und ich schaue nach, dann betreibe ich im Prinzip schon eine Vorform von Wissenschaft. In der Theologie dagegen werden Vermutungen in der Regel nicht überprüft. Wenn ich also nur behaupte: "Im Kühlschrank ist Bier", bin ich Theologe. Wenn ich nachsehe, bin ich Wissenschaftler. Wenn ich nachsehe, nichts finde, aber trotzdem behaupte: "Es ist Bier drin!", dann bin ich Esoteriker.
An der Stelle fragen sich vielleicht einige: "Aber was mache ich, wenn der Kühlschrank abgeschlossen ist?" Dann muss ich anderweitig versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Ich kann ihn schütteln. Ich kann ihn wiegen. Ich kann ihn mit Röntgenstrahlen durchleuchten. Ich kann das Ding sogar abfackeln und danach die Verbrennungsprodukte auf Bier untersuchen. Das macht die Sache natürlich extrem aufwendig und langwierig. Deswegen kann ein Esoteriker in fünf Minuten auch mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganze Leben widerlegen kann.
Doch selbst wenn ich alle möglichen Experimente durchgeführt habe, habe ich nie die volle Gewissheit, ob in diesem blöden Kühlschrank tatsächlich Bier ist. Ein Restzweifel bleibt immer. Weil ich mit jedem Experiment nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit sehen kann. Das ist der Grund, weshalb es in der Wissenschaft kein absolut gesichertes Wissen gibt.

Ich hab ein bisschen drüber nachgedacht. Aber erstmal wollte ich euch fragen, was ihr dazu sagt (außer, dass es sehr amüsant ist).

Grüßle
Sonne

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#2
Der Autor ist Wissenschaftler, Theologie ist ihm nicht so wichtig, und schwupps, kommt Unsinn heraus.
Es ist zunächst richtig, wenn ich eine Vermutung durch Experiment nachprüfe, dann gehört dies zur naturwissenschaftlichen Methode.

Der Theologe wird niemals eine vermutete Sachaussage ohne Prüfung behaupten. Das ist lächerlich. Die Theologie prüft durchaus mit vielen verschiedenen Methoden - auch der naturwissenschaftlichen - z. B. der Untersuchung der historischen Abläufe, der Bedinungen der Landschaft, der Kultur, wie theologisch relevante Texte zu ihren Aussagen kommen.

Der Theologe untersucht bzw. prüft folglich nicht: "Ist im Kühlschrank Bier?" sondern, warum jemand einen Kühlschrank braucht, was Bier ist, und warum man dies in einem Kühlschrank bunkern könnte. Das alles sind Fragen des Wertens. Welchen sittlichen Wert misst der Mensch der Tatsache bei, dass Bier im Kühlschrank ist?

Ich wäre jetzt dafür, weil ich nach Wein das Forum zu locker zu sehen begänne oder heißt es "begönne"? (vulgo: beginnen würde) :tard:
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(24-07-2009, 23:02)Ekkard schrieb: Welchen sittlichen Wert misst der Mensch der Tatsache bei, dass Bier im Kühlschrank ist?

Ich wäre jetzt dafür, weil ich nach Wein das Forum zu locker zu sehen begänne oder heißt es "begönne"? (vulgo: beginnen würde) :tard:


Heißt alles drei. Noch früher wäre auch das gegangen:
"weil ich nach Wein das Forum zu locker zu sehen begünne"
""weil ich nach Wein das Forum zu locker zu sehen begünde"

Seehr verführerisch, das in seinen Sprachschatz aufzunehmen.

Übrigens beginnt man mitunter auch nach Bier, das Forum zu locker zu sehen. Eusa_doh

[/ot]
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#4
Hallo Ekkard,
(24-07-2009, 23:02)Ekkard schrieb: Die Theologie prüft durchaus mit vielen verschiedenen Methoden - auch der naturwissenschaftlichen - z. B. der Untersuchung der historischen Abläufe, der Bedinungen der Landschaft, der Kultur, wie theologisch relevante Texte zu ihren Aussagen kommen.
Hm... ich wage zu bezweifeln ob der Theologe das überhaupt untersuchen kann. Sicher ist die Theol. sehr stark in der Sprachwissenschaft, aber ob sie von der Landschaft was haben??? Das wären doch eher Geologen oder Archäologen, die da kompetent falchliche Aussagen machen können. Ist m.E. nicht Aufgabe der Theologen....
Zitat:Der Theologe untersucht bzw. prüft folglich nicht: "Ist im Kühlschrank Bier?" sondern, warum jemand einen Kühlschrank braucht, was Bier ist, und warum man dies in einem Kühlschrank bunkern könnte. Das alles sind Fragen des Wertens.
Die "Ist im Kühli Bier"-Frage wären m.E. die Versuche eine transzendente Existenz zu beweisen. Da gebe ich dir Recht. Diese Frage stellen Theologen nicht (mehr). Die Frage, ob es sich um Starkbier, Altbier oder Pils handelt, wären Aussagen über das Wesen Gottes. Macht das die Theologie denn? Angesichts der Tatsache, dass es hier schon unendlich viele unterschiedliche Ansichten/Traditionen gibt, werden wir nie beweisen können (zumindest nicht objektiv für alle nachziehbar), ob Gott wirklich so ist wie vermutet (in der Psychologie ist es ähnlich), geschweige denn ob überhaupt Bier im Kühli ist. Wie kommst du drauf, dass es eine Tatsache ist, dass Bier im Kühlschrank ist?
Zitat: Welchen sittlichen Wert misst der Mensch der Tatsache bei, dass Bier im Kühlschrank ist?
Die Frage versteh ich nicht...

Viele Grüße
Sonne

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#5
Hallo Sonne,
(25-07-2009, 16:31)Sonne schrieb: Sicher ist die Theol. sehr stark in der Sprachwissenschaft, aber ob sie von der Landschaft was haben??? Das wären doch eher Geologen oder Archäologen, die da kompetent falchliche Aussagen machen können. Ist m.E. nicht Aufgabe der Theologen....
Zitat:Soviel ich gelernt habe, werden in solchen Fällen tatsächlich Geologen, Archäologen und Physiker zu Rate gezogen (z. B. beim Turiner Grabtuch).

[quote='Sonne' pid='51453' dateline='1248532268']Die Frage, ob es sich um Starkbier, Altbier oder Pils handelt, wären Aussagen über das Wesen Gottes. Macht das die Theologie denn?
Kommt darauf an, ob der Theologe römisch oder evangelisch denkt. Der römisch katholische Theologe würde eine bestimmte Rezeptur festlegen und auf diese Weise allen Pils empfehlen. Die evangelische Seite wäre toleranter, Hauptsache, es gibt überhaupt Bier.

[quote='Sonne' pid='51453' dateline='1248532268']Angesichts der Tatsache, dass es hier schon unendlich viele unterschiedliche Ansichten/Traditionen gibt, werden wir nie beweisen können (zumindest nicht objektiv für alle nachziehbar), ob Gott wirklich so ist wie vermutet (in der Psychologie ist es ähnlich), geschweige denn ob überhaupt Bier im Kühli ist. Wie kommst du drauf, dass es eine Tatsache ist, dass Bier im Kühlschrank ist?
Die römisch katholische Seite wird die Frage anhand ihrer Dogmen bejahen: Gott ist so, wie wir ihn glauben (sollen, Rezeptur inbegriffen). Die evangelische Seite neigt eher dazu, dass Gott alles das nicht ist, sondern gewissermaßen nur das Prinzip (also Bier)

Ich hatte gefragt: "Welchen sittlichen Wert misst der Mensch der Tatsache bei, dass Bier im Kühlschrank ist?"
Die Frage kann man doch stellen, wenn man Gäste erwartet oder durstig ist. Man muss sie ja nicht beantworten. Ein guter Philosoph zeichnet sich dadurch aus, dass er antworten lässt. Icon_lol
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
Ekkard schrieb:Die evangelische Seite neigt eher dazu, dass Gott alles das nicht ist, sondern gewissermaßen nur das Prinzip (also Bier)

Danke Ekkard! Damit hast du mich an das "Bier unser" erinnert.

Bier unser, das du bist im Glase
gesegnet werde dein Erfinder,
mein Rausch komme,
dein Wille geschehe,
wie im Büro, so auch in der Kneipe
Unseren Durst still uns heute
und vergib uns unsere Schulden
wir auch wir vergeben unseren Gläubigern
und führe uns nicht in die Milchbar,
sondern gib uns Kraft,
weiter zu trinken,
denn dein ist der Durst,
der Rausch und die Seligkeit.

Prost!
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#7
Hach ja, ich machs mir schon mal mit meinem Seidla bequem... [Bild: ess39.gif]
Ein paar Seiten weiter geht es um Aberglauben:
Zitat:Fest steht: Aberglaube ist faszinierender als Logik. Dazu gibt es ein interessantes Experiment. In den sibziger Jahren bauten Verhaltensbiologen einen drei Meter langen Käfig, an dessen Ende ein Fressnapf stand. In diesen Käfig ließ man nun eine Laborratte. Die Versuchsanordnung war so konstruiert, dass nach zehn Sekunden Futter in den Napf fiel, vorausgesetzt, dass die Ratte erst zehn Sekunden nach dem Öffnen am Napf ankam. Brauchte sie weniger als zehn Sekunden, blieb der napf leer. Nach einigem Ausprobieren erfasste die Ratte die offensichtliche Beziehung zwischen dem Auftauchen von Futter und der verstrichenen Zeit. Da sie aber normalerweise für den Weg zum Napf nur etwa zwei Sekunden brauchte, musste sie die restlichen acht Sekunden irgendwie "verbummeln", indem sie zum beispiel drei Pirouetten ausführte. Dir Ratte jedoch nahm irrtümlich an, dass die Ausführung der Pirouetten der Auslöser für das Futter war. Mit der Folge, dass sie bei jedem weiteren Lauf zum Fressnapf akribisch immer wieder das gleiche Ritual ausführte."
Man beachte: Er benutzt das Wort "Ritual". Wahrscheinlich war in dem Napf nix anderes als Bier. Danke übrigens an die Erinnerung der unterschiedlichen Bierhandhabung. Da haben die Kathiken wohl das bayerische Reinheitsgebot gepachtet... und die Protestanten bleiben holländische Bierpanscher [Bild: lol27.gif] Ich vergess manchmal, dass es außer "Hauptsache Bier" noch die Prinzipienreiter gibt [Bild: fig49.gif]

:icon_cheesygrin: Ich find das Buch so genial!

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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