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Feuerbestattung
#1
Ich hätte da eine Frage an die Christen - besonders die Kahtoliken - unter uns.


Sind Feuerbestattungen bzw. das Kremieren von Toten im Katholizismus erlaubt? Und wie sieht's mit anderen Konfessionen aus?

Wenn nein: Gibt's da konkrete Gründe die auf der Bibel basieren oder sind diese eher von Tradition geprägt?

Vielen Dank im Voraus.

Romero
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#2
(19-11-2009, 14:16)Romero schrieb: Ich hätte da eine Frage an die Christen - besonders die Kahtoliken - unter uns.


Sind Feuerbestattungen bzw. das Kremieren von Toten im Katholizismus erlaubt? Und wie sieht's mit anderen Konfessionen aus?

Wenn nein: Gibt's da konkrete Gründe die auf der Bibel basieren oder sind diese eher von Tradition geprägt?

gute frage

ich hab noch keine katholische urnenbestattung erlebt bzw. auf katholischen friedhöfen keinen urnenhain gesehen (was aber nicht heißt, so was gäbe es nicht. friedhöfe gehören nicht unbedingt zu den sehenswürdigkeiten, die ich mir in einer fremden stadt als erstes ansehe)

traditionell wird wohl die feuerbestattung als vermutlicher ausdruck einer atheistischen bzw. nicht an die auferstehung des fleisches glaubenden haltung vom christentum abgelehnt. soweit mir bekannt, hat sich die evangelisache kirche als erste von dieser haltung gelöst und toleriert die kremation (auch wenn hie und da schon die nase gerümpft wird), bei den kazholiken wurde das verbot im zuge der reform im geiste des zweiten vatikanmus aufgehoben, und die orthodoxen dürfen nach wie vor maximal in der hölle brennen - aber nicht schon auf erden
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
Werft mich auf den Kompost! Das reicht.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#4
(19-11-2009, 14:16)Romero schrieb: Ich hätte da eine Frage an die Christen - besonders die Kahtoliken - unter uns
Sind Feuerbestattungen bzw. das Kremieren von Toten im Katholizismus erlaubt?
Sie können (und wollen meist auch anscheinend) nichts dagegen tun, ebenso wie andere Weltanschauungsgemeinschaften (in Deutschland)

Bibelauslegung und Auferstehungsvorstellung stehen dem nicht entgegen

JHR
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#5
(19-11-2009, 17:25)humanist schrieb: Werft mich auf den Kompost! Das reicht.

naja, ein bißchen stilvoller darfs schon zugehen

ich z.b. habe bereits genaue anweisungen, welchem flieder in unserem garten meine eltern mal in ihrer bio-urne nahrung bieten sollen. auch eine nette art des weiterwirkens nach dem tod, wie ich finde
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#6
Oder als Trophäe an der Wand. So haben sie dich ewig in Erinnerung :icon_lol:
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#7
ich sag nur: Resteverwertung,.. schlachtet meine Ersatzteile aus und werft die leere Hülle meines Selbst auf den Müll
Aut viam inveniam aut faciam
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#8
Das ist noch besser.
Ich habe einen Organspendeausweis in meinem Portemonnaie.
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#9
Ich auch
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#10
Die Römer kannten sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen. Unter christlichem Einfluss wurden Feuerbestattungen mehr und mehr zurückgedrängt, dürften aber bis ins 9. Jh stattgefunden habe. Jedenfalls hat Karl d. Große Feuerbestattungen 785 verboten. Den an einer Totenverbrennung Beteiligten drohte die Todesstrafe.

Zu Feuerbestattungen kam es erst wieder während der Französischen Revolution. Ende des 19. Jh wurde katholischerseits ein ausdrückliches Verbot der Feuerbestattung (Verweigerung eines kirchl. Begräbnisses) ausgesprochen. Das Verbot wurde vom Hl. Stuhl bis 1926 dreimal wiederholt, präzisiert und hatte bis 1963 Gültigkeit.

Freimaurer (1869, internat. Freimauererkongress in Neapel) und marxistische Freidenkervereine (1905, Gründung eines Vereins zur Feuerbestattung) propagierten und förderten in Opposition zur kath. Kirche die Feuerbestattung.

1963 wurde von der katholischen Kirche das Verbot der Feuerbestattung aufgehoben. Die entsprechenden bischöflich-pastoralen Anweisungen dazu erfolgten 1964.

MfG B.
MfG B.
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#11
(19-11-2009, 22:07)humanist schrieb: Oder als Trophäe an der Wand. So haben sie dich ewig in Erinnerung :icon_lol:

das ist erstens gesetzlich nicht zugelassen und widerspricht auch meinen vorstellungen von wohnambiente. der garten ist mir lieber. ich werde den flieder bewundern können und meine erinnerungen pflegen

(19-11-2009, 22:07)humanist schrieb: Ich habe einen Organspendeausweis in meinem Portemonnaie

ich selbstverständlich auch

was an einem alten mann noch für andere verwertbar ist, mag die andere frage sein



bion möchte ich für seine sachkundigen ausführungen danken
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#12
So merkwürdig es auch klingen mag:

Totenrituale sind sehr stark beeinflusst von Landschaft und Umgebung.
Im Permafrostbereich sind Erdbestattungen selten, In Gegenden ohne hinreichendes Brennmaterial sind Verbrennungen eher unbekannt.
Erdbestattungen gibt es besonders in Gegenden, in denen der Boden das zulässt. Wüsten wiederum erfordern wieder andere Maßnahmen.

Christen pflegen auch deshalb regional unterschiedliche Totenrituale.

Andererseits ist mir kein signifikanter Zusammenhang zwischen Verbrennung und Atheismus bekannt.

Die hohe Zahl an Verbrennungen in den Städten ist meines Wissens begründet durch den hohen Preis für Erdbestattungen. Verbrennen ist billiger.

Gruß Dornbusch
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#13
(19-11-2009, 23:05)Bion schrieb: Die Römer kannten sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen. Unter christlichem Einfluss wurden Feuerbestattungen mehr und mehr zurückgedrängt, dürften aber bis ins 9. Jh stattgefunden habe. Jedenfalls hat Karl d. Große Feuerbestattungen 785 verboten. Den an einer Totenverbrennung Beteiligten drohte die Todesstrafe.

Zu Feuerbestattungen kam es erst wieder während der Französischen Revolution. Ende des 19. Jh wurde katholischerseits ein ausdrückliches Verbot der Feuerbestattung (Verweigerung eines kirchl. Begräbnisses) ausgesprochen. Das Verbot wurde vom Hl. Stuhl bis 1926 dreimal wiederholt, präzisiert und hatte bis 1963 Gültigkeit.

Freimaurer (1869, internat. Freimauererkongress in Neapel) und marxistische Freidenkervereine (1905, Gründung eines Vereins zur Feuerbestattung) propagierten und förderten in Opposition zur kath. Kirche die Feuerbestattung.

1963 wurde von der katholischen Kirche das Verbot der Feuerbestattung aufgehoben. Die entsprechenden bischöflich-pastoralen Anweisungen dazu erfolgten 1964.

MfG B.

Wie immer spannend und informativ. Vielen Dank!
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#14
(20-11-2009, 07:41)Dornbusch schrieb: Christen pflegen auch deshalb regional unterschiedliche Totenrituale.

Andererseits ist mir kein signifikanter Zusammenhang zwischen Verbrennung und Atheismus bekannt.

Die hohe Zahl an Verbrennungen in den Städten ist meines Wissens begründet durch den hohen Preis für Erdbestattungen. Verbrennen ist billiger.

Antwort (Bistum Augsburg) auf eine Anfrage zur Feuerbestattung:

Zitat:Nachdrücklich empfiehlt die Kirche, daß die fromme Gewohnheit beibehalten wird, den Leichnam Verstorbener zu beerdigen; sie verbietet indessen die Feuerbestattung nicht, es sei denn, sie ist aus Gründen gewählt worden, die der christlichen Glaubenslehre widersprechen." (can. 1176, § 3 CIC)

Die Erdbestattung empfiehlt sich für den Christen, weil sie der Bestattung unseres Herrn Jesus Christus entspricht: "Die Kirche sieht in der Erdbestattung eine besondere Ähnlichkeit mit dem Begräbnis des Herrn" (Die kirchliche Begräbnisfeier, Pastorale Einführung, Nr. 11).

Im 19. Jahrhundert haben Freimaurer, Freidenker und marxistische Gruppen sich für die Einäscherung ausgesprochen, um damit ein äußeres Zeichen ihrer Haltung zu geben, dass mit dem Tode "alles aus ist" (Münst. Kommentar zum CIC). Diese antichristliche Haltung wurde kirchlicherseits mit einem Verbot der Leichenverbrennung beantwortet (vgl. can. 1240, § 1, n. 5 CIC/1917). Aufgehoben wurde dieses generelle Verbot im Jahre 1963 durch eine Instruktion des Hl. Offiziums (AAS 1964, 822f).

Heute ist eine Feuerbestattung nur noch dann verboten, wenn sie aus Gründen gewählt wurde, die gegen die christliche Glaubenslehre sprechen. Ansonsten kann die kirchliche Feier im Krematorium stattfinden oder an den Stationen Friedhofskapelle/Trauerhalle und/oder Grab
.


MfG B.
MfG B.
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#15
(20-11-2009, 09:32)Bion schrieb: Die Erdbestattung empfiehlt sich für den Christen, weil sie der Bestattung unseres Herrn Jesus Christus entspricht:
Nun, dann solten Christen unmittelbar am Todestage gewaschen, eingeölt und in luftige oberirdische Kammern gebracht werden zum alsbaldigen Verfall der Gewebe ... und dann die Gebeine in Knochenkästen aufbewahrt werden. Von einer Beerdigung des Jesus berichtet die Bibel NICHTS!
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