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Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel?
#14
(15-07-2010, 22:41)alwin schrieb: Da kann ich Dir aus eigener Erfahrung Recht geben. Ok, Placebos kamen zwar nicht zum Einsatz, aber wenn mein Kreislauf anfängt zu streiken, bekomme ich das Problem recht schnell mit einem homöophatischen Mittel in den Griff. "Schulmedizinische" Mittel, insbesondere die berühmte Chemiekeule (leicht übertrieben) hatten bis dahin grundsätzlich versagt und die Situation verschlimmert

Ohne Namen zu nennen, gleiches trifft bei mir bei Erkältung, Angina usw zu. 30 Tropfen am Tag eingenommen, zur rechten Zeit, und das Übel nimmt reißaus!.

Gruß

Wem gibst Du wobei Recht? Ich sehe hier einen Widerspruch, da ich bislang keinen Teilnehmer der Diskussion gesehen habe der Homöopathie eine über
den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung zuschreibt. Trotzdem scheinst Du zwischen Placebos und homöopathischen Mitteln streng zu unterscheiden.
Glaubst Du an einen darüber hinausgehenden Effekt, und wenn ja, woran machst Du ihn fest? Am längeren Arzt-Patienten-Gespräch, das man sicherlich
ebenfalls zum psychologischen und damit dem Placeboeffekt im weiteren Sinne zurechnen sollte, oder den Mitteln?



(15-07-2010, 22:59)petronius schrieb: sicher, warum denn nicht?

ja -wenn sie den betrug beweisen kann. dann ist er sogar schon verboten

definiere "wahrheit" und nenne eindeutige kriterien, sie zu bestimmen

nein

das haben die kassen zu entscheiden

ich sehe den gegensatz so nicht als existent

Nun, ich finde es durchaus eine akzeptable Position Irrtümer und Aberglauben zu bekämpfen. Würdest Du es ebenfalls so locker sehen wenn
es um die üblichen Esoterikbetrügereien ginge, bei denen naiven/alten Menschen ihre Ersparnisse, und oft genug auch eigens aufgenommene Kredite,
abgeschwatzt werden mit Geschichten über böse Geister, schlechtes Karma oder was weiß ich noch, das aus diesem oder jenem entfernt werden müsse?
Da schalten sich oft genug Gerichte ein, und auch dort ist "Betrug" nur schwer nachzuweisen, in dem Sinne wie es das Gesetz vorschreibt, nämlich
den Nachweis oder zumindest handfeste Indizien dafür zu finden daß der Nutznießer nicht an seinen eigenen Unsinn glaubt. Das kommt meines
Wissens sehr selten vor, meistens werden solche Scharlatane lediglich wegen Diebstahls oder Unterschlagung verurteilt. Oder diese ominösen
Schluckbildchen, die, in früheren Zeiten, von Quacksalbern in Umlauf gebracht wurden und denen, durch die Abbildung von Heiligen und anderen
religiösen Figuren des Christentums, heilende Wirkung zugesprochen wurde. Ist im Prinzip dasselbe, und würde heutzutage unter Garantie von
Verbraucherschützern bekämpft werden, wenn noch genügend Menschen vorhanden wären die auf solchen Mumpitz reinfallen.

Die Frage ist doch, kann man nicht, genauso wie bei Produktfälschung und anderen Gesetzesübertretungen auch, argumentieren daß, analog zu den
Prinzipien des "halbwegs gesunden Menschenverstandes" und "Nichtwissen schützt nicht vor Strafe" davon ausgegangen werden muß daß nach
jahrzehntelanger fruchtloser Versuche eine Wirksamkeit der Homöopathie nachzuweisen davon ausgegangen werden muß daß sich ein Mensch der sie
"studiert" hat sich dessen bewußt sein müsste und damit entweder von der Behauptung es wäre anders Abstand nimmt oder Betrug begeht?
Schließlich würde auch kaum jemand tolerieren wenn ein Medikamentenhersteller ein Placebo als Blutdrucksenker oder Narkosemittel
vertreibt, wieso sollte man ebensolches bei Homöopathen tolerieren?
Schließlich nehmen sie für sich in Anspruch wirksame, also über den
Placeboeffekt hinaus wirkende Medikamente herzustellen und zu vertreiben, gleiche Branche, unterschiedliche Maßstäbe?
Ebenso würde ein Schulmediziner der durch Inkompetenz einem Patienten Schaden zufügt oder grob fahrlässig keine Heilung bewirkt obwohl sie
möglich wäre, indem er zum Beispiel durch Unkenntnis keine Therapie weiß obwohl sie medizinischer Alltag ist, wohl ernsthafte Konsequenzen zu
befürchten haben. Wieso gibt es hier zwischen Schulmedizinern und Homöopathen einen derartigen Doppelstandard? Man könnte doch genauso
wie von Arzten einen hohes Maß an fachlichem, also wissenschaftlichem Wissen und rationalem Denken gefordert wird auch ebensolche Maßstäbe an
Homöopathen anlegen, die nicht selten Doktortitel führen, und ihnen als Voraussetzung die Kenntnis über die allein psychologische Wirkungsweise
ihrer "Wissenschaft" attestieren.

Ich bin mir der Schwierigkeiten des Begriffes "Wahrheit" und ihrer Definition durchaus bewußt, aber ich denke nicht daß Homöopathie ein besonders
gutes Beispiel abgibt um eine philosophische Diskussion über Wahrheit zu beginnen. Ich denke dafür ist in diesem Fall der esoterische Hintergrund und
die Wirkungslosigkeit der Homöopathie zu gut belegt, als daß man hier eine Unergründlichkeit welchen Ausmaßes auch immer beanstanden könnte.
Fakt ist, Homöopathie bleibt auch nur das geringste Indiz ihrer Wirksamkeit schuldig, nimmt sich aber weiterhin heraus das Gegenteil zu behaupten.
Das erfüllt meines Erachtens, verbunden mit der finanziellen Motivation, den Tatbestand des Etikettenschwindels, Irreführung, Betruges, Scharlatanerie, und nöcher.
Trotzdem wird es immer noch stillschweigend hingenommen daß Aberglauben Vorschub geleistet wird, anstatt die weitverbreitete Akzeptanz dieser und
ähnlicher betrügerischer Machenschaften zu bekämpfen, Aufklärung zu betreiben und die oft genug armselige naturwissenschaftliche Grundbildung
in vielen Schichten der Bevölkerung zu verbessern, und durch empfindliche finanzielle Strafen zusätzlich zum Verbot von Kassenübernahmen das
Geschäftsmodell daß dahinter steht zu unterminieren.

Ich persönlich hätte wenig dagegen einzuwenden wenn Homöopathie ehrlich mit ihrer psychologischen Wirkungsweise umgehen würde, oder der finanzielle Vorteil
der dadurch erlangt würde reduziert wird und der Allgemeinheit, zumindest zum Teil, zugeführt würde.
Dazu sind Homöopathen aber, aus Angst um ihre Erlöse, kaum bereit.
Genausowenig wie Hersteller von wirkungslosen Kopien schulmedizinischer Medikamente freiwillig darauf verzichten ihren Schund in armen Ländern zu vertreiben.
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RE: Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel? - von Hikikomori - 16-07-2010, 23:04

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