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Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel?
zu den kosten noch einmal prof. witt:

taz: Wie sehen Sie die aktuelle Debatte über die Finanzierung von Homöopathie durch Krankenkassen: Ist das ein Glaubenskrieg?

Witt: Ich halte sie vor allem für unsachlich geführt. Der Punkt ist: Die gesamte Diskussion wird im Moment eben nicht auf Basis von Daten geführt. Sondern sehr ideologisch, auf der Ebene von Vermutungen. Eigentlich ist es eine Debatte über die Wirksamkeit der Homöopathie, besonders von homöopathischen Arzneimitteln. Da hat man sich dann eine Diskussionsebene gesucht, bei der man möglichst viel Staub aufwirbeln konnte.

taz: Etwa die Hälfte aller Krankenkassen bietet Zusatzleistungen für alternative Medizin an. Warum zahlen Kassen für etwas, von dem kein medizinischer Wirkmechanismus nachgewiesen ist?

Witt: Die Krankenkassen kennen die Studien, die gezeigt haben, dass es den Patienten mit homöopathischen Behandlungen besser geht. Ich vermute, sie orientieren sich am Gesamtergebnis. Da die Versicherten zum Teil gern Homöopathie haben wollen, ist es also auch ein Wettbewerbsvorteil für die Krankenkassen.

taz: Sollte das Geld aus unserem Gesundheitssystem nicht lieber für die Behandlung von ernsthaften Erkrankungen ausgegeben werden?

Witt: Die Patienten, die zum homöopathischen Arzt gehen, haben ernsthafte Erkrankungen. Die Fakten sind da sehr klar. Sie haben chronische Leiden und sind schon lange schulmedizinisch vorbehandelt. Wir reden hier nicht über Bagatellerkrankungen. Da nutzen die Patienten zwar auch Homöopathie, gehen aber selbst in die Apotheke und kaufen sich die homöopathischen Arzneimittel. Damit gehen sie normalerweise nicht zum homöopathischen Arzt.

taz: Sparen wir denn tatsächlich Geld, wenn wir homöopathische Präparate aus dem Leistungskatalog der Kassen streichen?

Witt: Das würde ich auch gern wissen. Also, wenn der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Karl Lauterbach, diese Zahlen hätte, würde ich mich sehr freuen, wenn ich sie von ihm bekommen könnte. Er ist schließlich derjenige, der nun Homöopathie aus dem Angebot der Krankenkassen streichen will.

taz: Dabei zahlen doch gar nicht alle Kassen für Homöopathie.

Witt: Ja, es ist keine generelle Krankenkassenleistung. Die einzigen Daten, die ich in Deutschland zu den Kosten von Homöopathie kenne, sind die aus einer Studie, die unser Institut zusammen mit der Innungskrankenkasse Hamburg gemacht hat. Da haben wir homöopathische und konventionelle Behandlung für bestimmte Krankheiten verglichen und danach auch die Kosten analysiert. Dabei haben wir gesehen, dass das zusätzliche Angebot von Homöopathie im Rahmen dieses Modellprojekts nicht zu mehr Kosten geführt hat, da es an anderen Punkten Einsparungen gab
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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RE: Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel? - von petronius - 26-07-2010, 16:22

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