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Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel?
Ich hab den Eindruck, daß hier ein Begriff völlig unter den Tisch fällt, ein Begriff, den jeder Mediziner aus seiner Praxis kennt: den sogenannten "eingebildeten Kranken".
Für einen bestimmten Teil der Menschheit scheint Krankheit, insbesondere wenn sie einen schnieken exotischen Namen trägt, ein Lifestyle-Produkt zu sein, das "man einfach haben" muß, mit dem man angeben und tränendrüsenaktivierend um Mitleid heischen kann. Nach allem, was ich so im alltäglichen Leben, von Arbeitskollegen, zufällig in den Öffentlichen mitbekommenen Gesprächen etc. erfahre, scheinen vor allem weibliche Wesen dafür anfällig zu sein (anders kann ich´s mir nicht erklären, warum sich ältere Matronen so gern lautstark über ihre diversen Zipperlein unterhalten, daß es im ganzen Bus/im ganzen U-Bahn-Wagen zu hören ist...:bduh: )... Männer machen das nicht, die jammern dafür dann um so deftiger im kleinen Freundeskreis... :eusa_naughty:

Was macht nun ein erfahrener Arzt, der mit einem Fall von "eingebildetem Kranken" konfrontiert wird? Diagnose: kerngesund, auch wenn der Patient herumjammert, daß er an ungefähr den zwanzig schlimmsten Leiden der Menschheitsgeschichte erkrankt ist?

Die simpelste Methode: Überweisung zum Psychiater. So ein "Drang zum Kranksein" ist logischerweise psychischer Natur...
nur: halten diese Leute nix davon, sich ihre hübsche Krankheit (Grund zum Angeben, Bemitleidetwerden etc.) ausreden zu lassen. Folge dieses Ratschlags: Der Patient tippt sich ans Hirn, denkt: "Mein Körper ist doch krank, nicht mein Verstand!" -- und sucht sich einen anderen Arzt, der ihn "besser versteht", sprich ihm seine heißgeliebte Krankheit nicht etwa ausreden will, sondern im Gegenteil mit allen möglichen Kuren und Spritzen noch darin bestätigt (der Geldbeutel des Arztes will ja auch gefüllt werden...) ... und mit besagten Kuren und Spritzen kann man dann wieder ganz doll angeben und sich bemitleiden lassen...

(Falls hier ein Arzt im Forum herumhängt: Stimmts, oder nicht? Evil5 )

Also, was macht ein Arzt, der einerseits nicht will, daß der eingebildete Kranke einfach "weiterwandert" zum nächsten Kollegen, der den Patienten dann evtl. gesundheitlich tatsächlich ruiniert (sei es aus Geldgier oder schlicht aus Unfähigkeit - weil es Ärzte geben soll, die eingebildete Krankheiten tatsächlich für "echt" halten und dann gleich mit allen Keulen draufschlagen), der aber gleichzeitig weiß, daß es sinnlos ist, den Patienten gleich zum Psychiater zu schicken (Erfolg siehe oben), und auf der anderen Seite weiß, daß er die "Erwartungshaltung" des Patienten erst mal irgendwie "befriedigen" muß, bis er selber vielleicht in das zugrundeliegende psychische Problem eingestiegen ist...?

Antwort: er verschreibt erst mal...... na klar. Placebo. Mit klarer Intention: Der Patient soll zumindest nicht mehr geschädigt werden als er sich selbst (offenbar) zu schädigen bereit ist...
und wenn der Arzt die Placebo unter dem Namen Homöopathie verkauft - was soll´s? Der Patient kann toll mit dieser Bezeichnung herumprahlen, und der Arzt hat sich erst mal Zeit erkauft (erkauft? hm... verdient? Wie soll man das nennen?) um die Sache auf andere Weise zu bereinigen.
(Vorausgesetzt natürlich, daß der Arzt ehrlich genug ist, um dafür bereit zu sein. Hypochonder sind schließlich eine exzellente Dauer-Geldquelle.)

Merke: von einem guten Arzt erwarte ich, sollte eigentlich jeder erwarten, daß er "seine Pappenheimer kennt", und fähig ist, die "echten" Kranken von den Hypochondern zu unterscheiden.

Die Einführung der Praxisgebühr hatte bekanntlich den Sinn, "unnötige" Arztbesuche zu reduzieren, sprich die Zielgruppe hier waren ganz eindeutig die "eingebildeten Kranken". Ein Schuß, der nach hinten losgehen (und letztendlich die "echten" Kranken treffen) mußte, denn wer einen Haufen Geld für total unnötige Behandlungen zum Fenster ´rausschmeißt, zahlt die 10 € auch noch locker...

Wohlgemerkt, mir selbst ist das Gehabe des "eingebildeten Kranken" fremd. Ich bin froh und glücklich, wenn ich nix habe, und ein Arzt sieht mich erst dann, wenn ich ganz real und ohne Einbildung mit dem Kopf unter dem Arm daherkomme. Ich möchte nur zur Diskussion stellen, für wen der Placebo-Effekt "wichtiger" ist: für echte Kranke oder die "anderen"? Ich denke, eindeutig für die zweite Gruppe...

und ich bin nicht genug Homöopathie-Fan, daß ich jetzt nicht sagen würde: Alle Anhänger der H., faßt Euch mal selbst an die Nasen und fragt Euch, inwieweit Ihr hypochondrisch veranlagt seid... :eusa_naughty:

Bevor hier die Beschwerden kommen: Das heißt NICHT, daß ich jeden, der H. benutzt, automatisch für einen Hypochonder halte. Ich weiß, daß viele erst zur H. stoßen, nachdem sie schon eine jahrelange und erfolglose Odyssee durch die Labyrinthe der Schulmedizin hinter sich hatten. Was da am Ende hilft, sei es Placebo oder was anderes, möge jeder selbst entscheiden. Schließlich erwirbt sich jede längere Krankheitsgeschichte auch einen psychischen Anteil (z. B. Schmerzgedächtnisse, die sich eingraben, Phantomschmerzen), sofern sie nicht von Anfang an einen hatte.

Interessant ist ein Vermerk, den ich in den Erfahrungsberichten zu MMS (.jimhumblemms.de) fand. Einer der Beiträge befand sinngemäß, daß sich manche Kranke systematisch weigern, ein gesundmachendes Mittel zu nehmen, weil die Kranken sich einbilden, sie wären von ihrem Leiden "abhängig", um irgendwelche eingebildeten "Schulden" abzutragen oder so. Das ist ein Eindruck, den ich auch schon des öfteren hatte. Gesundwerden ist bei manchen Leuten "einfach nicht drin", den Gedanken können sie nicht ertragen, der wöchentliche oder gar tägliche Gang zum Arzt ist fest in ihren Terminplan eingebrannt. Und wehe, man sagt ihnen, daß die Sache doch mittlerweile ganz leicht heilbar ist. Dann ist man bei ihnen für alle Zeiten unten durch... (und sie suchen sich, wie ich mal annehmen möchte, postwendend eine neue, "garantiert unheilbare" Krankheit...)

(und nochmals der kleine Hinweis, daß mit dem Vorstehenden NICHT die echten Kranken gemeint sind..., für Euch hat es also keinen Sinn, sich darüber aufzuregen)

... aber dummerweise halten sich bekanntlich gerade die Hypochonder für die echtesten und kränksten Kranken auf der Welt... :tard: :icon_cheesygrin:
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RE: Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel? - von Rao - 26-07-2010, 17:54

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