16-09-2013, 23:29
(16-09-2013, 18:18)Shila schrieb: Die Welt ist determiniert, weil sie ganz unabhängig davon ob wir Streuungen oder Messunsicherheiten wahrnehmen. ...Du verstehst es nicht: Unser Denken muss, um Erfahrungen mitteilbar und prognostizierbar zu machen, voraussetzen, dass im Rahmen unserer Erfahrungswelt ("Mittelerde", Erfindung von Tolkien) die Phänomene durch Ursachen bestimmt werden. Den Determinismus führen also wir selbst ein, und wir haben damit weitgehend Erfolg.
Nur, so wie du die Sache vorträgst, hat die Welt die Eigenschaft, determiniert zu sein. Dieser Umkehrschluss würde uns zu Zauberern machen, deren Denken der Welt ihren Stempel aufdrückt. Mit Verlaub: Diese Macht haben wir nicht!
(16-09-2013, 18:18)Shila schrieb: Unsere Wahrnehmung ist unvollständig und deshalb nicht dazu in der Lage die vollständige Wirklichkeit zu erfassen, was zeigt das sogar unser Denken determiniert ist.Von der "vollständigen Wirklichkeit" war nicht die Rede. Daraus folgt gar nichts weiter, außer, dass unser Denken zwangsläufig Lücken und blinde Flecke aufweisen wird.
(16-09-2013, 18:18)Shila schrieb: Unberechenbarkeit existiert in dieser Hinsicht nur deshalb, weil es gewünschte Sicherheiten durch Mangel an Messbarkeit nicht gibt.Man darf das so nicht formulieren! Bestenfalls wäre der klassische Ansatz, zu sagen, dass die Randbedingungen (eines Versuchs) nicht genau genug eingehalten werden können. Ich hatte allerdings schon einmal darauf hin gewiesen, dass man hier das Opfer einer Beschönigung (Idealisierung) wird: In der Schulphysik, werden immer nur die "glatten" Funktionen mit definierten Grenzwerten benutzt und Streuungen weg-idealisiert. Die Welt steckt jedoch voller Störungen, die Einfluss auf die Phänomene nehmen, und zwar in der gerade zufällig gegebenen Welt-Situation (wie die Autos auf der Straße gerade stehen, ob das Licht eingeschaltet wurde oder der Mond am Himmel steht). Und die "nicht-glatten" Funktionen der Physik nehmen sich die Freiheit, auf diese Zufälligkeiten sehr empfindlich zu reagieren. Also: Wir denken uns Idealbedingungen und Ideal-Funktionen aus, die [u]im Wesentlichen[/b] eine zutreffende Weltbeschreibung liefern. Die Tatsachen sind aber nicht so ideal! Und dies führt über lange Zeiten und große Entfernungen hinweg zu völlig offenen Ergebnissen, die nicht berechenbar sind. Determinismus und Kausalität sind idealisierte Abstraktionen, die für unser Denken nützlich sind und nichts weiter.
(16-09-2013, 18:18)Shila schrieb: Fakten sind Denkkonstruktionen, um mit der Welt, wie sie ist, überhaupt klar zu kommen.Nein, natürlich nicht! Sonst wären sie Aussagen und unterlägen unserer Willkür. Gewiss, Aussagen über Fakten, sind "Denkkonstruktionen", das ja. Deshalb muss man solche Aussagen in der Regel belegen z. B. durch Messergebnisse oder Abbildungen.
(16-09-2013, 18:18)Shila schrieb: ... über diese Begrenzungen hinaus können philosophische oder möglicherweise auch religiöse Konzepte mehr bieten als die naturwissenschaftlichen Messunsicherheiten.Wenn von philosophischen oder gar religiösen Konzepten die Rede ist, sprechen wir nicht mehr von der Welt, sondern von unserem Denken. Und dann wäre es interessant zu erfahren, worin solche Konzepte bestehen.
Um beim Beispiel von "unintelligent design" zu bleiben: Welches Konzept verspricht denn eine befriedigende Deutung für Baufehler lebender Organismen?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard