19-09-2013, 09:15
(13-09-2013, 23:02)Ekkard schrieb: Fakt ist, dass sich auf Erden Arten entwickelt haben, die auf molekularbiologischer Ebene alle miteinander verwandt sind, so dass sie sich gegenseitig essen können.Vermutlich nicht nur jene auf der Erde, wenn man davon ausgeht, dass ausschließlich kohlenstoffbasiertes Leben möglich ist.
(13-09-2013, 23:02)Ekkard schrieb: Natürlich ist das ein Hinweis darauf, dass auf anderen Planeten noch ganz andere Arten entstanden sein können.Mit Sicherheit.
(13-09-2013, 23:02)Ekkard schrieb: Und wer dort das Rennen in den Raum gewinnt, ist die Frage.Die Möglichkeiten dürften arg begrenzt sein. Nehmen wir bspw. das Auge - und hier zitiere ich mal aus einem recht lesenswerten Interview mit dem Paläontologen und Evolutionsbiologen C. S. Morris:
"Auf den ersten Blick mag es scheinen, als gäbe es unendlich viele verschiedene Augen auf Erden. Aber in Wirklichkeit beruhen sie fast alle auf nur zwei verschiedenen Designs: Es gibt Linsenaugen, so wie bei uns - und es gibt Komplexaugen wie bei den Insekten. Das Linsenauge wurde im Verlauf der Erdgeschichte etwa siebenmal unabhängig voneinander entwickelt - nicht nur bei den Wirbeltieren, sondern zum Beispiel auch bei Kopffüßern oder Ringelwürmern -, und zwar meist von Organismen mit folgenden Eigenschaften: Sie sind sehr agil, in der Regel räuberisch, und sie neigen dazu, intelligent zu sein. Der zweite weit verbreitete Augentyp, das Komplexauge, hat sich mindestens viermal unabhängig entwickelt - wobei man übrigens sagen kann, dass es dem Linsenauge letztlich unterlegen ist. Um mit einem Facettenauge die Auflösung unseres Linsenauges zu erreichen, müssten wir Augäpfel mindestens so groß wie Riesenkürbisse haben."
*http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28721256.html
Morris zieht also den folgerichtigen Schluss, dass aller Wahrscheinlichkeit nach auch außerirdische Lebensformen Augen besitzen dürften, und zwar genau 2, denn mehr braucht es zum 3-dim. Sehen nicht.
Selbst R. Dawkins - der sich ja nun klar zu einem (atheistischen) Naturalismus bekennt und sicherlich von dem Verdacht frei ist, eine irgendwie 'religiöse Deutung' der Welt liefern zu wollen - kommt in seinem Buch 'Geschichten vom Ursprung des Lebens: Eine Zeitreise auf Darwins Spuren' zu dem Schluss:
"Aber während ich Konvergenz gewöhnlich durch Anrufung ähnlicher Selektionsdrücke erkläre, fügt Conway Morris dem zusätzlich noch die Aussage seines zweiten Zeugen hinzu: Bahnung oder Zwang. Die Materialien des Lebens und die Prozesse der embryonalen Entwicklung erlauben nur einen begrenzten Bereich von Lösungen für ein bestimmtes Problem. [...] Es wird deutlich, wie ein befähigter Anwalt diese beiden Zeugen zur Verteidigung eines wagemutigen Denkansatzes benutzen kann, nämlich, daß ein neuerlicher Ablauf der Evolution höchstwahrscheinlich wieder hinauslaufen würde auf einen Zweibeiner mit großem Gehirn, mit zwei sehr vielseitigen Händen, mit vorwärts-fokussierenden Kameraaugen und anderen, ganz bestimmten menschlichen Eigenschaften."
(13-09-2013, 23:02)Ekkard schrieb: Es ist aber reine Geschmacksache, hier eine Spekulation einer anderen vor zu ziehen. Mit der Faktenlage hat das alles nichts mehr zu tun.Mit Geschmackssache hat das wenig zu tun, sondern mit auf Fakten beruhende Hypothesen, die - so wie ja in den Naturwissenschaften nur allzugern gefordert - mittel- bis langfristig empirisch überprüfbar wären.
Wenn übrigens etwas Deutung ist, dann der (recht negativ konnotierte) Begriff 'Spekulation'.
(13-09-2013, 23:02)Ekkard schrieb: Die Behauptung (k)einer 'Zielgerichtetheit' ist nichts weiter als ein Geschmacksurteil, dessen tieferer Sinn im Verborgenen bleibt. Bissige rhetorische Fragen klären dies auch nicht und nötigen bestenfalls zum Gähnen.Zielgerichtetheit bezeichnet eine Form der Systementwicklung, dem man freilich auch mit Modellen und Theorien nachgehen kann.
(16-09-2013, 12:21)Ekkard schrieb: Und diese Makroeinflüsse werden durch Mikroeinflüsse begleitet, die unmöglich voraussehbar sind. All das ergibt auf lange Sicht eine Unberechenbarkeit.Nö, wäre das der Fall, hätten sich weder geordnete Strukturen im Universum entwickeln können, noch hätten wir ein stabiles Sonnensystem*. Die ganze Thematik ist jedoch ziemlich komplex - hierzu empfehle ich etwa den einführenden Teil 'Philosophische Reflexionen über Chaos und Ordnung' aus:
+http://www.amazon.de/Chaos-Bausteine-Ordnung-Heinz-Otto-Peitgen/dp/360895435X
Die meisten Systeme sind gegenüber Mikroeinflüssen nämlich schlichtweg stabil, weil letztere viel zu klein sind, weshalb bspw. etwa Sterne während ihrer Lebensdauer ihre (annähernd) runde Form beibehalten und nicht etwa im Laufe der Zeit anfangen, zu entarten und sich völlig zu deformieren.
*da gibt es zwar immer wieder Rechnungen (etwa von J. Laskar), dass uns das Sonnensystem eines Tages um die Ohren fliegt, aber solche Vorhersagen sind letztlich ziemlich spekulativ und wenig wahrscheinlich
+http://www.weltderphysik.de/gebiet/astro/news/2009/sonnensystem-planeten-auf-kollisionskurs
(16-09-2013, 12:21)Ekkard schrieb: Die Tatsachen sind aber nicht so ideal! Und dies führt über lange Zeiten und große Entfernungen hinweg zu völlig offenen Ergebnissen, die nicht berechenbar sind.Noch einmal: Nein. Eine genauere Begründung ginge jetzt aber zu tief in die Störungstheorie und Theorie dynamischer Systeme. Da kann sich jeder gerne allein durchkämpfen, so er nicht dumm sterben möchte. In jedem Fall implizieren Grenzen der Vorhersagbarkeit nicht automatisch Instabilität.
(16-09-2013, 23:29)Ekkard schrieb: Determinismus und Kausalität sind idealisierte Abstraktionen, die für unser Denken nützlich sind und nichts weiter.Indeterminismus, Zufall und Kontingenz ebenso.
(16-09-2013, 23:29)Ekkard schrieb: Um beim Beispiel von "unintelligent design" zu bleiben: Welches Konzept verspricht denn eine befriedigende Deutung für Baufehler lebender Organismen?Bspw. das Konzept, dass auch "Baufehler" lediglich auf der Deutungsebene existieren. Man sollte halt 'hinreichend optimal' nicht mit 'perfekt' verwechseln. Lebende Organismen sind nicht perfekt, aber hinreichend optimal. Ganz einfach.