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Meister Eckehart
#1
In einem thread (weiß nicht welcher) las ich, dass Meister Eckehart als Pantheist angesehen wird.

Ich habe dazu im Netz folgendes gefunden.


Meister Eckehart

war ein christlicher Mönch, der für seine Thesen von der christlichen Inquisition verfolgt wurde. Bei mehreren Gerichtsverfahren vor der Inquisition konnte er sich erfolgreich verteidigen, bis er schließlich bevor er getötet werden konnte eines natürlichen Todes starb.

Einer der wichtigsten Anklagepunkte der Geistlichkeit gegenüber Meister Eckehart war (wie so oft) der Pantheismus. Meister Eckehart betonte jedoch, daß seine Aussagen über ein "Etwas in der Seele", das an sich ungeschaffen und unerschaffbar von göttlichen Adel sei, im grobpantheistischen Sinne mißdeutet wurde.

Meister Eckehart war insgesamt in seiner Mystik von einer bezwingenden Logik, in seiner Sprache eher Philosoph, denn Lyriker. Pantheist, wie ihm vorgeworfen wird, kann er schlecht gewesen sein, denn es gibt gleichzeitig auch Aussagen von ihm, in denen er von der Transzendenz Gottes spricht und zwar als eine Transzendenz die alle Eigenschaften überhöht.


Ich weiß nicht viel über M. E. - aber von dem, was ich weiß, habe ich immer das geschlossen, was ich in fett markiert habe.

Wenn er Gott in gesamten Universum gesehen hat, bedeutet ja nicht, dass er ihn auf das Universum reduziert hat - das aber scheint die Definition des Pantheismus auszusagen.
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#2
(10-09-2010, 01:36)agnostik schrieb: Wenn er (Meister Eckehard) Gott im gesamten Universum gesehen hat, bedeutet ja nicht, dass er ihn auf das Universum reduziert hat - das aber scheint die Definition des Pantheismus auszusagen.
Letzteres ist schlecht denkbar. Denn der Pantheismus muss die "Datenströme" (Modulation von Licht, Anordnung von Molekülen und sonstigen Teilchen, chemische Verbindungen, Enzyme, Nanomaschinen in lebenden Zellen) einschließen. Und in dem Augenblick wird auch alles Gedachte, in komplexen Systemen Gesetzte und - im Hirn - Bewusste Teil des pantheistischen, göttlichen Ganzen. Im Pantheismus ist Gott (oder besser das Göttliche) direkt beweisbar durch die Existenz bewusster Vorstellungen davon. Das passt nur nicht zum unnahbaren Allerbarmer, Allmächtigen und Allwissenden der abrahamitischen Gottesverehrung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(10-09-2010, 12:26)Ekkard schrieb:
(10-09-2010, 01:36)agnostik schrieb: Wenn er (Meister Eckehard) Gott im gesamten Universum gesehen hat, bedeutet ja nicht, dass er ihn auf das Universum reduziert hat - das aber scheint die Definition des Pantheismus auszusagen.
Letzteres ist schlecht denkbar. Denn der Pantheismus muss die "Datenströme" (Modulation von Licht, Anordnung von Molekülen und sonstigen Teilchen, chemische Verbindungen, Enzyme, Nanomaschinen in lebenden Zellen) einschließen. Und in dem Augenblick wird auch alles Gedachte, in komplexen Systemen Gesetzte und - im Hirn - Bewusste Teil des pantheistischen, göttlichen Ganzen. Im Pantheismus ist Gott (oder besser das Göttliche) direkt beweisbar durch die Existenz bewusster Vorstellungen davon. Das passt nur nicht zum unnahbaren Allerbarmer, Allmächtigen und Allwissenden der abrahamitischen Gottesverehrung.

Hier ist die Definition, wie sie vorn am Forum steht:

Pantheismus (gr. πάν pán „alles“ und θεός theós „Gott“) bedeutet, die Gottheit bzw. „das Göttliche“ in allen Erscheinungen der Welt zu sehen (Allgottglaube). Somit vertritt der Pantheismus die Ansicht, dass das Universum gleichbedeutend mit Gott sei.

Das kann ich eben bi Eckehart nicht so schließen.

Auch nicht, wenn Gedanken, Emotionen etc. eingeschlossen sind.

Er spricht von dem "Gottesfünkchen" im Herzen. Dies wäre aber eine sinnlose Aussage, wenn der gesamte Mensch und alles im Universum sowieso schon gänzlich das sind, was Gott ausmacht.
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#4
Ich denke, seine Texte sollte man lesen und wirken lassen. Ob es dabei oder vorneweg sinnvoll ist, ihn in irgendeine Kategorie zwängen zu wollen, mag dahingestellt sein.
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#5
Ich gebe allerdings Agnostik Recht. Denn bis vor wenigen Jahrzehnten war es gar nicht möglich, die weitreichenden Konsequenzen aus der Betrachtung komplexer Systeme auch nur annähernd in religiöse oder auch nur philosophische Betrachtungen einzubauen. Das Göttliche war immer wie eine Person, weil Bewusstsein das einzige komplexe System war, das man sich durch Gebrauch (Nachdenken) einigermaßen erschließen konnte (Selbsterfahrung), allerdings ohne dessen physikalische Dimension. Aber gerade Letztere stellt "unser System" in den Gesamtzusammenhang mit vielen weiteren Systemen (Ökosystem, ein Wald, ein See, ein Schwarm, interstellare Gaswolken usw.) dieses Universums. Unser Gedanken mögen schneller produziert werden als bei anderen. Andere Systeme, insbesondere Ökosysteme sind ebenfalls zu einsichtsvollen Reaktionen in der Lage, besonders jene, bei denen wir von "Evolution" ausgehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
Wenn man Meister Eckharts gesamtes Werk zugrundelegt, wird man ihn nicht in ein Schema pressen können. Möglicherweise nicht einmal in das des Mystikers. Zum Teil aber trifft das, was einen Pantheisten ausmacht, auf Meister Eckhart zu.

Über den Texten des Ps.-Dionysius wird er ebenso gesessen haben, wie die anderen großen Geister seiner Zeit.

Mit der Philosophie der Vergöttlichung des Menschen hat Eckhart den Ansatz des Ps.-Dionysius weitergeführt und durch das JohEv, in das die hellenistische Logosspekulation über den Prolog eingegangen war, die nötige Legitimation erfahren.

Im griechisch-philosophischen Denken – und damit auch bei jenen, die dieses Gut aufgegriffen und weitergedacht haben – ist das aufzufinden, was man seit Toland als Pantheismus zu bezeichnen pflegt, wenn man danach sucht. Bei einem ist mehr zu finden, bei anderen weniger.

Auch im NT kann man Verse entdecken, die sich anbieten, pantheistisch gedeutet zu werden. Es kann durchaus reizvoll sein, nach ihnen zu suchen.
MfG B.
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#7
(11-09-2010, 01:22)Bion schrieb: Wenn man Meister Eckharts gesamtes Werk zugrundelegt, wird man ihn nicht in ein Schema pressen können. Möglicherweise nicht einmal in das des Mystikers.

Wieso nicht in das Schema eines Mystikers bzw. -da ich bei Mystik nicht viel Schema sehe Icon_lol - wieso würde man ihn nicht unqualifiziert als Mystiker bezeichnen können?
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#8
Was Bion über pantheisitscher Stellen im Neuen Testament schreibt, kann ich nur unterstreichen.
Anstatt über Eckhart zu theoretisieren - in welche Schachteln er denn zu packen wäre -, sind Texte, Aussagen und Gedanken von Eckhart selber viel interessanter. Wenn davon abgesehen wird, Eckhart in Laden und Begriffe zwängen zu wollen, eröffnet das eine durchaus lustvolle und spielerische Art, neue Dimensionen des Denkens zuzulassen und dabei Überraschendes zu entdecken; vielleicht auch altes Wissen...
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#9
(11-09-2010, 09:00)Ebru schrieb: Was Bion über pantheisitscher Stellen im Neuen Testament schreibt, kann ich nur unterstreichen.
Anstatt über Eckhart zu theoretisieren - in welche Schachteln er denn zu packen wäre -, sind Texte, Aussagen und Gedanken von Eckhart selber viel interessanter. Wenn davon abgesehen wird, Eckhart in Laden und Begriffe zwängen zu wollen, eröffnet das eine durchaus lustvolle und spielerische Art, neue Dimensionen des Denkens zuzulassen und dabei Überraschendes zu entdecken; vielleicht auch altes Wissen...

Ebru - was mich betrifft: ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren theoretisch - also Aussagen der Mystiker etc. - und praktisch mit der Mystik in ihrer vielfältigen Form. Es ist mein eigentliches Interessengebiet. Alles, worüber ich hier diskutiere, interessiert mich eher am Rande.

Aber die Frage, warum M. E. evtl. kein Mystiker ist, ist für mich auch in Bezug auf mein eigentliches und tieferes Interessengebiet relevant. Von dem, was ich bisher von ihm weiß, sehe ich dafür keinen Grund und ich würde wahrscheinlich auch keinen finden, wenn ich mehr von ihm lese - was ich aber trotzdem vorhabe.

Und deshalb hätte ich gern Anhaltspunkte dafür, warum er es nicht ist. Dann kann ich beim Lesen darauf achten.

Abgesehen daon, stimme ich Dir voll zu, dass die Beschäftigung mit Mystikern genau das sein kann, was Du sagts - und wahrscheinlich ist Meister Eckehart für die meisten Foristen da gut geeignet.
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#10
(11-09-2010, 09:00)Ebru schrieb: Anstatt über Eckhart zu theoretisieren - in welche Schachteln er denn zu packen wäre -, sind Texte, Aussagen und Gedanken von Eckhart selber viel interessanter.

So ist es!

agnostik schrieb:Aber die Frage, warum M. E. evtl. kein Mystiker ist,...

Natürlich darf man ihn einen Mystiker nennen.

Vor allem aber war Meister Eckhart Philosoph, und zwar einer, der neuplatonische Positionen vertrat. Philosoph und Mystiker, der auch pantheistische Gedanken geäußert hat.

Manches davon war Gegenstand des Prozesses gegen ihn. Teufelssaat hat er im Acker des Herrn gestreut, hat der Papst dem verstorbenen M. Eckhart nachgerufen. "Die Identifizierung des vergöttlichten Mensch mit dem eingeborenen Sohn" und dass "Caritas Einheit von Gott und Mensch (ohne Rangfolge) sei", hat dem Papst besonders sauer aufgestoßen.
MfG B.
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#11
(10-09-2010, 22:16)Ekkard schrieb: Aber gerade Letztere stellt "unser System" in den Gesamtzusammenhang mit vielen weiteren Systemen (Ökosystem, ein Wald, ein See, ein Schwarm, interstellare Gaswolken usw.) dieses Universums. Unser Gedanken mögen schneller produziert werden als bei anderen. Andere Systeme, insbesondere Ökosysteme sind ebenfalls zu einsichtsvollen Reaktionen in der Lage, besonders jene, bei denen wir von "Evolution" ausgehen.

sicher hängt alles - letztlich und irgendwie - mit allem zusammen

aber wozu dieser schlichten tatsache den namen "gott" geben?

zum tiefergehenden verständnis der zusammenhänge trägt das ja gerade nicht bei

etikett draufkleben und ablage unter "g"...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#12
Auch wenn dieser Thread schon etwas älter ist: Ich lese zur Zeit Meister Eckhart, und würde ihn auch nicht in eine "Pantheisten"-Schublade stecken wollen. Er hat pantheistische und panentheistische Gedanken, aber er ist nicht kategorisierbar, finde ich.

Übrigens habe ich aufgrund dieses Thread einen anderen Thread eröffnet.

Gruss

DE
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