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MaSofias Erklärungen
#38
(14-12-2010, 01:05)Ekkard schrieb: MaSofia,
mir gefällt der Vergleich biblischer Texte mit einem Gemälde sehr gut. Letzteres kann ganz schreckliche Dinge darstellen z. B. eine Schlacht. Der Künstler versteckte darin aber z. B. durch Verteilung von Dunkelheit und Licht eine Botschaft. Diese kann einmal einen ästhetischen Reiz ausstrahlen, und damit das Schreckliche überwinden. Oder die hellen Teile stellen Hilfe, Versorgung und Pflege dar, und überlagern die "finstere Gegenwart".
Solche "Schlüssel" sind vielleicht allgemeiner, als wir im Augenblick anzunehmen bereit sind. Man muss jedoch bedenken, dass solche Interpretationen vom Bezugsrahmen einer hinreichend exakten Darstellung ausgehen müssen, um dann Schritt für Schritt weitere Botschaften zu entschlüsseln.

Das ist auch nicht auf Hebräisch beschränkt. Einen Roman, eine Legende, ein Märchen usw. kann man sehr wohl auf diese Weise interpretieren. Nur im Deutschen ist man auf den Kontext angewiesen. Im Hebräischen scheint es diese Nebenbedeutungen bereits im Wort (oder in ganz ähnlichen Worten) zu geben ...
Letzteres nicht mal unbedingt, wenn man einen niedrigeren Standard akzeptiert. Hier ist immer die Rede von den ausgeklügelten hebräischen Wortspielereien, deren Erfinder sich zweifellos eine Menge Mühe gemacht haben, sie auch mit möglichst vielfältigen Deutungsmöglichkeiten an ihre Empfänger "rüberzubringen", aber es geht auch viel einfacher. Denken wir an das Märchen von Rotkäppchen. Kennt jeder, oder? Aber wer weiß, was dahintersteckt? Daß dieses "Märchen" in Wahrheit die Methode unserer Altvorderen war, den Nachwuchs auf ganz reale Phänomene vorzubereiten, nämlich auf (häufige) Mond- und (seltener, aber dafür eindeutig schreck-erregender) Sonnenfinsternisse. In so ziemlich allen alten Kulturen gab es Geschichten von Monstern (Wölfen, Schlangen, Drachen, Schakalen...), die eine Person/eine Gruppe von Leuten verschlingen, aber sie nach einer bestimmten Zeit wieder ausspucken müssen, man schlage eine beliebige Sammlung mit Volksmärchen aus China, Afrika, Asien... auf. Auch die auffällige Erwähnung der Farbe "Rot" spielt eine Rolle, bekanntlich färbt sich der Mond bei einer Mondfinsternis manchmal blutrot... daß auch hier wieder weitere Deutungsmöglichkeiten im Spiel sind, Mondzyklus, "roter" Zyklus der Frauen und so, liegt in der Natur der Sache...
Sogar auf die Spur bedeutender historischer Ereignisse kann ein scheinbar harmloses Märchen führen. Das folgende hab ich aus einem Doku-Film, liegt schon ein paar Jährchen zurück, also fragt mich nicht mehr nach den Namen. In dem Film ging es um einen Forscher, der sich bei einer Reise durch die Anden des Abends, als ein wunderschöner Sternenhimmel zu sehen war, mit einem indianischen Bauern unterhielt und sich von ihm die traditionellen Märchen erzählen ließ. Der Bauer erzählte ihm die Geschichte von dem Fuchs, der einen Lama-Hirten vor einer Sintflut warnt. Hirte, Lama und Fuchs retten sich auf einen Berggipfel, aber die Flucht fiel so knapp aus, daß dem Fuchs der Schwanz noch ins Wasser hing, und deshalb sind die Schwanzenden der Füchse bis heute dunkel gefärbt. Als der Forscher nach dem Sinn der Geschichte fragte, zeigte ihm der Bauer den Fuchs und das Lama - am Sternenhimmel. Die Figuren waren nämlich zwei von den schwarzen "Flecken" in der Milchstraße, die durch Dunkelwolken erzeugt werden und in den Anden mit ihrer klaren Gebirgsluft besonders gut zu sehen sind... daraufhin konzentrierte sich der Forscher speziell auf die sogenannten "Märchen" der Andenvölker. Und stellte fest, daß zwei einschneidende Ereignisse in der Existenz der mittelamerikanischen Völker, nämlich der Untergang der Maya (ca. um 600 - 900 n. Chr.) und der Azteken und Inkas (ab 1500) auch eine religiös-mythologische Komponente haben. In der Mythologie der antiken Indios symbolisierte die Milchstraße das Reich der Ahnen, mit dem ihre Nachfahren auf der Erde Kontakt halten konnten, weil nämlich nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang jeweils das Band der Milchstraße den Horizont berührte, die "Straße ins Reich der Ahnen" war also - beidseitig befahrbar gewissermaßen - offen. Aaaaber: aufgrund der Präzession, der langsamen Kreiselbewegung der Erde im Lauf von 26.000 Jahren, veränderte sich die relative Position der Milchstraße - eine der Horizontberührungen fiel um 600 n. Chr. weg, die Verbindung "löste" sich gewissermaßen, und um 1500 n. Chr. fiel dann auch die andere Horizontberührung weg. Im Glauben der Indianer bedeutete das, daß jede Verbindung zu ihren Ahnen dauerhaft unterbrochen war, zuerst halbseitig und dann total, jedesmal eine absolut niederschmetternde Erkenntnis, die sich in Verbindung mit den anderen Faktoren der jeweiligen Zeit (selbstverschuldete Umweltzerstörung und chronische Fehden bei den Mayas, der Einfall der Spanier bei den Inkas und Azteken) verheerend auswirkten und den Zerfall der jeweiligen Kulturen bewirkten. Schriftgut ging verloren oder wurde von den Eroberern gnadenlos zerstört, Eliten samt ihrer Traditionen an überliefertem Wissen ausgelöscht. Nur die "harmlosen" Märchen aus den "alten Zeiten" überdauerten...

Und noch ein drittes Beispiel aus Australien: Die sogenannten "Songlines" der Aborigines. Für nomadisierende Bewohner wüstenähnlicher Regionen war es zu allen Zeiten lebenswichtig, sichere Wanderrouten mit den Standorten von Wasserstellen, den Weideplätzen der Beutetiere, aber auch die gefährlichen Zonen mit Schlangen und Krokodilen zu kennen und dieses Wissen an die Nachkommen weiterzugeben. Da die Aborigines weder schreiben noch Landkarten zeichnen konnten, nutzten sie stattdessen ihre gut entwickelte mündliche Tradition und flochten die realen Beschreibungen ihrer Umwelt in Lieder und Geschichten ein. Angeblich können noch heute Aborigines, die die Deutung dieser Lieder und Geschichten gelernt haben, sich auf Anhieb in einem völlig fremden Gebiet zurechtfinden, wenn man ihnen die entsprechenden Überlieferungen für dieses Gebiet zur Verfügung stellt. Genau so wie unsereins eine Straßenkarte lesen kann...

Bei der ganzen Diskussion sollte man nie vergessen, daß die Altvorderen, egal ob Hebräer oder Indianer oder Aborigines, unsere heutige Unterteilung in streng beweisbare Naturwissenschaft einerseits und Mythologien, Märchen, Phantasien anderseits nicht kannten, damals war alles eins, ineinander verwoben - und gerade deshalb so vielfältig lesbar, es gab immer ein "sowohl als auch", niemals ein kategorisches "nur das und nix anderes!"...
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MaSofias Erklärungen - von agnostik - 09-12-2010, 15:44
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