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Achilleus (Achilles, Achill)
#1
Achilleus, einer der Haupthelden der ↗Ilias; Sohn des ↗Peleus und der ↗Thetis. Wurde (insb.) in ↗Lakonien (↗Sparta) als ↗Heros und Gott verehrt (Paus. III 24, 5).

Achilleus war der ↗siebente Sohn gewesen, den Peleus mit der ↗Meeresnymphe Thetis hatte. Sechs Söhne hatte Thetis zuvor ins Feuer gelegt und alles verbrannt, was vom Vater her sterblich war. Tagsüber salbte sie die Wunden der Kleinen mit Ambrosia1. Als Thetis dieselbe Behandlung bei ihrem siebenten Sohn vornimmt, beobachtet Peleus, wie der Kleine im Feuer zappelt, entreißt ihn der Mutter und bringt ihn zu ↗Chiron2, dem weisen ↗Kentauren. Der zieht ihn auf und gibt ihm den Namen Achilleus. Bei Chiron bleibt er bis zu seinem neunten Lebensjahr (Apollod. Bibl. III 171ff.).

Thetis, die weiß, dass ihr Sohn in ↗Troia sterben wird, will das Schicksal überlisten, steckt den Knaben in Mädchenkleider und bringt ihn zu ↗Lykomedes, dem König von ↗Skyros. Dort lebt der er unter den Töchtern des Königs3 und wächst heran.

Als der Seher ↗Kalchas den vor Troia liegenden Griechen prophezeit, dass die Stadt ohne der Mithilfe Achills nicht genommen werden könne, macht sich ↗Odysseus auf den Weg, ihn zu suchen.

Odysseus kommt nach Skyros, kann Achilleus aber nicht erkennen und greift zu einer List. Er lässt die Kriegstrompete blasen. Während die Mädchen die Flucht ergreifen, stürmt Achilleus zu den Waffen. Auf diese Weise wird Achilleus entdeckt. 

Von Peleus, der um in den Krieg zu ziehen zu alt war, erhält er den Eschenspeer, den dieser von Chiron hatte, und die goldene Rüstung, die dem Vater anlässlich der Vermählung mit Thetis einst ↗Hephaistos geschenkt hat. Mit 50 Schiffen und 2500 ↗Myrmidonen zieht er mit den anderen Griechen gegen Troja (Apollod. III 171ff.).

Im ersten Gesang der Ilias4 erfahren wir, dass Agamemnon vom Apollon-Priester Chrysis aufgefordert wird, ihm seine Tochter, das Beutemädchen Chryseis5, zurückzugeben. Agamemnon weigert sich, worauf ↗Apollon das griechische Heer mit Pestpfeilen plagt. Als die Heeresversammlung beschließt, dass Agamemnon der priesterlichen Aufforderung nachzukommen habe, hält sich dieser schadlos, indem er Achill das Beutemädchen ↗Briseis, das ihm als Ehrenpreis zugesprochen worden war, wegnimmt. Achill zieht sich im Zorn vom Kampf zurück6, worauf die Griechen das Kriegsglück verlässt.

Erst nachdem sein Freund und Gefährte ↗Patroklos, dem Achill Rüstung und Waffen leiht, von ↗Hektor erschlagen und ihm Briseis zurückgegeben wird, beteiligt sich der Held wieder an den Kämpfen. 

Achill tötet Hektor, schändet seinen Leichnam und veranstaltet für den Gefährten Leichenspiele. Bei diesen kommt es neben Speise- und Tieropfern (Öl, Honig, Rindern, Schafen, Hunden und Pferden) auch zu Menschenopfern. Am Scheiterhaufen des Patroklos werden zwölf Gefangene Trojer getötet (Hom. Il. 23,175f.). 

Schließlich lenkt Apollon einen Pfeil des ↗Paris die Ferse des Achill und verwundet ihn tödlich. So erfüllte sich sein Schicksal. Auch am Grab des Achill wird ein Menschenopfer vollzogen. Ihm zu Ehren wird die schöne Tochter des ↗Priamos  ↗Polyxena geschlachtet (Ovid Met. XIII 455f.; Paus. I 22, 6; X 25, 10).

Im Tod befindet sich Achill auf den Inseln der Seligen (↗Elysion), wo ↗Medea seine Gefährtin wird (Pindar 2. Olymp. Ode; Apoll. Rhod. VI 810ff.) Dieses Detail wird allerdings auch in anderen Varianten erzählt. Beispielsweise von Antonius Liberalis7.  


1) Ranke-Graves 248 (Ptolemaios Hephaistionos zitierend).
2) Da die Prozedur noch nicht abgeschlossen war, blieb Achilleus sterblich, aber bis auf eine Ferse unverwundbar.
Nach einem anderen Mythos tauchte sie  ihn in das schwarze Wasser der ↗Styx, um ihn unverwundbar zu machen. Dabei hielt sie ihn an einer Ferse fest, weshalb diese verwundbar blieb.
3) Unter den Mädchen lebend, beschlief Achilleus eine Tochter des Lykomedes, ↗Deïdameia. Beider Sohn war ↗Neoptolemos gewesen.
4) Der ↗Trojanischen Krieg erstreckte sich über zehn Jahre. Die Ilias erzählt daraus eine Episode von ca 50 Tagen.
5) Chryseis (Patronym) = Tochter des Chrysis
6) Auf Rat seiner Mutter, die bei Zeus erwirkte, dass die Griechen das Kriegsglück zwischenzeitlich verlassen sollte, hielt Achill sich vom Kampf und allen Beratungen fern (Hom. Il. 1,421f.).
7) "Doch Artemis ließ an ↗Iphigeneias Statt beim Altar einen jungen Stier erscheinen; das Mädchen aber entführte sie weit weg von Griechenland an das Schwarze Meer …  Zur angemessenen Zeit brachte sie Iphigeneia auf die Leuke genannte Insel zu Achilleus, verwandelte sie in eine nie alternde, unsterbliche Göttin und nannte sie statt Iphigeneia Orsilochia. Sie wurde des Achilleus Gefährtin" (Antonius Liberalis 27).

Literatur:
Robert v. Ranke-Graves. Griechische Mythologie. Quellen und Deutung. 17. Aufl. 1984 Hamburg. Rowohlt-Verl.


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MfG B.
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