Themabewertung:
  • 2 Bewertung(en) - 3 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die frage nach dem Sinn
#1
Wie beantworten du Weltreligionen die frage nach dem Sinn?
Zitieren
#2
Ich habe die Frage nach dem Sinn, wie sie die Weltreligionen stellen oder geben in unser Forum "Religionsübergreifendes und Interreligöses" (also hierhin) verschoben. Das vorher gewählte Forum "Sonstige und alte Religionen" beschäftigt sich gerade nicht mit den Weltreligionen, sondern mit den "kleinen" Religionsgemeinschaften.
Ekkard
Zitieren
#3
Ich nehme an, dass ein Schreibfehler vorliegt und es heißen soll: Wie beantworten die Weltreligionen die Frage nach dem Sinn (des Lebens)? Ansonsten ist "Sinn" Sache der Semantik und nicht der Religion. Ich habe z. B. versucht, in der Frage Nele1234's einen Sinn zu finden.

Aus christlicher Sicht besteht der Sinn des Lebens darin, ein Gegenüber von Gott zu sein, das das Geschaffene bewahrt und fördert. Dazu gehört insbesondere, anderen Menschen und ihren elementaren Bedürfnissen nach bestem Können zu dienen. Im modernen Christentum dehnt sich der Sinn mehr und mehr auch auf die Bewahrung und Förderung anderer Teile der Schöpfung aus (z. B. Umweltschutz, Ressourcenschonung, Selbstbeschränkung des Menschen).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#4
Aus atheistischer Sicht hat das Leben keinen vorgegebenen Sinn. Man sucht sich den Sinn selbst.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#5
(17-01-2012, 17:26)Nele1234 schrieb: Wie beantworten du Weltreligionen die frage nach dem Sinn?

unterschiedlich - und manchmal doch gleich

was ekkard als modernes christentum ansieht, könnte z.b. auch der schamane eines indigenen stamms im amazonas-regenwald vertreten

anders gesagt: der "sinne" gibt es viele. warum also auf vorgaben anderer schielen und sich nicht gleich selber einen geben?

ich seh das so: ich bin nun mal hier auf dieser welt, habe niemanden drum gebeten und bin daher auch keinem dafür rechenschaft schuldig. und ich tu, was auch immer mir sinnvoll erscheint - etwas aufbauen, etwas genießen, mich um die mir lieben kümmern. ob und was sinn hat, messe ich an der befriedigung, die es mir verschafft
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#6
(17-01-2012, 18:52)humanist schrieb: Aus atheistischer Sicht hat das Leben keinen vorgegebenen Sinn. Man sucht sich den Sinn selbst.
Tja... sofern man denn überhaupt dazu kommt und nicht bspw. schon im Kindesalter an Hunger oder irgendwelchen Krankheiten krepiert...
Zitieren
#7
(17-01-2012, 18:52)humanist schrieb: Aus atheistischer Sicht hat das Leben keinen vorgegebenen Sinn. Man sucht sich den Sinn selbst.

Aus atheistischer Sicht? Ich denke, da betrachtet man die Philosophen. Und da gibt es ein sehr breites Angebot an möglichen Sinnen. Folgende fallen mir ein:
1) Genuß - geniese dein Leben so gut es geht. (Epikur)
2) Erfülle deine Pflicht! Lasse dich nicht von deinen Wünschen und Ängsten treiben (Stoa, Seneka)
3) Lebe in Askese

Alles in Allem scheinen mir die atteistischen Vorschläge so ziemlich dieselbe Vielfalt aufzuteigen wie die Religionen.
Zitieren
#8
Also ich würde sagen, dass man Sinn philosophisch korrekt so definieren müsste, dass es etwas ist, das bleibt. Etwas das keinen Bestand hat, macht doch auch keinen Sinn. Das Problem ist nur: in dieser Welt gibt es nichts, das bleibt. Alles was wir sehen, hören, fühlen, tasten, riechen, ist entstanden, wird erhalten, und vergeht. Es gibt in dieser Welt demnach nichts, was Sinn macht.
Die Religionen sagen: Die Welt, das ist relative Existenz - aber Gott, das ist absolute Existenz. Dingsbums ergo sum: Er fand eine Perle, und verkaufte alles was er besaß - Eins ist not - Sucht euch nicht Schätze auf Erden - usw. weil eben nur Sinn macht, was nicht vergeht.
Zitieren
#9
(02-02-2012, 20:04)eddyman schrieb: Also ich würde sagen, dass man Sinn philosophisch korrekt so definieren müsste, dass es etwas ist, das bleibt. Etwas das keinen Bestand hat, macht doch auch keinen Sinn.

Wie definiert man "Sinn" philosophisch korrekt?

Welcher Art Sinn es ist, den es zu definieren gilt?

Der Sinn eines Textes und der Sinn eine Handlung, beispielsweise, sind verschiedene Dinge.

(02-02-2012, 20:04)eddyman schrieb: ...
Die Welt, das ist relative Existenz - aber Gott, das ist absolute Existenz.
...
Sucht euch nicht Schätze auf Erden - usw. weil eben nur Sinn macht, was nicht vergeht.

Der Sinn des Lebens wiederum ist ein Ding für sich. Um den geht es hier offenbar, Ekkard hat das schon ergänzend angemerkt. Man muss ihn nicht über die Religion definieren, den Sinn des Lebens.

Fichte, beispielsweise, sah den Sinn (das Ziel) des menschlichen Daseins darin, dass es sich in die Sphäre der Freiheit und Besonnenheit erhebt.

Für alle, die den Sinn des Lebens im Jenseits suchten, stellte Feuerbach die Frage: Verliert nicht das Leben gerade durch das Jenseits, in dem es erst seinen Sinn finden soll, allen Sinn, allen Zweck?

Nietzsche sagt's noch deutlicher:

So zu leben, dass es keinen Sinn mehr hat zu leben, das wird jetzt zum "Sinn" des Lebens...

Und nochmals mit Anleihen bei Feuerbach:

Da nicht wenige Menschen die eigene Zwecklosigkeit als Unglück empfinden, gilt es, dem Dasein Sinn zu geben. Selbst wer sich gemeine Zwecke setzt, kommt besser durch, auch wenn er nicht besser ist, als wer keinen Zweck sich setzt.

Glücklich wird, wer seinem Leben Zweck im Diesseits gibt.
MfG B.
Zitieren
#10
Mir scheint ebenfalls, Sinn lässt sich auf mindestens zweierlei Arten verstehen:

Einmal als ethische Frage nach der Daseinsberechtigung... "Was hat mein Leben für einen Sinn? Wie soll ich leben? Was soll ich tun?"...

...und einmal nach dem Daseinsgrund... "Was ist der Sinn meiner Existenz? "Warum soll ich leben? Warum soll ich überhaupt etwas tun?".

Also warum gibt es Leben überhaupt (Sinn?), und was stellt jedes Lebewesen damit an (Sinn?).

Ich bekomme diesen Begriff aber auch nicht so richtig auseinander dividiert und schnelle Internetrecherche macht mich gerade nicht viel schlauer. Daher nochmal:

In dem einem Fall hat es einen eher ethisch-pragmatischen Hintergrund und dreht sich um die Frage, was soll ich tun, was will ich werden (Künstler? Sänger? Wissenschaftler?), will ich Kinder haben, will ich Armen helfen, will ich einfach nur Spaß haben usw.?
Und in dem anderen Fall hat es einen ontologischen Hintergrund, warum bin ich überhaupt hier, weshalb muss ich mein Schicksal ertragen, wieso wird mir das Leben überhaupt aufgezwungen (oder geschenkt) usf.?

Die erste Frage ist leicht und muss sich jeder selbst beantworten. Und die zweite, aufgefasst als Frage nach dem "Sinn des Seins" ist schon etwas schwieriger... Zufall? "Göttliche Vorhersehung"? Oder selbsterklärend, da ich mir die Frage nach dem Seinsgrund nicht stellen könnte, würde ich nicht existieren? Aber was ist mit anderen Lebewesen? Warum existieren die?

Ich sehe das in etwa so: Das Attribut "Sinn" kann etwas nur von einem Subjekt verliehen bekommen. Die Welt an sich oder irgendwelche Dinge haben für sich genommen keinen Sinn. Für sich genommen bräuchte die Welt wohl erst gar nicht zu existieren, wenn sie eh keinen Sinn hat. Wozu auch...? Aber wenn sie schon einmal da ist, dann macht sie nur Sinn, wenn es auch Wesen gibt, die ihr diesen Sinn erst geben. Das ist der Sinn des Lebens - der Welt selbst einen Sinn zu geben. Vergleichbar etwa mit folgender Methapher: Ein Buch das niemand liest, braucht nicht geschrieben zu werden - hat keinen Sinn.
Eine Welt ohne "Feedback", ohne dass sie jemand interpretiert, empfindet und hinterfragt wäre für sich genommen daher für meine Begriffe witzlos, albern, überflüssig, Energieverschwendung. Dies wäre (u.a.) ein möglicher "Sinn des Lebens": die Welt zu erfahren. Die Welt erfährt und kritisiert sich selbst (durch uns), und lässt sich dadurch weiter gestalten und verändern (wieder durch uns).

Und wer davon jetzt noch nicht genug hat, darf sich natürlich auch gerne noch die Frage nach dem Sinn der Sinnfrage stellen... Icon_cheesygrin
Zitieren
#11
Momento, also die Frage lautete "Wie beantworten die Weltreligionen die Frage nach dem Sinn?"
Um sie zu beantworten, und um zu verstehen, warum die Religionen diese Welt irgendwie nicht für voll nehmen, muss man wissen was Unterscheidungsvermögen ist. Es ist das Unterscheiden zwischen weltlicher (relativer) und göttlicher (absoluter) Existenz. Also konkret:

(1) Christentum
"Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird." "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier."

(2) Buddhismus (Mittlere Lehrreden)
„Was meint ihr wohl, Mönche: ist die Form unvergänglich oder vergänglich?“ -„Vergänglich, o Herr!“
„Was aber vergänglich, ist das weh' oder wohl?“ -„Weh', o Herr!“
„Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ‚Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst’?“ -„Gewiss nicht, o Herr!“

(3) Judentum (indirekt geben die 10 Gebote darüber Auskunft. Im AT aber natürlich am besten Kohelet's Windhauch)
"Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."

(4) Hinduismus (Bhagavadgita, II.Kap)
13. Wie die Seele bereits in diesem Körper Kindheit, Jugend und Alter hat, so geschieht es auch, dass sie einen anderen Körper ergreift. Der Weise wird daran nicht irre. 18. Ein Ende haben die Körper, unzerstörbar und unfassbar aber ist das Ewige, welches in diese Körper eingegangen ist. Darum kämpfe, o Bhārata!

(5) Islam (da gibts natürlich auch extremere Stellen)
Verlockend ist den Menschen gemacht worden die Liebe zu dem, was man begehrt: Frauen, Söhne, ganze Zentner von Gold und Silber, gekennzeichnete Pferde, Vieh und Ackerland. Dies ist Nutznießung des diesseitigen Lebens. Aber bei Gott ist die schöne Heimstatt. 3:14

Ergo: Entweder der Mensch strebt nach dem Göttlichen, dann macht sein Leben Sinn. Oder er tut es nicht, identifiziert sich weiterhin mit der relativen Welt, mit ihrer Vergänglichkeit, und unterliegt weiterhin der potentiellen Möglichkeit des Leids, dann hat es keinen Sinn.


Zitieren
#12
(02-02-2012, 20:04)eddyman schrieb: Also ich würde sagen, dass man Sinn philosophisch korrekt so definieren müsste, dass es etwas ist, das bleibt. Etwas das keinen Bestand hat, macht doch auch keinen Sinn. Das Problem ist nur: in dieser Welt gibt es nichts, das bleibt. Alles was wir sehen, hören, fühlen, tasten, riechen, ist entstanden, wird erhalten, und vergeht. Es gibt in dieser Welt demnach nichts, was Sinn macht

du begründest gerade sehr schön, warum eine definition von "sinn", wie du sie machst (nur dann, wenn es bleibt - also das individuum transzendiert?) eben keinen sinn hat

"sinn" kann selbstverständlich zeitlich und örtlich bedingt und begrenzt sein. realiter sieht doch jeder im laufe seines lebens den sinn eben dieses lebens in jeweils unterschiedlichen dingen, mensch entwickelt sich an und in seiner umwelt - zum besseren oder schlechteren, meistens beides
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#13
(03-02-2012, 16:35)eddyman schrieb: Ergo: Entweder der Mensch strebt nach dem Göttlichen, dann macht sein Leben Sinn. Oder er tut es nicht, identifiziert sich weiterhin mit der relativen Welt, mit ihrer Vergänglichkeit, und unterliegt weiterhin der potentiellen Möglichkeit des Leids, dann hat es keinen Sinn

kein widerspruch - aber nichts anders als solchen anspruch würde ich doch von religionen erwarten, schon aus gründen der selbstvermarktung. geboten wird sinn, und der preis ist die unterwerfung unter das göttliche -welches aber auch nur von menschen übermittelt wird

hm... es läuft also auf die sinngebung durch menschen hinaus. entweder durch einen selbst oder eben durch andere
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#14
(03-02-2012, 03:18)Noumenon schrieb: Ich sehe das in etwa so: Das Attribut "Sinn" kann etwas nur von einem Subjekt verliehen bekommen. Die Welt an sich oder irgendwelche Dinge haben für sich genommen keinen Sinn. Für sich genommen bräuchte die Welt wohl erst gar nicht zu existieren, wenn sie eh keinen Sinn hat. Wozu auch...? Aber wenn sie schon einmal da ist, dann macht sie nur Sinn, wenn es auch Wesen gibt, die ihr diesen Sinn erst geben. Das ist der Sinn des Lebens - der Welt selbst einen Sinn zu geben. Vergleichbar etwa mit folgender Methapher: Ein Buch das niemand liest, braucht nicht geschrieben zu werden - hat keinen Sinn.
Eine Welt ohne "Feedback", ohne dass sie jemand interpretiert, empfindet und hinterfragt wäre für sich genommen daher für meine Begriffe witzlos, albern, überflüssig, Energieverschwendung. Dies wäre (u.a.) ein möglicher "Sinn des Lebens": die Welt zu erfahren. Die Welt erfährt und kritisiert sich selbst (durch uns), und lässt sich dadurch weiter gestalten und verändern (wieder durch uns).

Kann mich dieser Ausführung nur anschließen. Leben um zu leben.
Zitieren
#15
(03-02-2012, 20:59)petronius schrieb:
(03-02-2012, 16:35)eddyman schrieb: Ergo: Entweder der Mensch strebt nach dem Göttlichen, dann macht sein Leben Sinn. Oder er tut es nicht, identifiziert sich weiterhin mit der relativen Welt, mit ihrer Vergänglichkeit, und unterliegt weiterhin der potentiellen Möglichkeit des Leids, dann hat es keinen Sinn

kein widerspruch - aber nichts anders als solchen anspruch würde ich doch von religionen erwarten, schon aus gründen der selbstvermarktung. geboten wird sinn, und der preis ist die unterwerfung unter das göttliche -welches aber auch nur von menschen übermittelt wird
hm... es läuft also auf die sinngebung durch menschen hinaus. entweder durch einen selbst oder eben durch andere

Das ist nicht ganz richtig. Die Religionen haben ja nicht nur alte Schriften, Rituale und Traditionen vorzuweisen, sondern immer auch lebende Beispiele, die diese absolute Wirklichkeit realisiert und durch ihr Leben zum Ausdruck gebracht haben. Zitat von Gandhi aus einer Rede auf BBC:
"Sinneswahrnehmungen sind oftmals falsch und trügerisch, wie wirklich sie uns auch immer erscheinen mögen. Wo es Erkenntnis außerhalb der Sinne gibt, da ist sie majestätisch, was nicht durch außergewöhnliche äußerliche Anzeichen bewiesen wird, sondern durch einen Wandel im Verhalten und Charakter derer, die die reale Gegenwart Gottes in ihnen erfahren haben. Solch ein Zeugnis findet sich in einer ungebrochenen Reihe von Propheten und Weisen in allen Ländern und Erdteilen. Wer diese lebenden Beispiele zurückweist, weist sich selbst zurück."
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Die Reinkarnationslehre und der Sinn des Lebens subdil 49 5196 10-12-2023, 16:01
Letzter Beitrag: petronius
  Der Zweite Weltkrieg und was nach den Gesetzen richtig ist Statesman 4 442 12-11-2023, 03:14
Letzter Beitrag: Ulan
  Umfrage zum Leben nach dem Tod Mark Rossling 10 10497 04-01-2018, 10:41
Letzter Beitrag: Geobacter

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste