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Was ist eine Sekte?
#1
15 Orientierungspunkte zur Beurteilung einer Gemeinschaft

Ausführungen von Dr. Hemmingers

1. ein Monopolanspruch auf die Wahrheit gegenüber anderen Gemeinschaften der gleichen Tradition (Wahrheitsbesitz für die eigene Gruppe)

2. ein Monopolanspruch auf Rettung, Erlösung oder Heil (Heilsbesitz für die eigene Gruppe)

3. Größenideen, irreale Machbarkeitsvorstellungen und überwertige Ideen (Recht und Macht exklusiv für die eigene Gruppe

4. eine Schwarz-Weiß-Strukur des Denkens, die Aussagen in absolut richtig und falsch trennt (keine Teilwahrheiten)

5. eine Vision vom kurz bevorstehenden Weltuntergang und der exklusiven Rettung in der eigenen Gruppe

6. ein weltanschaulich begründetes magisches Denken

7. starre Geschlossenheit nach außen hin, ungewöhnliche Gruppenkohäsion

8. ein Unterschied zwischen "innerer Wahrheit" und Außendarstellung (doppelte Wahrheit)

9. eine totalitäre Innenstruktur der Gruppe mit "steiler" Hierarchie

10. Personenkult um die Zentralgestalt der Gruppe, Entpersönlichung der Anhänger

11. starke Kontrollbefugnisse der Führung, eine ausgeprägte Befehls-Gehorsams-Beziehung von oben nach unten und ein starker Zugriff der Führung auf die Gestaltung des Alltags bei den Anhängern

12. innere Überwachungs- oder Spitzelsysteme, geheimdienstähnliche Methoden gegen äußere Gegner

13. ein starkes Elite- und Sendungsbewußtsein der Gruppe, Selbstidealisierung und Dämonisierung anderer

14. Verschwörungsdenken, Flucht in eine Märtyrerrolle

15. finanzielle, berufliche oder familiäre Abhängigkeiten Möglichkeiten der Differenzierung

Nun weisen nicht alle Gemeinschaften, die als "Sekte" oder konfliktträchtige Gruppe bezeichnet werden, die gleichen oder alle 15 der genannten Merkmale auf. Deshalb sind auch nicht alle gleich "gefährlich". Aus diesem Grunde ist es notwendig, die verschiedenen Gemeinschaften und ihre jeweilige Konfliktträchtigkeit differenziert betrachten zu können.
_____________________________________________________________

Ziemliche Gemeinsamkeiten zur katholischen Kirche.

Lasst uns diskutieren.

Gruß
Steffen
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#2
Das, lieber Steffen, kann nur denken, wer nicht zur Kirche gehört ...

Ich nehme mal ein paar der Begriffe aus der Liste:
Zitat:Monopolanspruch, überwertige Ideen, Schwarz-Weiß-Strukur des Denkens, exklusiv, magisch, ungewöhnliche Gruppenkohäsion, totalitär, Personenkult, innere Überwachungs- oder Spitzelsysteme, starkes Elite- und Sendungsbewußtsein, Verschwörungsdenken, finanzielle, berufliche oder familiäre Abhängigkeiten
Das wirst du alles in den Christlichen Kirchen nicht wirklich finden. O.k. ich weiß: Theorie und Praxis. Auch die Kirchen haben hier manchmal ihre Tendenzen, diese hängen aber an Personen, nicht am Gedanken der Institution. Menschen sind immer fehlbar.

Nun kann man einwenden, diese Kriterien sind immer nur an der Außensicht orientiert, auch Sektenmitglieder werden ihre Richtigkeit bestreiten. Der Unterschied besteht aber darin, dass Mitglieder der Kirchen nicht nur das Zutreffen der genannten Kriterien bestreiten, sonder auch das Gegenteil leben.
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#3
Hallo Winfried,

und ob Gemeinsamkeiten zur katholischen Kirche bestehen.


1. Die katholische Kirche erhebt keinen Monopolanspruch auf die Wahrheit?

2. Bei der katholischen Kirche gibt es keinen Monopolanspruch auf Rettung, Erlösung oder Heil?

3. Eine Vision vom kurz bevorstehenden Weltuntergang und der exklusiven Rettung in der eigenen Gruppe [Gläubigen] gibt es im christlichen Glauben nicht, es gibt keine Hinweise in der Bibel das Jesus den Weltuntergang bald erwartet/prophezeit hat?

4. Starre Geschlossenheit nach außen hin, ungewöhnliche Gruppenkohäsion, gibt es in der katholischen Kirche nicht?

5. Ein Unterschied zwischen "innerer Wahrheit" und Außendarstellung (doppelte Wahrheit), gibt es in der katholischen Kirche nicht?

6. Eine totalitäre Innenstruktur der Gruppe mit "steiler" Hierarchie, nein?

7. Personenkult um die Zentralgestalt der Gruppe, Entpersönlichung der Anhänger. Der Papst ist keine Zentralgestalt um den es keinen Personenkult gibt?

8. Starke Kontrollbefugnisse der Führung, eine ausgeprägte Befehls-Gehorsams-Beziehung von oben nach unten und ein starker Zugriff der Führung auf die Gestaltung des Alltags bei den Anhängern, nein?

9. innere Überwachungs- oder Spitzelsysteme, geheimdienstähnliche Methoden gegen äußere Gegner, nein? Noch nie davon gehört?

10. ein starkes Elite- und Sendungsbewußtsein der Gruppe, Selbstidealisierung und Dämonisierung anderer, nein?

11. Verschwörungsdenken, Flucht in eine Märtyrerrolle, hat es nie gegeben? Es gibt keine Verehrung der Märtyrerrolle?

Entschuldige bitte meine falsche Annahme.

Gruß
Steffen
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#4
A l'ora, das könnte jetzt etwas dauern ... Ich versuch mal einen Anfang:

zu 1 und 2 ganz kurz ein klares nein. Dieses Monopol besitzt nur Gott allein...

zu 3: sicher gibt es Visionen vom Weltuntergang (Visionen sind übrigens zu unterscheiden von Erwartungen!) aber nicht die Erwartung der exklusiven Rettung. Auch wenn es für außenstehende anders aussehen mag: Es gibt in der Kirche, egal ob evangelisch oder katholisch, keine Exklusivität. Die gab es bei Jesus auch nicht. In dieser Tradition sind die Kirchen offen.

zu 4: starre Geschlossenheit und ungewöhnliche Gruppenkohäsion - manchmal wäre ich froh wenn es letztere gäbe! - Wo hast du inder katholischen Kirche denn so etwas ausgemacht?

zu 5: 'Ein Unterschied zwischen "innerer Wahrheit" und Außendarstellung' - worin soll der bestehen? Was ich innen vertrete tue ich auch nach außen und umgekehrt!

zu 6: Hier stimmt das totalitär nicht! Klar ist das Amt hierarchisch gegliedert. Das heißt aber zum Einen nicht, dass Entscheidungsprozesse nur von oben nach unten gesteuert werden. Zum Anderen gibt es ja nicht nur das Amt in der Kirche. Dass die Gemeinden von 'oben' geleitet werden, dass der Papst 'unfehlbarer' Führer der Kirche ist, gehört zu den gut gepflegten Vorurteilen gegenüber der katholischen Kirche.
(OT: du kennst mich nicht - ich bin ein tw. unbequemer Querdenker, in einer solchen Kirchen wäre ich sicher nicht!)

zu 7:
Zitat:Der Papst ist keine Zentralgestalt um den es keinen Personenkult gibt?
Noch einmal ein klares nein!Über die Zentralisierung der katholischen Kirche und das Papsttum an sich können wir wo anders einmal diskutieren, da hätte ich auch pro und contra.
Aber Personenkult um den Papst? Johannes Paul II. als Guru? - Das schafft ja nicht einmal die 'aufgeklärte' Presse zu vermitteln ...

zu 8: siehe unter 6 - wie stellst du dir christliches Leben vor? Glaubst du ich beginne meinen Tag mit dem Empfang bischöflicher Weisungen?

zu 9: ich weiß, die alte Opus Dei Geschichte... M.E. wird ihre Bedeutung überschätzt, bei aller Skepsis, die ich gegenüber dieser Organisation habe. Das ist allerdings auch fern von der Lebenswirklichkeit der Gemeinden - und dort spielt sich Kirche ab. Für mich ist das ähnlich wie die Wirkung von Scientology auf die Politik: wahrscheinlich gibt es sie - aber wirkt sich das ernsthaft auf die Bürger aus?

zu 10: Mit Blick auf die Geschichte könnte ich dir da Recht geben. Woran machst du das für die heutige Zeit fest?

zu 11: Da hast du die These falsch verstanden: Hemminger (kannte ich übrigens schon...) meint hier eine Märtyrerrolle der Gruppe, nicht die Verehrung von Märtyrern. Zudem ist der Begriff 'Verehrung' erläuterungsbedürftig. Die katholische Kirche anerkennt Märtyrer und betet als Heilige zu ihnen (nicht sie an). Verehrung im umgangssprachlichen Sinne gebührt nur Gott!

So, das war erst einmal ein erste Antwort! Wahrscheinlich ist da noch Diskussionsstoff offen, aber ich nehme erfraut wahr, dass von Hemmingers 15 Thesen nur noch 11 übrig geblieben sind! :wink:

Zitat:Entschuldige bitte meine falsche Annahme.
Bitte, kein Problem! :wink:
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#5
Hallo

Es ist immer etwas schwierig, eine Qualität operational zu definieren - eindeuteige Merkmale zu finden, wie hier für 'Sekte'.

"An den Früchten werdet ihr sie erkennen" heißt es in der Bibel; die 'Frucht' einer Sekte ist: sie schadet den Menschen (oft über psychische Abhängigkeit, gerne vermittelt durch Angst).

In diesem Zusammenhang sind die 15 Kriterien Hinweise, kein Automatismus.

Als Hinweise sind sie uch für Nicht_Sekten hilfreich: wo ein Punkt erfüllt ist oder scheint, lohnt sich näheres Hinsehen. Denn es könnte sein: da läuft was schief. - Tatsächlich lassen sich die Kriterien auch in Kirchen - mal mehr, mal weniger - finden; oft in Bildern / Vorstellungen ihrer Mitglieder; dabei nicht immer konform mit ihrer Kirche / Denomination selbst.

Um auf das Bild mit der Frucht zurück zu kommen: es macht einen Unterschied, ob eine Frucht faul ist - oder der ganze Baum!
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#6
Hallo Winfried & Dieter,

ich kann unmöglich Antworten ohne politisch zu werden. Zweifellos stehen viele Katholiken unter gesellschaftlichen Zwängen die von der katholischen Kirche ausgehen.

Wollen wir dieses Thema lieber per Mail diskutieren?

Die Boardregeln...

Grüße
Steffen
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#7
Zweifellos stehn auch viele Menschen unter gesellschaftlichen Zwängen, die von der Politik ausgehen...

Was mich betrifft können wir die Frage, ob das Christentum eine Sekte bildet gerne hier weiterverfolgen. Wenn du da konkrete Hinweise vermutest, mag ich mich durchaus auch öffentlich auseinandersetzen.

Sollte sich das Thema zu einer allgemeinen (katholischen) Kirchenkritik entwickeln, muss ich allerdings sagen, dass ich das nur mäßig spannend finde. - Versteh' das jetzt bitte nicht falsch: ich sehe meine Kirche durchaus kritisch, bin aber sicher, dass meine (Dieters, Gerhards, ...) Ansätze der Kritik ganz andere sind als es deine wären. Da sind wir wieder beim Thema 'Innensicht und Außensicht'. Die Tatsache, dass ich bei allem, was mir an Kirche nicht gefällt, immer noch genug Positives erlebe und erfahre, dass ich in ihr bleibe, wird jemand, der mangels Zugang diese Basis nicht hat, nur schwer akzeptieren, geschweige denn nachvollziehen können.

Gleichzeitig mag ich nicht dauernd Fehler kritisieren, rechtfertigen, vertreten, entschuldigen ... müssen, die von irgendwem irgendwann in der Kirche begangen worden sind. Keiner anderen Institution macht man so gerne den Vorwurf mittelalterlich zu sein, wie der Kirche. Aber ebenso keiner anderen wird ständig das Mittelalter um die Ohren gehauen...
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#8
Hallo Ihr alle!
Wenn jemand Mitglied einer Kirchenrichtung ist, wird er doch nicht glauben, einer sektiererischen Strömung anzugehören. Oft haben die Mitglieder kaum ein tieferes, historisches Verständnis ihrer eigenen Gemeinschaft. Im Bedeutungswörterbuch finden wir unter dem Begriff "Sekte": kleinere religiöse Gemeinschaft, die zu keiner etablierten Kirche gehört.
In der Hinsicht ist es eigentlich nichts Negatives.
Der Sektenbegriff bekam seinen negativen Anstrich durch die etablierten Kirchen, die versuchten durch Propganda und die Schürung von Angst, ihre Mitglieder von anderen Religionsgemeinschaften fernzuhalten. Am Anfang betraf es nur kleinere, christliche Gemeinschaften, später wurde dieser Begriff auch auf nicht-christliche religiöse Gemeinschaften erweitert.
Ich meinerseits denke, dass jede Form von "alleinselig machendem Anspruch" sich selbst als sektiererisch offenbart.
Vielfalt ist ein Ausdruck des Lebens, genau wie die Vielfalt der Bewusstseinzustände der Menschen. Dogmen haben dabei noch nie viel geholfen.
Ein freier, offener Geist wird erkennen können, wo er noch mehr Bereicherung für seine Entwicklung finden kann.
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#9
Hallo

ich denke, das typische Charakteristikum einer Sekte ist die Fremdbestimmung der Anhänger und deren Glauben die "Auserwählten"zu sein.
Die mittelalterliche Kirche würde ich sicher als Sekte bezeichnen,bevor sich die Säkularisierng mehr und mehr durchgesetzt hat.
Allerdings kritisiere ich,dass die Kirche viele Glaubensgemeinschaften als Sekte diffamiert,wo Menschen einfach einen anderenWeg gewählt haben.Diese Intoleranz und Arroganz paßt doch eigentlich nicht zu der
"modernisierten" und "weltoffenen" Kirche.

Gruß Lord
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#10
Also, zuerst einmal muß ich Steffen recht geben.
In Österreich wurde an den Schulen eine Broschüre verteilt, die 17 Punkte enthielt, an denen man Sekten erkennt. Sollte schon mehr als ein Punkt auf eine Gemeinschaft zutreffen, dann hat man es wahrscheinlich mit einer Sekte zu tun. Wurde in der Broschüre verbreitet.
Gut, auf die katholische Kirche trafen 12 zu...Leider schon zu lange her, ich weiß sie nicht mehr auswendig.

Ich bekenne, ich gehöre zu einer Sekte. Zumindest in Österreich, in anderen Ländern sind wir schon lange als offizielle Kirche anerkannt.
Ich gebe zu, wir weichen vom Weg der Katholiken ab, doch wer sagt, daß die den Richtigen haben?

Unsere Grundlage ist einzig und allein die Bibel, es herrscht kein Zwang und wir halten uns nicht für die einzig Auserwählten.

Was also macht eine Sekte aus???
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#11
Lord schrieb:Die mittelalterliche Kirche würde ich sicher als Sekte bezeichnen,bevor sich die Säkularisierng mehr und mehr durchgesetzt hat.
Allerdings kritisiere ich,dass die Kirche viele Glaubensgemeinschaften als Sekte diffamiert,wo Menschen einfach einen anderenWeg gewählt haben.

Insbesondere, da das Christentum ja als Sekte begonnen hat...
(Das ist etwas, das mich hin und wieder schmunzeln lässt) 8)

Blessings,

Heiko
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#12
Liebe Leser, werte Mitschreiber!

Dieses Ph
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