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Testimonium Flavianum
#1
Das Jesuszeugnis (Christuszeugnis) des ↗Josephus (ant. XVIII 63f., nach anderer Zitierweise ant. XVIII 3,3) ist in der erhaltenen Form eine Fälschung (pia fraus1), die von wohlmeinenden Christen im 3. Jh nC vorgenommen und von ↗Eusebius in seiner Kirchengeschichte (1,11,7f.) mit dem heute bekannten Text zitiert wurde (LThK, Bd 9, 1357).

Die Textstelle wird seit dem 16. Jh kontrovers diskutiert. Die ersten Bedenken wurden von lutherischen ↗Theologen  schon sehr früh  geäußert. Lukas Osiander (1534-1604) hat beispielsweise gemeint: Sollte dieser Text von Josephus stammen, müsste dieser Christ gewesen sein. Da Josephus aber Jude gewesen sei, habe er ↗Jesus nicht als ↗Messias bezeichnen können, das müsse allen, die die Schriften des Josephus kennen, einsichtig sein.

Die Echtheitshypothese wird heute nur mehr selten vertreten. Von den christlichen Schriftstellern des 2. und 3. Jhs  hat die Stelle niemand zitiert, obwohl die Väter, wenn sie Texte des ↗Alten Testaments erklären, Josephus fallweise als Zeugen für ihre Auslegung im christlichen Sinn anrufen.

Auch die ↗Hypothese, dass das Testimonium Flavianum als Ganzes erfunden und den Altertümern eingefügt worden sei, wird überwiegend als unwahrscheinlich angesehen.

Derzeit wird jener Hypothese der Vorrang eingeräumt, die davon ausgeht, dass ein ursprünglich neutraler (oder ein Jesus abwertender) Text vorgelegen habe, der von christlicher Seite im christlichen Sinn verändert wurde (Theißen/Merz 2001, 75-82).

1) pia fraus = fromme Lüge


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MfG B.
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