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Nazivergleiche wo erlaubt, wo verboten?
#16
(12-11-2013, 00:51)Gundi schrieb: ... Und das Aufhängen von Kreuzen in Kindergärten hat, im Gegensatz zum gemeinsamen Feiern religiöser Feste, auch keinen pädagogischen bzw. bildenden Effekt. Auch finde ich den Begriff "Kultur" für das Aufhängen von Kreuzen in KG doch etwas überstrapaziert.
...Mal davon abgesehen dass ich nicht nachvollziehen kann inwiefern das Aufhängen von Kreuzen in Kindergärten ein kultureller Wert ist. Das Kreuz selber, ja. Kichenbauten, ja. Aber das Aufhängen in Kindergärten?

Reden wir da nicht über grundverschiedene Situationen? Du sprichst davon, das in Kindergärten - fast würde ich sagen demonstrativ - Kreuze aufgehängt werden sollen. Ich spreche davon, dass an der Wand hängende Kreuze - auch hier würde ich sagen "demonstrativ" abgenommen werden sollen, mit der fast ein wenig lächerlichen Folge, dass an der Wand ein heller Fleck in Kreuzesform bleibt und eiligst noch übertüncht werden müsste.

Wenn unser Zusammenleben nicht mehr durch kluge und warmherzige und auch gegenseitige Wertschätzung zumindest aber Duldsamkeit, sondern mehr und mehr in sicherlich bester Absicht durch "Nogos" oder gar Verbots-Rechtsakte bestimmt wird, wie sollen da Kinder Toleranz und gegenseitige Achtung und Wertschätzung als Kern gedeihlichen Zusammenlebens erlernen?

Was für mich an Nazis so erschreckt, ist neben ihrer entsetzlichen Gewalttätigkeit die törichte Missachtung religiös-kultureller Eigenheiten zugunsten einer "reinen Einheitlichkeit", die, wäre dieses Unwesen nicht gestoppt worden, am Ende in monumental-farbloser Leere und geistig-seelischer Verarmung geendet hätte.
Mir geht es also nicht darum, andere Menschen - mit welchen Vergleichen auch immer - zu diskreditieren, das machte mich ja selbst zu einer Art Nazi. Denn diffamierende Vergleiche waren doch eines ihrer routiniert verwendeten "Werkzeuge".
Mein Ziel ist die beständig wachsame Frage, ob eine Entwicklung - wohl nicht absichtlich aber doch unversehens - in ähnliche Gefahren für ein gedeihliches Zusammenleben in der Gesellschaft abdriftet. Und dazu brauche ich auch im Gespräch den fragend-vergleichenden Blick auf Phänomene, die sich als schädlich erwiesen haben.
Und damit wären wir wieder bei meiner Ausgangsfrage danach, wo ein Nazivergleich unzulässiger Weise als Mittel der Diffamierung verwendet wird und wo er als Ausdruck massiver Bedrohungsgefühle verstanden werden kann und sollte.
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#17
(12-11-2013, 01:59)dalberg schrieb: Was für mich an Nazis so erschreckt, ist neben ihrer entsetzlichen Gewalttätigkeit die törichte Missachtung religiös-kultureller Eigenheiten zugunsten einer "reinen Einheitlichkeit", die, wäre dieses Unwesen nicht gestoppt worden, am Ende in monumental-farbloser Leere und geistig-seelischer Verarmung geendet hätte.

Aber auch dieses Argument ist doch etwas sehr drastisch. Könnte ich genauso gut sagen, die Sonderbehandlung des Christentums im säkularen Deutschland kommt der Unterdrückung von Minderheiten in Nazideutschland gleich. Mache ich aber nicht, da solch einfache Vergleiche nun mal nicht stimmen.

(12-11-2013, 01:59)dalberg schrieb: Mein Ziel ist die beständig wachsame Frage, ob eine Entwicklung - wohl nicht absichtlich aber doch unversehens - in ähnliche Gefahren für ein gedeihliches Zusammenleben in der Gesellschaft abdriftet. Und dazu brauche ich auch im Gespräch den fragend-vergleichenden Blick auf Phänomene, die sich als schädlich erwiesen haben.

Diese Aufmerksamkeit gilt es dir auch hoch anzurechnen, wirklich!
Aber ich sehe halt nicht die Gefahr, die du offensichtlich siehst.
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#18
(12-11-2013, 12:36)Gundi schrieb: Könnte ich genauso gut sagen, die Sonderbehandlung des Christentums im säkularen Deutschland kommt der Unterdrückung von Minderheiten in Nazideutschland gleich. Mache ich aber nicht, da solch einfache Vergleiche nun mal nicht stimmen.

Hallo Gundi!
Könnte es sein, dass dein kategorisches "Nogo" zu Kreuzen in Kindergärten als Übergriff empfunden wurde und einen überzogenen "Racheakt" ausgelöst hat?
In seiner überzogenen Form kann der darauf folgende Vergleich doch nicht einmal vom Verfasser selbst als Sachargument gemeint sein. Das war in meinen Augen nicht mehr und nicht weniger als ein grober Schuss in dem nur virtuellen Gefecht eines Gesprächs-Scharmützels.
Wie schön, dass sich in virtuellen Gefechten Schüsse nach dem befriedigenden Einschlag-Donner und nach Abzug des Pulverdampfes eigentlich leicht wieder zurücknehmen ließen, wenn man denn wollte.

Ich teile die Motive für überzogene Nazivergleiche in zwei Gruppen ein.
A) Diffamierungen mit dem Ziel der Durchsetzung eigener Interessen
B) Aus dem subjektiven Verletzungsgefühl erwachsende Spontan-Reaktionen von sich im Augenblick auf irgend eine Weise bedroht oder verletzt fühlenden Menschen.
Meine Sicht: Letzteres ist häufig und sehr menschlich, ersteres ist teuflisch aber selten.

Gruß von dalberg

PS: Anmerkung zum Inhalt deines Beispiels
Die Unterdrückung durch "Sonderbehandlung" betraf meines Wissens nicht nur Minderheiten. Nur konnte man die leichter bei der Volksmehrheit madig machen und dann "liquidieren". Die "Sonderbehandlung" von Christen war aber ebenfalls schon kräftig im Anlaufen, und es spricht viel dafür, dass sie sich nach dem "Endsieg" zur vollen Blüte entfaltet hätte. (Sarkastischer Ironiemodus aus)
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#19
(12-11-2013, 14:21)dalberg schrieb: Ich teile die Motive für überzogene Nazivergleiche in zwei Gruppen ein.
A) Diffamierungen mit dem Ziel der Durchsetzung eigener Interessen
B) Aus dem subjektiven Verletzungsgefühl erwachsende Spontan-Reaktionen von sich im Augenblick auf irgend eine Weise bedroht oder verletzt fühlenden Menschen.
Meine Sicht: Letzteres ist häufig und sehr menschlich, ersteres ist teuflisch aber selten.
Wortreich rumformuliert.

Wo ist denn jetzt die Aussage.
Muss man abkönnen oder geht garnicht ?
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#20
(12-11-2013, 01:03)dalberg schrieb: Da ist irgendwo ein seit lange bestehender konfessioneller Kindergarten, der auch von Kindern aus Familien mit anderem Glauben oder nichtreligiösen Familien besucht wird. Und da kommt plötzlich jemand und drängt seine Sichtweise, dass Kreuze hier nichts mehr zu suchen haben, der Mehrheit der Menschen auf

das wird wohl nicht passieren. ein konfessioneller kindergarten wird zu recht sagen: du hast die konzeption unserer einrichtung gelesen und mit der anmeldung deines kinds gerade hier auch akzeptiert. wenn sie dir dennoch nicht paßt, kannst du dein kind wieder abmelden

kreuze in klassenzimmern einer öffentlichen schule sind ein anderes thema
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#21
Zitat:Nazivergleiche wo erlaubt, wo verboten?

In anderen Ländern erlaubt, sehr häufig und gar kein Problem.
In Deutschland aber strengstens verboten da Nazis in Deutschland meistens als so schrecklich gelten das sich nichts damit vergleichen lässt Icon_neutral

War jetzt zwar etwas ironisch gemeint, aber so ist es doch, oder?

Als ich in der 12. Klasse ein Austauschjahr in den USA gemacht habe, hatten wir im Englischunterricht so nen Tag wo sich quasi jeder "outen" sollte und etwas über seine Lebenseinstellung sagen sollte. Also haben die Punker und die Transen (wir hatten tatsächlich Crossdresser in der Klasse die auch so in der Schule rum liefen) alle über sich und ihre Lebenseinstellung erzählt und warum sie so sind wie sie sind und warum sie so wie sie sind respektiert werden wollen.

Als sie fertig waren schauten alle in der Klasse, inklusive unserer schwarzen Lehrern mich an. Ich saß da und verstand nicht warum mich alle anstarrten. Bis die Lehrerin dann meinte "Na willst du nicht auch über dich erzählen?" "Ja und was soll ich über mich erzählen?" "Na du bist doch ein Nazi, oder nicht?" "WAS?! NEIN! Absolut nicht!!!"

Ich war total beleidigt und verletzt und rannte heulend aus dem Unterricht, denn für mich war "Nazi" die mit Abstand schlimmste Beleidigung die man mich als Deutschen Austauschschüler in Amerika in einer Klasse die zu 95% aus Schwarzen bestand hätte nennen können.
Bis ich dann irgendwann kapiert hab das sie das überhaupt nicht negativ meinten. Ja, sie hielten zwar jeden Deutschen mit kurzen Haaren für einen Nazi, und sie selbst halten diese Ideologie nicht für gut, ABER sie meinten das wirklich nicht abwertend. Obwohl sie fast alle schwarz waren und mich tatsächlich die ganze Zeit für einen Nazi hielten, haben sie mich nie irgendwie anders behandelt als andere. Und irgendwann haben sie dann auch kapiert das ich kein Nazi bin... aber das war ihnen eigentlich relativ gleichgültig. Denn sie akzeptierten mich so oder so.

Ich denke das ist auch die beste Waffe gegen "echte" Nazis. Je mehr man Nazis "die Schädel einhaut" desto mehr fühlen sie sich im Recht und desto mehr schlagen sie zurück... Gewalt erzeugt nur noch mehr Gewalt...
*
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#22
Naja, für mich klingt dein Erlebnis nach ziemlicher Ignoranz der Lehrerin und deiner Mitschüler vor der Geschichte, aber auch der heutigen Situation in Deutschland. Mal davon abgesehen, dass die Zuschreibng von Attributen aufgrund der Herkunft (Mensch aus Deutschland = Nazi) schon etwas flach und eigentlich auch ziemlich dumm ist.
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#23
Mal so nebenbei: In vielen asiatischen Ländern wird Hitler (zumindest von der eher ungebildeten Bevölkerung) nicht als Massenmörder, sondern als großer Staatsmann gesehen, der alles für sein Volk tat. Erklärt man dann, dass die Deutschen keineswegs stolz auf ihren "Führer" sind, erntet man oftmals Unverständnis.
Allerdings rede ich hier von Ländern wie Indien und Nepal und nicht den USA. Dort sollte man eigentlich etwas mehr Bildung erwarten dürfen.
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#24
Deine Geschichte bestätigt nochmals wie gern die Menschen doch gerne in Schubladen denken. Auch wenn sie es nicht abwertend gemeint haben wollen, so werden sie doch eine gewisse Ahnung von Nazis gehabt haben.

Hitler wird in manchen Ländern tatsächlich als gar nicht so schlimmer Führer empfunden. Aber man muss auch sagen, dass in unserem Geschichtsunterricht, der Nationalsozialismus im Vergleich mit dem Schulunterricht in entfernteren Staaten viel intensiver vorgenommen wird.
Es ist nun mal die jüngste Geschichte Deutschlands, in der so viel Leid und Schlimmes passiert ist. Andere Staaten haben da eben ihre eigenen Geschichten.
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
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#25
Nur so als Einwurf...die christlichen Kirchen haben sich ganz gut mit der braunen Diktatur (und auch den meisten anderen faschistischen Regimen) verstanden...also gerade beim Thema "Kreuz im Klassenzimmer abhängen" den Nazivergleich zu machen zeugt von Unkenntnis deutscher Geschichte. Wenn überhaupt, dann könnte man Vergleiche zur stalinistischen Diktatur machen...möchte hier aber auch nicht anfangen, was hier alles mit einem oder beiden Beinen hinkt.
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#26
(15-12-2013, 23:36)Der Tor schrieb: Ich denke das ist auch die beste Waffe gegen "echte" Nazis. Je mehr man Nazis "die Schädel einhaut" desto mehr fühlen sie sich im Recht und desto mehr schlagen sie zurück... Gewalt erzeugt nur noch mehr Gewalt...

Ich kann der Intention deines Beitrags gut folgen.
Aber - nachweislich komplett vorbei an jederzeit überprüfbarer Realität geht dein letzter Satz.
1. Dass Nazis massiv mit körperlicher Gewalttaten drohen und sie teilweise sogar auch ausführen ist offensichtlich.
2. Wer sein Entsetzen über angedrohte Gewalt ausdrückt und ein Verbot solcher Gewalttaten fordert, haut keine "Schädel ein", es sei denn er forderte oder verwendete die gleichen Methoden und Mittel wie die Nazis selbst.
3. Es lässt sich sogar statistisch absicherbar aufzeigen, dass ein Schweigen in der Öffentlichkeit die Neigung zur Gewalt bei radikalen Kräften nicht mindert sondern merklich steigert.

Gruß von dalberg
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#27
(15-12-2013, 23:36)Der Tor schrieb: Ich war total beleidigt und verletzt und rannte heulend aus dem Unterricht, denn für mich war "Nazi" die mit Abstand schlimmste Beleidigung die man mich als Deutschen Austauschschüler in Amerika in einer Klasse die zu 95% aus Schwarzen bestand hätte nennen können.
Bis ich dann irgendwann kapiert hab das sie das überhaupt nicht negativ meinten.

Ich habe ja mehr als ein Jahrzehnt in den Staaten gelebt, und ja, Nazi ist da ein vollkommen normaler Ausdruck in taeglicher Konversation. Klar, es ist negativ besetzt, aber nicht in irgendeiner Weise aussergewoehnlich negativ. Da gewoehnt man sich mit der Zeit dran. Irgendwelche Nazi-Vergleiche hoert oder liest man fast taeglich, also ist das mehr wie Hintergrundrauschen. In Deutschland muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass das so nicht geht.
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#28
Auch meine Erfahrung, die Asche auf mein Haupt Nummer gibts garnicht.

Da gabs einige Serien nur mit irgendwelchen SS Abenteuern, U-Boote und so
wie sich Hollywood die Nazis vorstellt.

Ich war ja in einer Familie.
"Nach der Sesamstrasse noch eine Folge Nazis und dann aber ins Bett"
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#29
(16-12-2013, 00:23)Gundi schrieb: Mal so nebenbei: In vielen asiatischen Ländern wird Hitler (zumindest von der eher ungebildeten Bevölkerung) nicht als Massenmörder, sondern als großer Staatsmann gesehen, der alles für sein Volk tat. Erklärt man dann, dass die Deutschen keineswegs stolz auf ihren "Führer" sind, erntet man oftmals Unverständnis.
Allerdings rede ich hier von Ländern wie Indien und Nepal und nicht den USA. Dort sollte man eigentlich etwas mehr Bildung erwarten dürfen.

Haha, die Inder - die hätte der Typ doch auch gerne in die Kohlefabrik gebracht und Brickets hergestellt.

Dennoch basteln die aus Hitler eine Livestyle Marke, als wär es irgendwie Gucci oder Prada Icon_cheesygrin
Echt verrückt/crazy diese Welt.

Und in sonem Hitler-Laden, schön Ghandi T-Shirts verkaufen.
Wie Crazy ist das denn bitte ?

Diese Fashion-Victim Inder, die auch mal gerne Kühe bemalen, würden im dritten Reich nicht mal ne Stunde überleben.
Als nächstes ist glaube ich die Milka-Kuh dran, vorsicht - das wird eine Kuh-Diktatur.
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#30
(20-12-2013, 04:14)Artist schrieb: Haha, die Inder - die hätte der Typ doch auch gerne in die Kohlefabrik gebracht und Brickets hergestellt.

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Dennoch basteln die aus Hitler eine Livestyle Marke, als wär es irgendwie Gucci oder Prada Icon_cheesygrin

Wie kommst du darauf? Derlei Erfahrungen habe ich nicht gemacht.

(20-12-2013, 04:14)Artist schrieb: Diese Fashion-Victim Inder, die auch mal gerne Kühe bemalen, würden im dritten Reich nicht mal ne Stunde überleben.
Als nächstes ist glaube ich die Milka-Kuh dran, vorsicht - das wird eine Kuh-Diktatur.

Was erzählst du hier für einen Nonsens?
Wer bitte sprach denn von "Fashion-Victim-Indern"? Und was hat die Milka-Kuh damit zu tun?

Wenn du mich zitierst, dann gehe auch bitte auf das Zitat ein. Und ich schrieb nicht umsonst "zumindest von der eher ungebildeten Bevölkerung".
Den Hitler-Hype wie du ihn darstellst habe ich jedenfalls nicht erlebt. Du?

Was jedoch seltsam anmutet ist die Tatasache in einem Buchladen "Mein Kampf" direkt neben "Gandhis geammelten Werken" und "Mandelas Schriften" stehen zu sehen.
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