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Politische Bücher und Rezension
#20
Lee Smolin: „Im Universum der Zeit – Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis des Kosmos“, DVA, ISBN 978-3-421-04575-1

Smolin beginnt mit einem einfachen Modell, das die Flugbahn eines Balles beschreibt. Im Schwerefeld der Erde „beschreibt“ der Ball eine „Wurfparabel“, die nur von den Anfangsbedingungen abhängt. Ist diese „Bahn“ erst einmal aus den Messdaten heraus entwickelt worden, dann spielt es keine Rolle mehr, dass der Ball in jedem Einzelfall eine zeitliche Bewegung ausführt. Die „Bahn“ ist ein zeitloses mathematisches Objekt geworden. Die ganze moderne Physik bildet Messergebnisse auf solche zeitlosen mathematischen Objekte ab.

Was geschieht aber, wenn man den ganzen Kosmos mit Hilfe eines mathematischen Objektes beschreiben will?


Bei diesem Versuch sieht sich die Kosmologie vor dem Problem, dass man kein isoliertes System mehr betrachten kann; denn „alles“ beinhaltet auch die kleinsten Wechselwirkungen. Am Beispiel des Ballwurfes ist es nicht mehr gleichgültig, wie die Gestirne, die Luftbewegung, lokale Massenverteilungen (Erde, Personen) und vieles andere gerade auf das Objekt einwirken. Und umgekehrt wirkt das Objekt auf alle anderen Objekte ein. Damit wird Trennung von Anfangsbedingung und fernerem Verlauf aufgehoben. Jede momentane Anordnung von Objekten im Kosmos wird zu einer neuen Anfangsbedingung für die folgende Entwicklung. Im Falle der „Wurfparabel“ ist es nicht mehr gleichgültig, welche Versuche bereits durchgeführt wurden, weil jeder Wurf den Kosmos ein Bisschen verändert – und damit die Anfangsbedingungen des nächsten Versuchs!

Die Folgen sind dramatischer, als die vorstehende Beschreibung klingt. Denn damit werden starre, auf ewig geltende Naturgesetze ausgehebelt. Sie unterliegen, ähnlich der Biologie, einer Evolution. Denn der augenblickliche Zustand des Kosmos wird zur Ursache der gerade geltenden Naturgesetze - und der Kosmos verändert sich!


Smolin holt im vorliegenden die Zeit wieder zurück in die Naturbeschreibung.

In einem Epilog zeigt Smolin darüber hinaus auf, dass derzeit zeitunabhängig formulierte ökonomische „Gesetze“ unser Schicksal in unzulässiger Weise bestimmen. Sie machen uns unfähig, die Angebot&Nachfrage-Regelung beispielsweise beim Klimawandel in geeigneter Weise zu steuern.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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