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Christentum und Hellenismus
#31
(27-11-2013, 00:20)Ulan schrieb: ... die Jerusalemer Gruppe ...tritt ja spaeter auch eher sang- und klanglos ab.

So ist es!

Möglicherweise wirkten die Vorstellungen der Jerusalemer Gemeinde noch eine Weile in den Ebionitengemeinden fort.
MfG B.
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#32
(27-11-2013, 00:23)Harpya schrieb: Da müssen doch eigentlich 13 Apostelgewesen sein, gesamt, nicht gleichzeitig.
War Paulus keiner ?

Du triffst den Nagel auf den Kopf. Die Apostelgeschichte ist ein politischer Text ohne viel historischen Hintergrund. Eines der Hauptanliegen des Textes ist es, Paulus den Apostel-Titel wegzunehmen und ihn als unterwuerfig gegenueber Petrus (dem angeblichen Vorlaeufer des spaeteren roemischen Papsttums) darzustellen.

In der zweiten Haelfte vergisst der Text das aber wieder, nennt Paulus sogar zweimal Apostel, und die Jerusalemer spielen keine Rolle mehr.
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#33
(27-11-2013, 00:31)Bion schrieb: Möglicherweise wirkten die Vorstellungen der Jerusalemer Gemeinde noch eine Weile in den Ebionitengemeinden fort.

Ist wirklich schade, dass von deren Texten nichts uebrig geblieben ist, ausser in ein paar Zitaten.
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#34
(27-11-2013, 00:35)Ulan schrieb: Die Apostelgeschichte ist ein politischer Text ohne viel historischen Hintergrund. Eines der Hauptanliegen des Textes ist es, Paulus den Apostel-Titel wegzunehmen und ihn als unterwuerfig gegenueber Petrus (dem angeblichen Vorlaeufer des spaeteren roemischen Papsttums) darzustellen.

In der zweiten Haelfte vergisst der Text das aber wieder, nennt Paulus sogar zweimal Apostel, und die Jerusalemer spielen keine Rolle mehr.

Das paßt nicht ganz zusammen . . .
Wäre die Apostelgeschichte wirklich ein politischer Text, dann hätte man nicht in der zweiten Hälfte solche 'Fehler' gemacht.
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#35
(27-11-2013, 01:04)Sinai schrieb:
(27-11-2013, 00:35)Ulan schrieb: In der zweiten Haelfte vergisst der Text das aber wieder, nennt Paulus sogar zweimal Apostel, und die Jerusalemer spielen keine Rolle mehr.

Das paßt nicht ganz zusammen . . .
Wäre die Apostelgeschichte wirklich ein politischer Text, dann hätte man nicht in der zweiten Hälfte solche 'Fehler' gemacht.

Schliesst sich nicht aus, vielleicht gabs Neuwahlen und die Politik hat sich geändert.
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#36
(27-11-2013, 01:04)Sinai schrieb: Das paßt nicht ganz zusammen . . .
Wäre die Apostelgeschichte wirklich ein politischer Text, dann hätte man nicht in der zweiten Hälfte solche 'Fehler' gemacht.

Wo ist da der logische Zusammenhang?

In der ersten Haelfte wird mehrfach darauf hingewiesen, dass Paul kein Apostel ist. Im hinteren Text wird er zweimal so genannt, aber da kommen die Jerusalemer halt nicht vor. Wie wuerdest Du das dann also interpretieren?
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#37
(27-11-2013, 01:09)Harpya schrieb: Schliesst sich nicht aus, vielleicht gabs Neuwahlen und die Politik hat sich geändert.

Wahrscheinlicher ist, dass die zweite Haelfte irgendwelche Missionslegenden wiedergab, waehrend die erste Haelfte das eigentliche Polit-Stueck darstellt, das das Christentum zusammenkitten sollte. Indizien dafuer sind:

1) Pauls Rolle wird heruntergespielt, ihm wird der Aposteltitel weggenommen, er wird Petrus gegenueber als unterwuerfig dargestellt. Paul war der Ueberapostel, aber halt auch der "Apostel der Haeretiker". Da er der einzige Apostel mit substantiellem schriftlichem Output war (wenn man's genau nimmt, kann man das substantiell eigentlich streichen Icon_wink), war seine Herabstufung vom Autor als notwendig angesehen, um Haeretiker, die sich auf ihn beriefen, in ihre Schranken zu weisen.

2) Petrus' Rolle wird erhoeht, was gleichzeitig das Primat Roms untermauern soll.

3) Paul wird als relativ orthodoxer Jude mit konservativ-juedischen Vorstellungen dargestellt, was seinem Bild, das aus den nach ihm benannten Briefen hervorgeht, vollkommen widerspricht. Er uebernimmt hier also die Rolle als Fuersprecher der Judenchristen.

4) Petrus wiederum uebernimmt die Rolle des Gemaessigten, der die Aufnahme der Heidenchristen befuerwortet und die Ausnahmen vom juedischen Gesetz rechtfertigt. Im Prinzip haben wir hier also einen Rollentausch gegenueber den Vorstellungen der Charaktere, wie sie in den Paulus-Briefen vorkommen. Dieser Rollentausch soll wahrscheinlich das Zusammenwachsen zweier christlicher Fraktionen, die sich erbittert bekriegten, foerdern.

Dieser Teil der Apostelgeschichte folgt auch einem strikten dialektischen Drehbuch. Problem, Krise, Paul als Hardliner, Petrus als Beschwichtiger, guetliche Einigung. Und wieder von vorn.
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#38
(26-11-2013, 23:17)Sinai schrieb: Welchen Sinn hätte es denn gemacht vor Beginn der Heidenmission die Schriftrollen des Neuen Testaments in Griechisch zu schreiben ??

wie kommst du auf "vor Beginn der Heidenmission"?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#39
(27-11-2013, 01:36)Ulan schrieb: 2) Petrus' Rolle wird erhoeht, was gleichzeitig das Primat Roms untermauern soll.

Das ist unverständlich.
Die Apostelgeschichte APG wurde irgendwann zwischen 60 und 90 geschrieben.
Da war doch von einem "Primat Roms" noch gar keine Rede !
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#40
Nur wie sicher ist es, dass eben diese APG nicht in den nächsten Folgejahrhunderten, als Roms Vormachtstellung sich herausstellte, "adaptiert" wurde?
Aut viam inveniam aut faciam
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#41
(28-11-2013, 00:57)Sinai schrieb: Das ist unverständlich.
Die Apostelgeschichte APG wurde irgendwann zwischen 60 und 90 geschrieben.
Da war doch von einem "Primat Roms" noch gar keine Rede !

Der gerade herausgekommene Abschlussbericht vom Acts-Seminar datiert die Apostelgeschichte um 115. Ein Hauptgrund fuer die Datierung ist, dass die APG hauptsaechlich Probleme des 2. Jahrhunderts abhandelt. Eine ganze Reihe Forscher datiert sie sogar noch spaeter, wenn man einige der Themen als Auseinandersetzung mit Bewegungen wie den Marcioniten begreift (alternativ koennte man natuerlich auch die Marcioniten frueher datieren).
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#42
(28-11-2013, 08:25)d.n. schrieb: Nur wie sicher ist es, dass eben diese APG nicht in den nächsten Folgejahrhunderten, als Roms Vormachtstellung sich herausstellte, "adaptiert" wurde?

Eben. Aehnlich wie die Berufung des Petrus in Evangelien, was auch meist als spaeter Einschub interpretiert wird.
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#43
während der hellenismus so eine einstellung von "geben und nehmen (wie z.b von kutlur usw.)" war, entwickelte sich politische christentum im laufe der jahrhundert doch eher in richtung "meinsmeinsmeins".
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#44
(30-11-2013, 01:16)Artist schrieb: während der hellenismus so eine einstellung von "geben und nehmen (wie z.b von kutlur usw.)" war, entwickelte sich politische christentum im laufe der jahrhundert doch eher in richtung "meinsmeinsmeins".
Wo ist denn der Politikbegriff her ?
Versuchs mal mit
"Soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln"

Naturschutz, Infrastruktur, Sozialwesen, Bildung, umkippende Gewässer,
Binnenschiffahrt, Asylwesen, Homosexualität.....

Da schreit die Kirche meins ????
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