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Jesus - ein Pharisäer?
#31
Zum Threadthema: "Jesus - ein Pharisäer?"

Ich würde aufgrund des NT meinen, Jesus stammte aus dem pharisäischen Judentum – niemals aus dem sadduzäischen.

Als Erwachsener wurde ihm aber die pharisäische Lehre mit ihren tausenden kasuistischen Vorschriften zu eng. Er entfernte sich zunehmend vom Pharisäertum und baute seine eigene Lehre auf.

In gewisser Weise könnte man seine Gruppierung als "liberales Judentum" bezeichnen.

Krankenheilung am Sabbat, Korn pflücken am Sabbat, essen ohne rituelles Hände waschen, später sogar Aufnahme von Nichtjuden, dann Aufgabe der Beschneidung, schreiben in der Sprache der verhaßten Hellenen, . . .
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#32
(06-12-2013, 20:35)Bion schrieb: Interessant ist, dass der große jüdische Gelehrte, Heinrich Graetz, meinte, der Titel Rabbi sei vor der Zerstörung des 2. Tempels – also zur Zeit Jesu - nicht üblich gewesen.

Zitat:Der Titel Rabbi war nämlich vor der Tempelzerstörung nicht üblich, da er nur von Jüngern ihrem Meister gegeben wurde. Solche gesonderte Schulen mit einem Lehrer an der Spitze bestanden aber nicht, so lange das Synhedrion fungierte. Die Gesetzeslehrer, welche vor der Tempelzerstörung geblüht haben, werden daher selbst in den talmudischen Schriften ohne diesen Titel genannt.

H. Graetz, Geschichte der Juden, Bd. 3.2, S. 759

Von der erst späteren generellen Nutzung des Begriffes Rabbi habe ich auch schon gehört, wusste aber nicht, dass H. Graetz diese Vorstellung publiziert hat.

Wie so oft gibt es in Bezug auf Bibelaussagen auf Grund des fehlenden gesicherten Wissens, was damals wirklich geschah, unterschiedliche Auslegungsmöglichkeiten. So verehren die Juden noch heute Mose als Mojsche Rabbenu, was so viel bedeutet, die "unser Lehrer Moses" Aus dem Begriff "Rabbenu" ist wohl nach und nach der Begriff Rabbi entstanden.
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#33
(07-12-2013, 01:39)Sinai schrieb: Zum Threadthema: "Jesus - ein Pharisäer?"

Ich würde aufgrund des NT meinen, Jesus stammte aus dem pharisäischen Judentum – niemals aus dem sadduzäischen.

Neben diesen beiden jüdischen "Religionsparteien" gab es auch noch die Essener. Viele vermuten, dass Jesus bei den Essener seine religiösen Erfahrungen gesammelt hat. Vielleicht verführten ihn gerade diese Erfahrungen bei diesen asketisch lebenden Menschen dazu, unverheiratet zu bleiben, was damals für einen Rabbi völlig unüblich war und auch dazu, das Letzte Gericht noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger anzukündigen, bevor er ans Kreuz seinen Wahn erkannte und laut schrie: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!"
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#34
(07-12-2013, 09:28)Sucher schrieb: Aus dem Begriff "Rabbenu" ist wohl nach und nach der Begriff Rabbi entstanden.

Rabbenu (hebr. unser Meister) und Rabban (aram. unser Meister) sind ebenso von "raw" (hebr. für Herr, Meister, groß) abgeleitet wie Rabbi (hebr. mein Meister). Es waren Titel ordinierter Tannaiten, und zwar erst ab der Zeit nach der Zerstörung des 2. Tempels.

Zum Titel Rabbi in den Evangelien:

Da die Evangelien etwa zwischen 70 – 100 nC geschrieben wurden, ist es gut denkbar, dass die Evangelisten Jesus einen Titel zugeordnet hatten, den er zu Lebzeiten nicht führte.
MfG B.
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#35
(07-12-2013, 11:08)Bion schrieb: Da die Evangelien etwa zwischen 70 – 100 nC geschrieben wurden, ist es gut denkbar, dass die Evangelisten Jesus einen Titel zugeordnet hatten, den er zu Lebzeiten nicht führte.

Vielleicht haben die Evangelisten nicht nur suggeriert, dass Jesus auch als Rabbi angeredet wurde, sondern sogar aus ihm sogar einen Forderer der Liebe zu den Feinden gemacht, der sich in wahrlich perversester Liebe an Menschen mit der Ewigen Pein im Feuer rächen will. Es ist nach meiner Meinung schon mehr als pervers, was dem in der Bibel behaupteten Gott und dessen vorgeblichen Sohn an Perversitäten unterstellt wurde: um ANGST zu erzeugen.
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#36
(07-12-2013, 12:03)Sucher schrieb: Vielleicht haben die Evangelisten nicht nur suggeriert, dass Jesus auch als Rabbi angeredet wurde, sondern sogar aus ihm sogar einen Forderer der Liebe zu den Feinden gemacht,......

Eigentlich hatte die Feindesliebe ja nicht gerade erste Priorität:


5. Mose - Kapitel 23
Wer in die Gemeinde des HERRN nicht aufgenommen werden darf

1 Niemand soll seines Vaters Weib nehmen und nicht aufdecken seines Vaters Decke. (3. Mose 18.8)
2 Es soll kein Zerstoßener noch Verschnittener in die Gemeinde des HERRN kommen.
3 Es soll auch kein Hurenkind in die Gemeinde des HERRN kommen, auch nach dem zehnten Glied, sondern soll allewege nicht in die Gemeinde des HERRN kommen.
4 Die Ammoniter und Moabiter sollen nicht in die Gemeinde des HERRN kommen, auch nach dem zehnten Glied; sondern sie sollen nimmermehr hineinkommen,

5 darum daß sie euch nicht entgegenkamen mit Brot und Wasser auf dem Wege, da ihr aus Ägypten zoget, vielmehr wider euch dingten den Bileam, den Sohn Beors von Pethor aus Mesopotamien, daß er dich verfluchen sollte. (4. Mose 22.5-6) 6 Aber der HERR, dein Gott, wollte Bileam nicht hören und wandelte dir den Fluch in den Segen, darum, daß dich der HERR, dein Gott, liebhatte.

7 Du sollst nicht ihren Frieden noch ihr Bestes suchen dein Leben lang ewiglich.
8 Den Edomiter sollst du nicht für eine Greuel halten; er ist dein Bruder. Den Ägypter sollst du auch nicht für einen Greuel halten;
denn du bist ein Fremdling in seinem Lande gewesen. (1. Mose 25.25-26)

9 Die Kinder, die sie im dritten Glied zeugen, sollen in die Gemeinde des HERRN kommen.

Hört sich ziemlich rassistisch an.
Was ist ein "Verschnittener", Beschnitener ?
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#37
(07-12-2013, 12:03)Sucher schrieb: Vielleicht haben die Evangelisten nicht nur suggeriert, dass Jesus auch als Rabbi angeredet wurde, sondern sogar aus ihm sogar einen Forderer der Liebe zu den Feinden gemacht,......

(07-12-2013, 14:03)Harpya schrieb: Eigentlich hatte die Feindesliebe ja nicht gerade erste Priorität:


5. Mose - Kapitel 23

Hier geht es nicht um Feindesliebe, sondern um die Bestrafung von Menschen nach damaligen Gesetzen und nach dem Prinzip Auge um Auge. Im Zusammenhang mit den theologischen Qualitäten Jesus geht es darum, dass er einerseits das Prinzip Auge um Auge aufheben wollte und verlangte, dem Angreifer nicht in die Fresse zu schlagen, wenn der einem zu erst geschlagen hat und diese Duldsamkeit sollte hingehen bis zum Lieben der Feinde.

Dass alleine ist hirnrissiger Schwachsinn, denn so sind wir Menschen nun einmal nicht gestrickt. Zum ultimativen Superschwachsinn aber wird, wenn der Forderer der Liebe zu den Feinden sich an Menschen mit der Ewigen Pein im Feuer rächen will, wie das in Matth. 25, 41-46 behauptet wird.

Die Religionsmacher muten ihren Schäfchen zu, in deren Denken solch hirnrissigen Schwachsinn in Einklang zu bringen. Das aber ist höchsten durch perverses Verknoten des eigen Denkens möglich. Das Verknoten könnte nur verhindert werden, in dem man diesen perversen Schwachsinn total ignoriert und scheinheilig nicht in sein Denken vordringen lässt.

(07-12-2013, 14:03)Harpya schrieb: Was ist ein "Verschnittener", Beschnitener ?

So wie ich etwa Matth. 19, 12 verstehe ein Mensch, der keinen Sex ausübt. Entweder, weil er von Geburt an impotent war oder ein Kastrat oder ein Mensch, der aus eigenen Stücken auf Sex verzichtet.
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#38
(07-12-2013, 16:57)Sucher schrieb: So wie ich etwa Matth. 19, 12 verstehe ein Mensch, der keinen Sex ausübt. Entweder, weil er von Geburt an impotent war oder ein Kastrat oder ein Mensch, der aus eigenen Stücken auf Sex verzichtet.
Trifft auf Jesus zu.
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#39
Einfach, um noch einmal die Frage in den Raum zu stellen, an der sich das ganze zuvor aufgehängt hatte: Würdet ihr Jesus als einen theologischen Laien bezeichnen oder als etwas anderes?
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
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#40
[quote='Keksdose' pid='145102' dateline='1386505077']
Als Basis für eine Beurteilung kann ich nur das heranziehen, was über Jesus in der Bibel berichtet wird. Wenn das stimmen würde, wäre er nach meiner Meinung definitiv ein theologisch gebildeter religiöser Eiferer und gescheiterter Weltuntergangsprophet gewesen, der das Letzte Gericht laut Matth. 16, 27+28 vor über 19 Jahrhunderten noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger angekündigt hat.
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#41
(08-12-2013, 16:54)Sucher schrieb: [quote='Keksdose' pid='145102' dateline='1386505077']
Als Basis für eine Beurteilung kann ich nur das heranziehen, was über Jesus in der Bibel berichtet wird. Wenn das stimmen würde, wäre er nach meiner Meinung definitiv ein theologisch gebildeter religiöser Eiferer und gescheiterter Weltuntergangsprophet gewesen, der das Letzte Gericht laut Matth. 16, 27+28 vor über 19 Jahrhunderten noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger angekündigt hat.

Jesus war doch Gottes Sohn.
Da müssen doch alle anderen theologische Nullen sein.
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#42
Jesus soll der Sohn des in der Bibel als giftigster Feind der Religionsfreiheit behaupteten Gottes gewesen sein. Ich glaube kaum, dass Du das glaubst Icon_wink
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#43
(08-12-2013, 17:55)Sucher schrieb: Jesus soll der Sohn des in der Bibel als giftigster Feind der Religionsfreiheit behaupteten Gottes gewesen sein. Ich glaube kaum, dass Du das glaubst Icon_wink
Warum soll der keine Söhne haben.
Was heisst überhaupt giftig, hat da jemals einer reingebissen ?
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#44
(08-12-2013, 16:54)Sucher schrieb: Als Basis für eine Beurteilung kann ich nur das heranziehen, was über Jesus in der Bibel berichtet wird. Wenn das stimmen würde, wäre er nach meiner Meinung definitiv ein theologisch gebildeter religiöser Eiferer und gescheiterter Weltuntergangsprophet gewesen, der das Letzte Gericht laut Matth. 16, 27+28 vor über 19 Jahrhunderten noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger angekündigt hat.
Historisch gesehen, wird das so gewesen sein. Vor allem wurde er als politischer Aufrührer wahrgenommen, entsprechend abgeurteilt und durch Kreuzigung schmachvoll hingerichtet. Soweit die Historie. Alles andere sind "nachösterliche" (also nach Jesu Tod entwickelt) Gemeindebildungen bis hin zur Überhöhung des Christus als Weltenrichter. Der christliche Glaube der Gegenwart hat nichts mit den historischen Vorgängen aber alles mit den theologischen Lehren nach Ostern zu tun.

Frage: Bringt uns das einer Antwort näher, zu welcher religiösen jüdischen Gruppe Jesus gehört hat. Unsere Theologen gehen davon aus, dass er zu den so genannten "Liebespharisäern" gehörte. Die Betonung der unbedingten Gottesliebe zu "seinen Menschen", der Nächsten- und Feindesliebe deuten darauf hin.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#45
(08-12-2013, 18:02)Ekkard schrieb: Die Betonung der unbedingten Gottesliebe zu "seinen Menschen", der Nächsten- und Feindesliebe deuten darauf hin.

Netter Ausdruck dafür, das die Verbreitung eine breite Blutspur in
der Welt über Jahrhunderte gezogen hat.
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