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Ist die Zeit reif die Religionen abzuschaffen?
#1
Ich las vor kurzem in einem tiefenpsychologischem Buch, das der Mensch von heute Erwachsen geworden sei. Diese Vorstellung gefällt mir, auch wenn vieles heute auf der Erde passiert, was einem erwachsenen Menschen schwer zugesprochen werden kann.
Nehmen wir an der Mensch hat die Religion erfunden, um an etwas glauben zu können, jemanden die Schuld zu geben, zu jemanden zu beten um Hilfe und Trost zum erhalten, auch um mächtige Organisationen zu schaffen, um Herkunft, Sein und Sinn des Menschenseins zu erklären, zu erklären wie die Welt erschaffen wurde und auch die Angst vor dem Tode zu nehmen,- nehmen wir das an das Mensch so kreativ war. Und das diese Erfindung ein Produkt des Menschwerdens war, sprich evolutionär bedingt. Dann bräuchte der heutige, moderne Mensch keine REligionen mehr, er wäre darüber hinaus gewachsen.
Könnte man Schlussfolgern, das die Religionen keine Existenzberechtigung mehr hätten und daher abgeschafft werden könnten!?
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#2
Ich habe das Gefuehl, dass Religionen ein tiefes Beduerfnis erfuellen. Wenn Menschen, die den Glauben verloren haben, sich in Esoterik und aehnlichem verlieren, ist das dasselbe in Gruen.

D.h., im Prinzip kann man Religion abschaffen, was existierende, hauptsaechlich areligioese Gesellschaften uns ja zeigen. Es ist nur aufzupassen, was die Religion dann ersetzt. Die reine Ratio wird das nicht sein.
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#3
Religion abzuschaffen würde erst dann einen vernünftigen Sinn machen, wenn wir uns einstimmig alle darüber einig sind, dass das ICH nur eine nützliche und notwendige Inszenierung ist. Aber dessen sind sich bis jetzt nur ein paar wenige Prozent der Menschheit sicher. Icon_cheesygrin

Götter bedienen die menschliche Egozentrik. Sie machen das ICH sozusagen zum einem zentralen Wicht, bzw. der W-Ich-t gelangt durch Gott zu einer zentralen Bedeutung, die er sich ohne Gott gar nicht so einfach selbst geben kann.

Die Problematik besteht darin, dass sich der Wicht zur Welt hin selbst immer als "richtig-herum-stehend" sieht und die Welt zu sich selbst als spiegelverkehrt.

Würde man jetzt alle Religionen abschaffen, oder.. naja..verbieten oder ähnlich.. würde das in einem unvorstellbaren und orientierungslosen Chaos ausarten, das wahrscheinlich kaum einer überlebt.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#4
Bloss nicht alle abschaffen.
Wenn das so mit der Schöpfung stimmt verschwindet
Gott ist dann evtl. das Universum weg.
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#5
Was soll das überhaupt heißen "Religionen abschaffen" ?

Der Mensch braucht zwar keine Religion, um ein gutes zufriedenes Leben zu führen, im Gegenteil, es funktioniert weitaus besser ohne, allerdings sind Religionen ja nicht vergleichbar mit irgendetwas, dass Order per Mufti einfach aufhört.

Meine Theorie ist, dass, zumindest in gut gebildeten Gesellschaften, die Religionen irgendwann einfach mal in den Status anderer Aberglauben oder Traditionen übergehen und dann gewissermaßen schrullige Hobbies sind. So wie Horoskope lesen, Glückshemden tragen oder Fastnachtsbräuche pflegen. Mehr ist wohl nicht drin, damit könnte man aber auch schon zufrieden sein. Dann hätten Religionen den Stellenwert, den sie verdienen.
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#6
(13-02-2014, 19:35)joachim stumpf schrieb: Nehmen wir an der Mensch hat die Religion erfunden, um an etwas glauben zu können, jemanden die Schuld zu geben, zu jemanden zu beten um Hilfe und Trost zum erhalten, auch um mächtige Organisationen zu schaffen, um Herkunft, Sein und Sinn des Menschenseins zu erklären, zu erklären wie die Welt erschaffen wurde und auch die Angst vor dem Tode zu nehmen,- nehmen wir das an das Mensch so kreativ war. Und das diese Erfindung ein Produkt des Menschwerdens war, sprich evolutionär bedingt. Dann bräuchte der heutige, moderne Mensch keine REligionen mehr, er wäre darüber hinaus gewachsen

non sequitur

nach wie vor ist (vor allem dem einzelnen menschen) vieles unerklärlich, bedarf er des trosts und, ja, auch des halts durch strukturen

das bieten religionen nach wie vor - wenn auch nicht allen, so doch vielen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
(13-02-2014, 20:51)Geobacter schrieb: Götter bedienen die menschliche Egozentrik. Sie machen das ICH sozusagen zum einem zentralen Wicht, bzw. der W-Ich-t gelangt durch Gott zu einer zentralen Bedeutung, die er sich ohne Gott gar nicht so einfach selbst geben kann.
Da ist etwas Wahres dran, das, zu Ende gedacht, aber nicht in Gänze stimmt. Die Gottesvorstellung (einer Vielheit von Menschen) stelle ich mir als geistigen Background des Individuums in seiner Gesellschaft vor. Der Background wird durch die Tradition gespeist. Ohne die Gottesvorstellung ist die Tradition m. E. dem Zerfall preisgegeben. "Gott" als konkrete Substanz kittet die Tradition zusammen, macht sie glaubhaft und wichtig - nicht so sehr das Ich.

(13-02-2014, 20:51)Geobacter schrieb: Die Problematik besteht darin, dass sich der Wicht zur Welt hin selbst immer als "richtig-herum-stehend" sieht und die Welt zu sich selbst als spiegelverkehrt.
Ja, klar. Aber auch das ist aus der Überlieferung/Offenbarung bekannt. Es ist die Grundforderung nach Demut und Blick auf den "Nächsten".

(13-02-2014, 20:51)Geobacter schrieb: Würde man jetzt alle Religionen abschaffen, ... würde das in einem unvorstellbaren und orientierungslosen Chaos ausarten, das wahrscheinlich kaum einer überlebt.
In Teilen erleben wir das ja, wenn wir nachts den Bahnhof verlassen, in das nächste Taxi springen, um die U-Bahn zu vermeiden. Die Jugendlichen, die ich dort mit Bierflaschen in der Hand habe "abhängen" und die Leute anpöbeln gesehen habe, sind bereits bindungslos, regellos. Sie widersprechen allen gängigen Vorstellungen, dass man auch ohne Gott anständig leben könne. (Klar kann man das; aber Viele tun es nicht!)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(14-02-2014, 18:13)Ekkard schrieb: Sie widersprechen allen gängigen Vorstellungen, dass man auch ohne Gott anständig leben könne. (Klar kann man das; aber Viele tun es nicht!)

und mit gott erst recht...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
(14-02-2014, 18:37)petronius schrieb:
(14-02-2014, 18:13)Ekkard schrieb: Sie widersprechen allen gängigen Vorstellungen, dass man auch ohne Gott anständig leben könne. (Klar kann man das; aber Viele tun es nicht!)

und mit gott erst recht...

Ich glaube auch nicht, dass dieses Argument zieht. Die angebliche Gefaehrdung und Gewalttaetigkeit durch Entwurzelte heutzutage ist hauptsaechlich ein Phaenomen der Medien, nicht in dem Sinne, dass die Medien die Ursache sind, sondern dass man jeden noch so kleinen Mist mitbekommt. Die Zeiten, wo sich die "Dorfjugend" jedes zweite Wochenende als zuenftigem Schluss des Wirtshausbesuches die Nasen blutig geschlagen hat, sind anscheinend vergessen. Im Prinzip ist unsere Gesellschaft heutzutage so wenig gewalttaetig wie (fast?) noch nie in ihrer Geschichte.
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#10
(14-02-2014, 18:13)Ekkard schrieb: In Teilen erleben wir das ja, wenn wir nachts den Bahnhof verlassen, in das nächste Taxi springen, um die U-Bahn zu vermeiden. Die Jugendlichen, die ich dort mit Bierflaschen in der Hand habe "abhängen" und die Leute anpöbeln gesehen habe, sind bereits bindungslos, regellos. Sie widersprechen allen gängigen Vorstellungen, dass man auch ohne Gott anständig leben könne. (Klar kann man das; aber Viele tun es nicht!)

Bin mir da nicht sicher, ob das Phänomen etwas mit Religionslosigkeit zu tun hat.

Habe dafür eine andere Theorie, die mehr mit dem fehlen eines spiegelbildlichen Selbstwerterfahrens zu tun hat. Also ein Folgesyndrom des gesellschaftlichen Idealisierens von HABEN, SOLL, MUSS und SEIN als besondere Werte, ohne die man ein Niemand und nichts wert ist.

Menschen und vor allem junge Menschen müssen wenigstens einmal im Leben einfach auch nur um ihrer Selbstwillen von jemandem geliebt und geschätzt werden und gerade dann, wenn sie voll und ganz versagen.

Wenn im Umfeld des Menschen niemand mehr dafür Zeit hat und schon Kinder dafür erniedrigt werden, weil sie sich gerade im falschen Moment und überhaupt in die Wäsche machen... dann kommt selten etwas anderes dabei heraus, als die Bierflasche mit Kumpels, die sich als ordentlich starke Kerle fühlen, wenn sie was vertragen... jemanden verprügeln, der in ihrem Gerechtigkeits- und Werteempfinden nichts wert ist...
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#11
@Geobacter: Zur Erziehung gehört jenes Urvertrauen, das nicht einmal durch eigenes Versagen zerstört werden kann. Insofern stimme ich deinen Ausführungen zu. Deshalb hatte ich mit Bedacht von "Bindungslosigkeit" geschrieben. Die Bindung an eine Gemeinschaft und bei Glaubensgemeinschaften unter anderem an die Gemeinde trägt normalerweise dazu bei, das eigene Leben zu ordnen. Beispielsweise wirken die christlichen Vorstellungen in erster Linie ordnend - vor allem bei den erwachsenen Mitmenschen im Umfeld, besonders bei den Eltern.

Genauer: Ich will das nicht als grundsätzlich gegeben hinstellen, aber ich habe dies bei mir, bei meinen Großeltern und schließlich bei meinen Nachkommen so erlebt. Viel von Gott etc. wird da gar nicht gesprochen, sondern von dem, wo Grenzen des Anstands sind, wo der Andere unter dem eigenen Verhalten leidet. Es gibt dann eben eine Reihe von Verhaltensweisen, die man tut oder lässt (z. B. jemanden demütigen, mobben, schlagen, (Alkohol) saufen). Und das hatte in einem größeren Zusammenhang mit "Religion" und Gemeinde zu tun.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#12
Hat aber schlecht funktioniert mit dem Anstand und Verhaltensweisen.
Viele Jahrhundertelang sind in Europa zu stark religiös geprägten Zeiten
nicht mal eine Generation lang friedliche Zustände gewesen.

Entweder Völker gegen Völker oder die Kirchen beispielhaft abartig mit
sich selbst.
Da kann man nicht mit ein paar aus der Bahn Geratenen kommen, so das jeder nicht religöse
beispielhaft als früher oder später verkommenen Alkie durch die Gegend wankt.

Das Zurückdrängen der Kirchen hat zu Frieden und Wohlstand geführt nicht umgekehrt.
Sieht man doch auch innerhalb der Kirche, das der Kurs da , wenn auch widerstrebend angepasst wir.

Ist an dem Anspruch nicht immer gewaltiger Eigennutz mit verbunden ?

"Ein Dekret der Bischofskonferenz legt mit Zustimmung des Vatikans fest, dass die Zugehörigkeit zur Kirche in Deutschland verbunden ist mit der Bereitschaft, als Einkommenssteuerpflichtiger Kirchensteuern zu zahlen. Damit wird ein Sonderrecht für die Bundes­republik bestätigt.

Nur wer zahlt, glaubt? Zumindest gilt für die deutschen Katholiken, dass nur der zur Kirche gehört und die Sakramente empfangen darf, der als Einkommenssteuerpflichtiger auch Kirchensteuer bezahlt."
WWW.CHRIST-IN-DER-GEGENWART.DE FREIBURG, 16. Februar 2014

(Die hetzen doch nicht etwa ?)
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#13
(15-02-2014, 00:06)Harpya schrieb: Das Zurückdrängen der Kirchen hat zu Frieden und Wohlstand geführt nicht umgekehrt.
Nein. Es hat sich die Ansicht über die Natur und die natürlichen Gegebenheiten geändert. Man hat gelernt Energie anders als durch Muskelkraft zu erzeugen (Wind, Kohle, Wasser). Und man hat gelernt, überhaupt erst etwas zu entwickeln, was sich Wissenschaft nennen darf. Kirchliche Strukturen sind als Folge dieser Entwicklungen erst in der unmittelbaren Neuzeit "zurück" gedrängt, sprich säkularisiert worden. Im Gegenteil, als von dem modernen Ressourcenverbrauch noch keine Rede sein konnte, waren Klöster und Pfarreien eine erfolgreiche Wirtschaftsstruktur, erfolgreicher jedenfalls, als auf sich gestellte Bauern, die leicht zu "Leibeigenen" werden konnten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
Das zeigt doch deutlich, das man Kirche nicht braucht.
Feudale Strukturen haben das Mittelalter eben nicht weitergebracht.
Die Mönche waren doch mit die wissenschaftlichen Leistungsträger,
seis nur Ackerbau, Viehzucht und Medizin.
Viel gebracht hats nicht.

Andere Energie als Muskelkraft und Schiesspulver war überhaupt nicht nötig
um grosse Teile Europas, auch innerhalb der Kirchens selbst zu massakrieren.
Windkraft war den seefahrenden Nationen immer schon bekannt, Wasserkraft allgemein auch.
Jede Zeit hatte ihre "modernen" Ressourcen. Das die Kohle den Untergang der Religion
bewirkt hat höre ich zum ersten Mal.

Wird Zeit für den Papst und Sonstige den Bann über die Kohleproduzenten dieser Welt zu verhängen,
Kernkraft und Gas erst.

Was gutes hatte das ja auch mal, möglicherweise war es nicht ganz falsch
das osmanische Reich in Südfrankreich und Wien auszubremsen.
Da war Integration noch kein Thema.
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#15
(15-02-2014, 00:26)Ekkard schrieb: als von dem modernen Ressourcenverbrauch noch keine Rede sein konnte, waren Klöster und Pfarreien eine erfolgreiche Wirtschaftsstruktur, erfolgreicher jedenfalls, als auf sich gestellte Bauern, die leicht zu "Leibeigenen" werden konnten.

was wunder, daß die ausbeuter eine "erfolgreichere Wirtschaftsstruktur" aufbauten als die ausgebeuteten...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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