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Spinoza und seine Familie
#16
Sinai schrieb:Was meinst Du mit 'später' ?

Hier der Einleitungssatz zur von Johannes Colerus verfassten Spinoza-Biographie:

Dieser weltberühmte Philosoph Baruch de Spinoza (von seinen jüdischen Eltern also genannt, welchen Namen er später, als er sich vom Judentum getrennt hatte, selbst verändert und sich in seinen Schriften und Briefen Benedictus de Spinoza genannt) ist zu Amsterdam im Monat Dezember des Jahres 1633 geboren.
MfG B.
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#17
Wobei diese Baruch/Benedict-Debatte ziemlich muessig ist, da beide Namen dieselbe Bedeutung haben und es ueblich war, fuer lateinisch verfasste Buecher die Namen zu latinisieren.
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#18
Ein Mann, der aus einer marranischen (kryptojüdischen) Familie stammt, die auf der iberischen Halbinsel Generationen lang von den Katholiken drangsaliert und bedroht wurde, und die es endlich geschafft hatte zu fliehen und in einem protestantischen Staat zu leben, latinisiert seinen Namen ??
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#19
(27-04-2014, 01:08)Sinai schrieb: Ein Mann, der aus einer marranischen (kryptojüdischen) Familie stammt, die auf der iberischen Halbinsel Generationen lang von den Katholiken drangsaliert und bedroht wurde, und die es endlich geschafft hatte zu fliehen und in einem protestantischen Staat zu leben, latinisiert seinen Namen ??
Warum nicht, wenns evtl. praktisch war.
Gab doch kein übergreifendes Ausweissystem.

Muss man nicht dramatisieren,
eine Bekannte von mir hat nach Scheidung
auch wieder, auch für die Kinder, den Mädchennamen angenommen.
Mit Amtsgericht, war damals nochnichtmal notwendig.

Wer weiss schon was eine Spinoza da möglichweise zu getrieben hat,
bischen Freiraum kann man dem Mann ruhig gönnen.
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#20
(27-04-2014, 01:08)Sinai schrieb: Ein Mann...aus einer marranischen... Familie latinisiert seinen Namen ??

Hast Du vergessen, dass das ein Philosoph war, der Buecher schrieb in der Wissenschaftssprache, Latein? Da gehoerte es zum guten Ton, den eigenen Namen zu latinisieren, genau so wie Staedtenamen etc.
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#21
Zu Lebzeiten B. Spinozas wurde eine einzige seiner wissenschaftlichen Arbeiten unter seinem Namen veröffentlicht. Zumal der Text in lateinischer Sprache erschien, ist der Verfasser natürlich mit "Benedictus de Spinoza" angegeben. Allerdings hatte er sich zu diesem Zeitpunkt auch schon öffentlich zur lateinischen Form seines Namens bekannt.

In der Familie und unter Freunden hieß er Bento. Als Vater Michael (1654) verstarb und er mit einem seiner Brüder die Firma übernahm, hieß diese Firma "Bento und Gabriel Spinoza". Seinen Synagogennamen "Baruch" legte er ab, nachdem er von seiner Gemeinde exkommuniziert worden war.
MfG B.
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#22
(27-04-2014, 14:31)Bion schrieb: In der Familie und unter Freunden hieß er Bento.

Ah, okay. Das ist aber immer noch derselbe Name, halt nur der portugiesische Diminutiv (von Benedito).
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#23
Klar. Aber es zeigt doch wie wenig ihm die jüdische Form des Namens wichtig gewesen war.
MfG B.
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#24
Als jemand, der in einer portugiesischen Familie juedischer Religion in Holland geboren und aufgewachsen war, stand er wohl etwas ueber diesen Details. Wobei "Benedikt" wahrscheinlich schlicht die in Holland gelaeufigste Version gewesen sein muesste. Besonders religioes war er ja sowieso nicht.
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#25
Dass er über solchen Details stand, darf angenommen werden. Seine Geschwister allerdings führten ihre Synagogennamen.
MfG B.
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#26
(13-08-2014, 22:59)Ulan schrieb:
(13-08-2014, 21:59)Sinai schrieb: Damals, als das Evangelium geschrieben wurde, war mit den jüdischen Religionsbehörden nicht zu spaßen.

Damals, als das Lukas-Evangelium geschrieben wurde, gab es keine "juedische Religionsbehoerde" mit irgendwelchen grossartigen Befugnissen mehr.


Stephanus wurde irgendwann zwischen 36 und 40 n. Chr. im Auftrag des jüdischen Rats (Sanhedrin) von den Juden gesteinigt. Er war der erste christliche Märtyrer

Lukas schrieb das Evangelium irgendwann zwischen 56 und 90 n. Chr.
Ihm saß sicher noch der Schreck im Nacken

Mag schon sein, daß die Römer den jüdischen Religionsbehörden die Befugnis zur Verhängung von Todesstrafen entzogen haben.
Daher haben die Juden ja den Jesus zu Pontius Pilatus gebracht, damit er ihn zum Tode verurteile.

Hätten sich die Jünger blöd gespielt (Gotteslästerung, Befehlen daß Feuer vom Himmel fällt!) dann hätten die Juden nicht gezögert, die Jünger zum Statthalter zu schleppen, auf daß er sie zum Tode verurteile !

Aber abgesehen davon lebte man trotz Pax Romana in Judäa nicht so sicher

Wurde doch auch Johannes der Täufer vom jüdischen König Herodes geköpft – hätte ja auch nicht sein dürfen, und niemand regte sich auf.

Den Stephanus haben die Juden auch umgebracht, obwohl sie nicht gedurft hätten

Und auch nach der Zerstörung des Tempels hatten die Juden der Diaspora Angst vor jüdischer Femejustiz. Wer Gott lästerte, lebte nicht mehr lange . . . wurde halt zufällig Opfer eines Raubmords wenn er auf der Landstraße wanderte . . .

Der kommunistische holländische Historiker (Uni-Professor) Theun de Vries schreibt in seiner Spinoza-Biographie, daß der Jude Baruch Spinoza große Angst vor den Juden hatte . . .

Vries, Theun de. Baruch de Spinoza. 10. Aufl., Reinbek bei Hamburg Januar 2004
Rowohlt Taschenbuch Verlag
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#27
(13-08-2014, 23:48)Ulan schrieb: Als die Evangelisten schrieben, gab's kein "juedisches Establishment" mit Befugnissen mehr (in Alexandria waere es eventuell gefaehrlich gewesen).


Und warum hatte dann der Jude Baruch Spinoza so große Angst vor den Juden ?

Offizielle Strafgewalt hatten sie keine, dennoch hatte er Angst
Lies nochmal den Beitrag von 23:26

Femejustiz scherte sich nie um "Befugnisse"

Und den Stephanus haben sie ja auch gesteinigt, obwohl sie keine Befugnis dazu hatten

Beim Stephanus wirst Du wahrscheinlich antworten, das sei ein christliches Märchen.

Aber den kommunistischen Historiker Theun de Vries kannst Du nicht so leicht aus der Welt diskutieren . . .
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#28
(13-08-2014, 23:26)Sinai schrieb: Der kommunistische holländische Historiker (Uni-Professor) Theun de Vries schreibt in seiner Spinoza-Biographie, daß der Jude Baruch Spinoza große Angst vor den Juden hatte . . .

Vries, Theun de. Baruch de Spinoza. 10. Aufl., Reinbek bei Hamburg Januar 2004
Rowohlt Taschenbuch Verlag

Hat er das tatsächlich geschrieben? Wo genau soll das in diesem Buch stehen?

Auf Seite 111 nämlich schreibt er:

Zu den von Spinoza abgelehnten Emotionen gehört auch die Angst.
MfG B.
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#29
(14-08-2014, 00:29)Bion schrieb:
(13-08-2014, 23:26)Sinai schrieb: Der kommunistische holländische Historiker (Uni-Professor) Theun de Vries schreibt in seiner Spinoza-Biographie, daß der Jude Baruch Spinoza große Angst vor den Juden hatte . . .

Vries, Theun de. Baruch de Spinoza. 10. Aufl., Reinbek bei Hamburg Januar 2004
Rowohlt Taschenbuch Verlag

Hat er das tatsächlich geschrieben? Wo genau soll das in diesem Buch stehen?

Auf Seite 111 nämlich schreibt er:

Zu den von Spinoza abgelehnten Emotionen gehört auch die Angst.


Hui, Du bist aber schnell . . . sitzt Du um diese Zeit noch in der Bibliothek ?

Ich will das hier nicht schreiben, da das dem Antisemitismus Vorschub leisten könnte

Ich verweise Dich zB auf die Seite 39
aber auch auf die Seiten 66 und 77

Es war Juden auch im Jahre 1650 nicht ratsam, mit der Synagoge in Konflikt zu geraten. Nur das wollte ich am Beispiel von Baruch Spinoza aufzeigen.

Daher mein Gedanke, daß es auch zur Zeit der Evangelisten nicht gesund war, mit dem jüdischen Establishment (sadduzäischer Tempel bzw. pharisäische Synagogen) in Konflikt zu geraten.

Daher vertrete ich die Ansicht, daß das der Grund für die zweideutige Ausdrucksweise der Urchristen war
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#30
Sinai schrieb:Der kommunistische holländische Historiker (Uni-Professor) Theun de Vries schreibt in seiner Spinoza-Biographie, daß der Jude Baruch Spinoza große Angst vor den Juden hatte . . .

Vries, Theun de. Baruch de Spinoza. 10. Aufl., Reinbek bei Hamburg Januar 2004
Rowohlt Taschenbuch Verlag
[...]
Ich verweise Dich zB auf die Seite 39
aber auch auf die Seiten 66 und 77

Warum erzählst Du immer wieder Märchen?

Dass Spinoza von der jüdischen Gemeinde exkommuniziert wurde, ist bekannt. Dass "Spinoza vor den Juden große Angst hatte", ist ein Märchen.

Übrigens: Theun de Vries war weder Historiker noch Universitätsprofessor, sondern jemand, der seine Gymnasialstudien abgebrochen hatte und dennoch ein tüchtiger Journalist geworden war. Der Qualität seiner Arbeit über Spinoza tut das keinen Abbruch.

Der von Dir zitierte Satz kommt im angemerkten Buch nicht vor.
MfG B.
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