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was ist der Unterschied zwischen dem heiligen Geist und dem Vater?
#16
(07-08-2016, 18:37)Chrischi schrieb: Dass im Islam der Engel Dschibrīl (»Gabriel«) irrtümlich mit dem »Heiligen Geist« identifiziert wird, ist mir

Einen Zusammenhang scheint es hier dennoch zu bestehen. Der Engel des Herrn, Gabriel, brachte Maria die Botschaft, er ist also wie im Islam ein Überbringer. Im Christentum wird das Wort Gottes demjenigen überbracht, der das "Medium" für das Wort Gottes darstellt. Im Christentum ist das Maria, durch die das Wort Gottes physische Gestalt (Jesus) annimmt. Im Islam ist es Mohammed, durch den das Wort Gottes physische Gestalt (Qur'an) annimmt. In beiden Momenten spielt das Numinose beim Empfang der Botschaft eine bestimmte Rolle. Es gibt also durchaus eine Verwandtschaft zwischen dem Engel Gabriel und dem Heiligen Geist. Man muss auch beachten, dass der heilige Geist als Person erst sehr spät ins Christentum Einzug hielt, vorher war er eher unpersönlich und man sprach von "heiligen Geist". Heiliger Geist kann ja durchaus auch eine Verbindung zwischen Engeln und Gott sein und dort wehen, wo Engel eine Botschaft überbringen.

(07-08-2016, 19:14)Chrischi schrieb: Es taucht zwar nirgends im NT eine ausdrückliche Ausformulierung der Trinitäts-/Dreieinigkeitslehre auf; doch dreigliedrige Formeln, die von Gott, dem Vater, dem Herrn Jesus Christus und dem Heiligen Geist sprechen und die Wirkungsweisen dieser Personen der Gottheit als in untrennbarer Beziehung zueinander stehend darstellen, gibt es zahlreiche (Mt 28,19; 1Kor 12,4–6; 2Kor 13,13; Eph 4,4–6 u. a.).

Das könnte nur dann gelten, wenn die Trinität an sich nur eine Dreigliedrigkeit wäre. Die Trinität ist aber eine spezifisch definierte Dreigliedrigkeit, die sich durch Abgrenzung von anderen Dreigliedrigkeiten definiert (Tritheismus vs. Trinität), weshalb "Dreigliedrigkeit" nicht ausreicht. Dass es sich um Personen handelt, ist Ergebnis theologischer Reflexion, aber nicht in dieser Form offenbart.

Zitat:Das ist eine Feststellung im Hinblick auf das Wesen Gottes, nicht eine Verneinung der Göttlichkeit Jesu Christi.

Es ist aber auch keine Behauptung oder Bestätigung der Göttlichkeit Jesus. Man muss die Bibelstelle schon arg umdeuten, um an dieser Stelle zu ignorieren, dass Jesus auf Gott verweist. Unbeachtet dessen ist natürlich offensichtlich, dass sich der Mann den Weg ins Himmelreich leicht machen wollte und Jesus deshalb vorerst auf die Gebote verwies. Es gibt aber keinen Grund zur Annahme, dass Jesus mit "Niemand ist gut außer Gott" nicht auch gesagt hat, dass er nicht Gott ist. Alles andere ist freie Deutung.


Zitat:Vom gesamten neutestamentlichen heilsgeschichtlichen Kontext her betrachtet, bestätigt Jesus hier, Gott zu sein.

Das ist schon eine sehr freie Umdeutung. Der Text gibt das nicht her. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass wer einräumt, dass ein Mensch Gott ist, das unmöglich nur auf Jesus beschränken kann. Denn die Gottesschaft des Sohnes ist eine Deutung durch die Kirche, die nicht aus Jesus Aussagen selbst hervorgeht. Wenn aber die theologische Reflektion meint, in diesem Menschen Jesu Gott sehen zu können, gibt es eigentlich keinen Grund, diese Annahme nicht auf alle Menschen zu übertragen.
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#17
Wer sagt eigentlich, daß Gabri'El und Micha'El zwei verschiedene "Personen" wären ??
Solche Kreaturen sind außerdem nicht als Personen im Sinne von "Menschen" zu klassifizieren . . .
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#18
(08-08-2016, 00:09)Sinai schrieb: ... Du bist ein ehrlicher Protestant. ...

Wenn in der Offenbarung die Rede vom zukünftigen Sturz Satans aus dem Himmel ist, ...

Ja, mit mir hast du einen echten Fundi vor der Nase ... Icon_wink Icon_cheesygrin

Wer spricht denn von einem zukünftigen Sturz Satans aus dem Himmel? Der Offenbarungstext (12,7ff) tut das jedenfalls nicht ausdrücklich. Der Text kann nichts dafür, wenn manche Ausleger ihn inhaltlich zukünftig anwenden. :-X In meinem obigen Beitrag habe ich den Text auf die Vergangenheit bezogen (Kreuzigung und Auferstehung), und zwar übereinstimmend mit Joh 12,31; Kol 2,15 usw. Dass der Satan durch den gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Christus aus seiner Stellung als Verkläger gestürzt und überwunden wurde, macht auf mich keinerlei blasphemischen Eindruck, im Gegenteil: So verstanden, spricht Offb 12,7ff von der Endgültigkeit des Sieges Christi über die "alte Schlange" ...

Beste Grüße

Chrischi
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#19
Du schreibst:
"Wer spricht denn von einem zukünftigen Sturz Satans aus dem Himmel? Der Offenbarungstext (12,7ff) tut das jedenfalls nicht ausdrücklich. Der Text kann nichts dafür, wenn manche Ausleger ihn inhaltlich zukünftig anwenden."

- - - -

Ja, wenn man normale Maßstäbe ansetzt, hast Du recht. Denn das Zeug ist tatsächlich in der Vergangenheitsform formuliert. Das ist Irreführung der Behörden! Ein geplantes Gemetzel niederzuschreiben führte schnurstracks in die Arena. Als juristischer Trick wurde das Zeug halt in der Vergangenheitsform geschrieben. Aber offenbar ist es als ZUKUNFT gemeint. Das sagen jedenfalls die Katholiken, erst recht Ihr Protestanten AB und HB, sowie vor allem die Zeugen Jehovas.

Alles ganz ganz seltsam.
Mich wundert es wirklich nicht, daß die Christen im Alten Rom verfolgt wurden. Wenn heute ein Haßprediger mit so einer Hetzschrift daherkommt, landet er auch bald in Guantanamo.

Beste Grüße, Sinai
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#20
(11-08-2016, 21:26)Sinai schrieb:
Denn das Zeug ist tatsächlich in der Vergangenheitsform formuliert.

Der springende Punkt ist für mich weniger eine Formulierung in Vergangenheitsform – darauf habe ich mich in meiner Argumentation als solches auch nicht bezogen –, sondern dass der Hinauswurf des Verklägers definitiv an ein Ereignis gekoppelt wird, das in der Vergangenheit stattgefunden hat: die Erhöhung Christi zum Thron Gottes (Offb 12,5.7-10). Dass Christus sein Blut zur Erlösung der Gläubigen gegeben hat, wird als Grund für den Sturz des Satans aus dessen Stellung als Verkläger genannt, was die Gläubigen unverklagbar dastehen lässt (V. 11). Aus diesem Grund muss – wie in anderen Bibeltexten auch (Joh 12,31; Kol 2,15) – der Sturz des Satans an die Kreuzigung, Auferstehung und Erhöhung Jesu Christi gebunden sein. Die Passage über den Hinauswurf des Verklägers (Offb 12,7–9) auf die Zukunft zu beziehen, ergibt sich weder aus dem natürlichen Fluss des Textes, noch beziehen andere Bibeltexte, die über dieses Ereignis sprechen, es auf die Zukunft; auch kann hier nicht vom Fall des Satans als solchem die Rede sein – ein Ereignis, das vor Urzeiten stattgefunden hat (Jes 14,12–15; Hes 28,13–17). Hier geht es schlicht darum, dass der Satan seine Stellung als Verkläger verloren hat und gewissermaßen »vor die Tür gesetzt« worden ist, weil die Vergebung der Sünden, die durch das Blut Christi jedem gewährleistet wird, der an Christus glaubt, dem Satan jeden Anklagegrund gegen die Gläubigen nimmt.

(11-08-2016, 21:26)Sinai schrieb:
Aber offenbar ist es als ZUKUNFT gemeint. Das sagen jedenfalls die Katholiken, erst recht Ihr Protestanten AB und HB, sowie vor allem die Zeugen Jehovas.

Aus welcher »Quelle« stammt das nun wieder?! Icon_wink Weder die römisch-katholische Kirche noch die Mehrheit der Protestanten beziehen besagten Abschnitt auf die Zukunft – und die »Zeugen Jehovas« übrigens auch nicht (Letztere sind vielmehr der Auffassung, dass der Krieg im Himmel zeitlich in etwa parallel lief mit dem Ersten Weltkrieg [1914–1918]). Die einzigen Ausleger, die Offb 12,7–9 auf die Zukunft beziehen, entstammen dem dispensationalistischen Lager, das im Prinzip über die evangelikale Christenheit verteilt (jedoch nicht mit ihr gleichzusetzen) ist.

(11-08-2016, 21:26)Sinai schrieb:
Wenn heute ein Haßprediger mit so einer Hetzschrift daherkommt, landet er auch bald in Guantanamo.

Die Offenbarung ist wohl weder eine Hetz- noch eine Hassschrift. Icon_wink Sie entstand inmitten einer bereits verfolgten Christenheit und war damit keineswegs Auslöser der Verfolgung, sondern (wenn überhaupt) eine Reaktion darauf. Ich für meinen Teil weiß sie von Gott gegeben, um die Seinen auch in Zeiten schwerster Bedrängnis zu ermuntern, nach vorne zu schauen. Die Grundbotschaft der Offenbarung ist letztlich: Jesus trägt den Sieg davon – in jeder Beziehung …

Beste Grüße

Chrischi
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#21
(07-08-2016, 19:14)Chrischi schrieb:
(05-08-2016, 10:13)Linus schrieb:
So auch in Bezug auf die Dreifaltigkeit, die es so gar nicht gibt. Zwar sagt Jesus an der einen Stelle, er sei eins mit dem Vater, was sich aber natürlich auf die Gesinnung und den Willen bezieht. 
Es gibt keinen Grund, die vielen Stellen, wo Jesus vom Vater spricht und IHN klar als völlig andere Person anspricht, zu übersehen. Schon gar nicht jene Stelle, wo Jesus sagt, dass nur der Vater gut sei - was ja eine Lüge wäre, wäre er gleichen Wesen wie der Vater.

 Dass allein die Person des Vaters gut sei, sagt Jesus bei genauerem Hinsehen nicht. Als ein Mann auf ihn zukommt, der ihn »guter Meister« nennt, kontert Jesus mit der Aussage: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!« (Lk 18,18f). Das ist eine Feststellung im Hinblick auf das Wesen Gottes, nicht eine Verneinung der Göttlichkeit Jesu Christi.
Deine Argumentation setzt voraus, dass die Trinität Fakt ist - und kann daher keinesfalls als Begründung derselben dienen und Deine Schlussfolgerungen laufen ins Leere.
Keinem vernünftigen Menschen käme es in den Sinn, solche unmöglichen Dinge von andern zu glauben zu verlangen! Nur stand eben Konstantin vor dem Problem - noch war er längst nicht Christ - dass auf den Altären Roms nur Götter, nicht aber deren Söhne geduldet wurden. Somit erhob er ihn kurzerhand zu Gott.
Und die schwammige Masse des heiligen Geistes? Die Engel, die heiligen Geister Gottes, wo sind sie geblieben? Die Schutzengel, die jeder Mensch haben soll - von der Kirche völlig ausgeklammert!!?
Vermutlich wäre die offizielle katholische Kirche sehr froh, sie könnte sich von diesem unhaltbaren Dogma trennen.
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#22
(07-08-2016, 19:14)Chrischi schrieb:
(05-08-2016, 10:13)Linus schrieb:
So auch in Bezug auf die Dreifaltigkeit, die es so gar nicht gibt. Zwar sagt Jesus an der einen Stelle, er sei eins mit dem Vater, was sich aber natürlich auf die Gesinnung und den Willen bezieht. 
Es gibt keinen Grund, die vielen Stellen, wo Jesus vom Vater spricht und IHN klar als völlig andere Person anspricht, zu übersehen. Schon gar nicht jene Stelle, wo Jesus sagt, dass nur der Vater gut sei - was ja eine Lüge wäre, wäre er gleichen Wesen wie der Vater.

 Dass allein die Person des Vaters gut sei, sagt Jesus bei genauerem Hinsehen nicht. Als ein Mann auf ihn zukommt, der ihn »guter Meister« nennt, kontert Jesus mit der Aussage: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!« (Lk 18,18f). Das ist eine Feststellung im Hinblick auf das Wesen Gottes, nicht eine Verneinung der Göttlichkeit Jesu Christi.
Deine Argumentation setzt voraus, dass die Trinität Fakt ist - und kann daher keinesfalls als Begründung derselben dienen und Deine Schlussfolgerungen laufen ins Leere.
Keinem vernünftigen Menschen käme es in den Sinn, solche unmöglichen Dinge von andern zu glauben zu verlangen! Nur stand eben Konstantin vor dem Problem - noch war er längst nicht Christ - dass auf den Altären Roms nur Götter, nicht aber deren Söhne geduldet wurden. Somit erhob er ihn kurzerhand zu Gott.
Und die schwammige Masse des heiligen Geistes? Die Engel, die heiligen Geister Gottes, wo sind sie geblieben? Die Schutzengel, die jeder Mensch haben soll - von der Kirche völlig ausgeklammert!!?
Vermutlich wäre die offizielle katholische Kirche sehr froh, sie könnte sich von diesem unhaltbaren Dogma trennen.
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#23
(07-08-2016, 20:01)Sinai schrieb: Hallo Chrischi
Die ganze Thematik ist extrem seltsam und verdächtig.  Wenn in Offb 12:7 von einem "Krieg im Himmel" die Rede ist, so muß jedem klar sein, daß die Geheime Offenbarung etwas sein dürfte, das all dem bisherigen fremd ist.
 
Um mit einem berühmten deutschen Denker zu sprechen: die Apokalypse sollte man mit Zangen anfassen . . .

Die Offenbarung mit erwähnter Stelle betrifft doch jenes Ereignis, in welchem Zusammenhang Luzifer wie ein Blitz in die Hölle fuhr, und mit ihm noch so viele andere und vermutlich hat dies Johannes in einer Vision gesehen. Die Apokalypse ist längst vorbei - nur die Katholiken warten noch auf ihr Kommen.
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#24
(08-08-2016, 00:09)Sinai schrieb: Wenn in der Offenbarung die Rede vom zukünftigen Sturz Satans aus dem Himmel ist, so finde ich das ungeheuerlich!
 

Hierbei handelt es sich eben um ein längst vergangenes Ereignis - vermutlich lange vor der Erschaffung des Kosmos.

Zur Beschreibung besagten Sturzes verwendet die Bibel die Form der Vergangenheit, wie nur kannst Du daher ein zukünftiges Ereignis vermuten?
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#25
Der wichtigste Teil der christlichen Trinität, die Binität, wurde nach langen, z.T. physisch brutalen Auseinandersetzungen zwischen Athanasiern und Arianern in Nicäa in eine Formel gepresst. Die Trinität ist ein Produkt der Hellenisierung des Christentum durch die Adaption des Neuplatonismus von Plotin (der paradoxerweise ein Gegner des Christentums war). Plotin lehrte, angeregt durch Platon, das absolut Eine (Hen), aus dem stufenweise abwärts Emanationen hervorgehen, zunächst der Nous (Vernunft, Geist), dann die Weltseele und dann last and least das Materielle. Mehrere Kirchenväter, z.B. Ambrosius, Eusebius und Kyrill, hatten Plotin rezipiert, auch im Hinblick auf eigene trinitätstheoretische Spekulationen.

Unschwer ist zu erkennen, dass das Hen dem Gottvater, der Nous dem Christus und die Weltseele dem Heiligen Geist zugeordnet werden können, auch wenn das klassische Trinitätskonzept von dem neuplatonischen Muster etwas abweicht. Das Hen ist das Alleshervorbringende, der Nous ist die weltdurchspannenden Vernunft (im Sinne des Logos = Christus im Joh-Ev) und die Weltseele die Kraft, die das Göttlliche (das Hen) mit dem Materiellen in Beziehung setzt, also innerlich belebt. Letztere Funktion entspricht in etwa der des Heiligen Geistes, welcher freilich nicht, wie bei Plotin, alles materielle Leben durchdringt, sondern als erleuchtendes Eindringen des Göttlichen in das menschliche Bewusstsein zu verstehen ist.

Das Judentum kennt dieses Konzept unter dem Namen ´ruach´ (gramm. feminin), was ´Gottesatem´ bedeutet und mit ´Wind´ konnotiert ist. Unzweifelbar hat ´ruach´ auch die Konnotation weiblicher Gebärfähigkeit, wie z.B. Gen 1,2 zeigt, wo die ´ruach´ über dem tiefen Wasser ´brütet´ (hebr. מְרַחֶ֖פֶת = merachäpät), was auch mit ´flatternd´ übersetzt werden kann im Sinne des Flatterns einer Vogelmutter über ihren Eiern. Die konventionelle Übersetzung ´schweben´ ist jedenfalls irreführend. Im Grunde ist die christlich verstandene ´ruach´ nicht anderes als eine abstrahierte und apersonalisierte Muttergöttin und die christliche Trinitität eine modifizierte Form der Trinität Vater / Mutter / Sohn, wie sie z.B. in der ägyptischen Mythologie erscheint (Osiris, Isis, Horus).

´Ruach´ bezieht sich auch eine Art der übernatürlichen Erfahrung, die sich z.B. in exzessiven Licht- und Farbwahrnehmungen äußert, welche von den Nabis (´Propheten´) als Manifestion ihres Gottes interpretiert wurden. Solche Erfahrungen waren im ganzen Alten Orient verbreitet und wurden entweder durch genetische Disposition, also ein angeborenes Vermögen, oder die gezielte Anwendung psychotroper Pflanzen ermöglicht. Den Bogen von der religiösen Ekstase zur weiblichen Gebärfähigkeit schlug wie kein anderer der transsexuelle indische Mystiker Ramakrishna (19. Jh. CE), wenn er seine Ekstasen im Mutterleib der Göttin Shakti verortete.

Allerdings umfasst das christliche Verständnis des Heiligen Geistes auch moderatere Phänomene wie religiöse ´Inspiration´ und das (vermeintliche) Gefühl der Gottesnähe. Die Formel des nicäanischen Konzils lautet, dass der Heilige Geist "aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht" und "durch die Propheten (gesprochen) (hat)".

Die offizielle katholische Deutung der Trinität hat sich erst nach einer Korrektur der Binitätslehre von Nicäa herausgebildet, nämlich 382 auf der Synode von Konstantinopel. Bekanntlich hatte Konstantins Sohn und Nachfolger Constantius II. das nizäische Dogma der Wesenseinheit von Vater und Sohn außer Kraft gesetzt, weil er an dessen Logik zweifelte. Nach seinem Tod wollte Kaiser Julian wieder die römische Religion einführen, was sein früher Tod auf einem Feldzug aber verhinderte. Ab 380 gelang es dem Athanasius-Anhänger Theodosius I., das alte nicäanische Modell durchzusetzen, freilich runderneuert: Die Trinitätslehre wurde verfeinert durch die Differenzierung zwischen Ousia und Hypostase. ´Ousia´ ist das Wesen Gottes, also die Ganzheit des Göttlichen. Hypostasen sind die drei Aspekte, unter denen sich dieses Göttliche offenbart. Das stellt sich in etwa so dar:

´Gott´ ist das Ganze, das offenbart als: 1) Gott-Vater = Schöpfer, 2) Gott-Sohn = Erlöser und 3) Heiliger Geist = vom Vater und vom Sohn ausgehende Inspiration. Diese Formen sind von personhafter Individualität (theologisch abstrakter: sie sind Hypostasen) und zugleich untrennbar aufgehoben im Ganzen des Gottes.

Wie kann man sich das vorstellen? Ich versuche eine simple Analogie: Die drei Lichter einer Verkehrsampel sind klar voneinander unterschieden. Ihre Bedeutung (ihr Wesen) ergibt sich aus der ´Ganzheit´ des Systems, innerhalb dessen sie so definiert sind, dass das Wesen eines Lichtes mit dem Wesen der anderen Lichter untrennbar verbunden ist: Rot bedeutet nur deshalb Stop, weil Grün Fahren und Gelb Aufpassen bedeutet. Grün bedeutet nur deshalb Fahren, weil Rot Stop bedeutet usw. Die drei Lichter definieren sich wechselseitig. In diesem Sinne ist das Wesen jedes Lichtes im jeweiligen Wesen der anderen Lichter enthalten. Die drei Lichter bilden also eine Ganzheit (die Ampel), die in drei funktionale Aspekte zerfällt, die nur im Rahmen der Ganzheit Sinn machen. Die Lichter sind relationale Größen, ihr Wesen besteht in ihrer wechselseitigen Bezogenheit.

Ob das nun die Trinität verstehbarer macht oder (vermutlich eher) nicht - die Binität innerhalb der Trinität ist und bleibt heikel, solange das Verhältnis zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn nicht geklärt ist. In Nicäa heißt es, dass Jesus aus dem Vater gezeugt wurde und daher das gleiche göttliche Wesen wie der Vater hat. Problematisch daran ist, dass Jesus vom alles hervorbringenden Gott, bei gleicher Wesenhaftigkeit, nicht zu unterscheiden wäre, was seiner Herkunft aus diesem Gott widerspräche, denn als Sohn ist er kein Alles-Erzeugender. Die Synode von Konstaninopel versucht dieses Dilemma durch die Hypostasenlehre zu lösen, indem die göttliche Ganzheit (ousia) das gemeinsame Wesen seiner Hypostasen (Vater, Sohn, Geist) bildet. Vater, Sohn und Geist haben als Hypostasen also teil am umfassenden Wesen Gottes (ousia).
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#26
Nur mal so eine Frage: Kopierst Du hier eigene Posts, die Du woanders schon gemacht hast, in die Diskussionen, oder sind das Zitate aus irgendwelchen Buechern? Falls letzteres, wuerde mich interessieren, woher das stammt.
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#27
(18-09-2016, 19:30)Ulan schrieb: Nur mal so eine Frage: Kopierst Du hier eigene Posts, die Du woanders schon gemacht hast, in die Diskussionen, oder sind das Zitate aus irgendwelchen Buechern? Falls letzteres, wuerde mich interessieren, woher das stammt.

Alle von mir geposteten Texte sind Wort für Wort mein Produkt. Zitate werden von mir als solche gekennzeichnet. Als ´Herausgeber´ und Übersetzer bin ich auf dieser nicht-kommerziellen Seite aktiv (eigene Studie ist in Vorbereitung):

http://independent.academia.edu/HorstTran
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#28
(19-09-2016, 17:09)Tarkesh schrieb: Alle von mir geposteten Texte sind Wort für Wort mein Produkt. Zitate werden von mir als solche gekennzeichnet. Als ´Herausgeber´ und Übersetzer bin ich auf dieser nicht-kommerziellen Seite aktiv (eigene Studie ist in Vorbereitung):

http://independent.academia.edu/HorstTran

Ah danke. Ich habe nur gefragt, weil die meisten Deiner Beitraege wortwoertlich so an anderen Plaetzen im Netz stehen. Was nicht heissen soll, dass ich inhaltlich ein Problem damit habe.
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#29
(18-09-2016, 17:36)Tarkesh schrieb: Das Judentum kennt dieses Konzept unter dem Namen ´ruach´ (gramm. feminin), was ´Gottesatem´ bedeutet und mit ´Wind´ konnotiert ist. Unzweifelbar hat ´ruach´ auch die Konnotation weiblicher Gebärfähigkeit, wie z.B. Gen 1,2 zeigt, wo die ´ruach´ über dem tiefen Wasser ´brütet´ (hebr. מְרַחֶ֖פֶת = merachäpät), was auch mit ´flatternd´ übersetzt werden kann im Sinne des Flatterns einer Vogelmutter über ihren Eiern. Die konventionelle Übersetzung ´schweben´ ist jedenfalls irreführend. Im Grunde ist die christlich verstandene ´ruach´ nicht anderes als eine abstrahierte und apersonalisierte Muttergöttin und die christliche Trinitität eine modifizierte Form der Trinität Vater / Mutter / Sohn, wie sie z.B. in der ägyptischen Mythologie erscheint (Osiris, Isis, Horus).

´Ruach´ bezieht sich auch [auf] eine Art der übernatürlichen Erfahrung . . .


Trinitätslehre
Wie kann man sich das vorstellen? Ich versuche eine simple Analogie: Die drei Lichter einer Verkehrsampel sind klar voneinander unterschieden.

Hallo Tarkesh
Ich finde das was Du schreibst wahnsinnig interessant!  Vielen Dank.

Bitte führe das zu ruach - Flattern einer Vogelmutter über ihren Eiern näher aus. Sehr interessant !
Zu Deinem Exkurs ins Niltal. Ja, es fällt auf, daß Pharao Echnaton Vater und Mutter für die Menschen sein wollte. Daß daher sein auf den Darstellungen auffällig großer Schmerbauch keineswegs ein Hinweis auf eine reale körperliche Anomalie war, sondern in typisch hieroglyphenwertiger Weise die "Mutterschaft" von Echnaton darstellen sollte.

Das mit der Trinitätslehre und dem Paradigma der Verkehrsampel finde ich sehr interessant !
Ich las einmal ein anderes Paradigma zur Trinität, das auf einer anderen Denkweise beruht, und das ich Dir nicht vorenthalten möchte: die 3 Aggregatzustände von Wasser.
Eis - fließendes Wasser - Wasserdampf
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#30
Was die implizite Vogelmutter-Metaphorik in Gen 1,2 betrifft, so lässt sie sich auf die typisch altorientalische Assoziation von Mutter-, Himmels- und Liebesgöttin mit der Taube zurückführen. Beispiele sind die syrischen Göttinnen Astarte und Aschera und die mesopotamische Ischtar (= Ex-Inanna). Das Wasser-Motiv verdankt sich ebenfalls der altorientalischen Assoziation von weiblicher Fruchtbarkeit und Wasser infolge der Beobachtung, dass menschliches Leben in Fruchtwasser entsteht. Die Kombination beider Symbolismen verkörpert wohl am deutlichsten die mit Wasser und Taube eng verbundene persische Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin Anahita.

Man kann sich natürlich fragen, was den priesterlichen Autor (Genesis 1,1-2,4 gehört zur ´priesterschriftlichen´ Quelle der Genesis) dazu bewogen hat, in einem kurzen Satz auf einen weiblichen Schöpfungsmodus anzuspielen, um gleich im nächsten Satz zum typisch maskulinen Modus der Schöpfung durch das Wort überzugehen, welche - was nicht sehr bekannt ist - ihr Vorbild im Schöpfungsmodus des ägyptischen Gottes Ptah hat. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich also, dass Gen 1-3 nicht zwei, sondern drei Schöpfungsberichte enthält (einen maternalen und zwei paternale), von denen der erste nur (redaktionell?) verstümmelt überlebt hat.

Das Taubenmotiv im Kontext der Ruach findet sich natürlich auch im NT, wo die Taube mit dem Wasser im Narrativ der Taufe des Jesus eng assoziiert ist.

Auf die Ampel-Analogie gehe ich aus Zeitgründen später ein.
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