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Sozialstrukturen antiker Gesellschaften
#1
(13-09-2016, 10:41)Sinai schrieb: Hier lebte ein Ackerbauvolk. Plötzlich kamen bewaffnete Fremde und errichteten einen Staat.

.)  Die neuen Herren waren tonangebend, setzten ihre Sprache als Staatssprache durch; die Bauern am weiten Land sprachen zunächst mangels Schulwesen aber weiterhin ihre alte Sprache. Nach drei bis vier Generationen sprachen aber auch die Bauern die Staatssprache, allerdings regional eingefärbt, von ihrer Aussprache eingefärbt, als Dialekt.

.)  Kult und Umgangsformen und Kultus der Herren war - allerdings nur bei den Herren - tonangebend.  Die "adeligen" Umgangsformen entstanden.

Die Menschen die auf diesem Gebiet lebten, gehörten nicht derselben Volksgruppe an, und es war vor allem keine freiwillige Vereinbarung unter Gleichberechtigten

Es entstand eine geschichtete Population:
1.) Die Herrenschicht nannte sich "Adel" - sie vererbte Ländereien samt zugehöriger Bauernschaft
2.) Darunter die Bauernsippen - sie vererbten ihre Höfe und Felder samt zugehörigem Gesinde
3.) Darunter das nicht seßhafte Gesinde
4.) Darunter die ins Land geschleppten Sklavinnen und Sklaven (Kriegsgefangene)

Mich würden die Datierungen und ethnisch-geographischen Bezüge dieser Rekonstruktion interessieren, die ich im übrigen für einigermaßen ausbaufähig halte. Alternativ schlage ich folgene Rekonstruktion vor:

a)
Einführung des Ackerbaus durch Frauen (bisher Sammlerinnen) um 10.000 BCE und damit verbundene Sesshaftwerdung. Das Werkzeug der Frauen beim Ackerbau war zunächst der Grabstock.

 b)
Einführung der Kleintierzucht (Schafe, Ziegen) durch Frauen um 9.000 BCE. Als Werkzeug für den Ackerbau entwickelten die Frauen die Ziehhacke, den technischen Vorläufer des Pflugs.

c)
Einführung der Großtierzucht (Rinder) durch Männer (bisher Jäger) um 7.000 BCE, zunächst mit dem Auerochsen in Anatolien. In dieser Phase entstehen die ersten kleinen ´Städte´ (bis zu 7.000 Einwohner) und die Metallurgie (Kupfer).

d)
Erfindung des Rads und Einführung des Pflugs durch die Männer um 4.000 BCE, was einen bedeutenden Wandel in der Praxis des Ackerbaus herbeiführte, denn da der Pflug von Ochsen gezogen wurde, deren Haltung in der Hand der Männer lag, ging auch die Durchführung des Ackerbaus auf die Männer über. Damit dominierten die Männer die beiden wesentlichen ökonomischen Ressourcen: Ackerbau und Großtierzucht, was ihren sozialen Status gegenüber den Frauen sprunghaft erhöhte, welche nunmehr hauptsächlich mit Hausarbeit befasst waren. In diese Phase fällt somit der (allmähliche) Beginn des Patriarchats und der Übergang vom clan-basierten Gruppeneigentum einer matrilinear organisierten Gemeinschaft zum Familien(vater)eigentum einer patrilinear organisierten Gemeinschaft.

Durch die metallurgischen Errungenschaften der Bronzezeit (ab 4. Jt. BCE), welche die Produktion hocheffizienter Tötungswaffen ermöglichte, kam es auf der Grundlage des patriarchalischen Sozialsystems durch die ersten Kriegervölker zur Herausbildung aristokratischer Schichten. Das waren in Mesopotamien die vermutlich iranstämmigen Sumerer (ab 3.300 BCE) und die semitischen Akkadier und die Amoriter (Ende des 3. Jt. BCE) und in Europa die aus Südrussland immigrierten indoeuropäischen Achäer und Ionier (um 2000 BCE).
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#2
(16-09-2016, 13:43)Tarkesh schrieb: Rousseau geht davon aus, dass die Einführung der Agrarwirtschaft das individuelle Eigentumsdenken begründete. Das dürfte historisch falsch sein; vielmehr war es die 2000 Jahre später aufkommende Rinderzucht, die im Zuge des einsetzenden patriarchalischen Denkens der Ausgangspunkt für private Anhäufung von ´Kapital´ (Rinderherden) war.


Ja, das dürfte stimmen.  Denn das lateinische Wort pecus heißt ursprünglich Rind, - als das Münzgeld erfunden wurde, sagte man zu ihm ebenfalls pecus. Siehe das Wort pekuniär

Rind und Kapital waren vor 3000 Jahren offenbar Synonyme !
Lustigerweise vermehr sich auch die Rinderherde exponentiell, genauso wie ein Kapitalstock sich exponentiell vermehrt.

Einziger Unterschied: das exponentielle Wachstum der Rinderherde ist volkswirtschaftlich wünschenswert, - das exponentielle Wachstum von Geldkapital ist volkswirtschaftlich schädlich, ist krebsartig, führt zum Untergang. Hier haben wir die 'zyklischen Krisen' des Karl Marx.
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#3
Anmerkung:

Im Lateinischen ist pecus die Bezeichnung für Vieh bzw. Kleinvieh.

Wenn von Großvieh (Rindern und Pferden) die Rede ist, steht in der Regel armentum. Für das einzelne Rind steht bos, bovis.

Richtig ist, dass der Reichtum der Alten das Vieh war, das sie besessen hatten. Somit wurde pecunia zum Ausdruck für Vermögen, Geldmittel bzw. Geld.
MfG B.
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