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Sind PFLANZLICHE Medikamente besser ?
#1
Mir wurde heute vom Apotheker ein Medikament angepriesen, es sagte "rein pflanzlich!"

Aber ist der Umstand, daß ein Medikament rein pflanzlich ist, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ??
Ich habe heute lang darüber nachgedacht.
Sind doch die gefährlichsten und schädlichsten Substanzen pflanzlich !
Opium, Hasch, Kokain, Schierling, Knollenblätterpilz, Fliegenpilz, aber auch Kaffee, Tabak, Wein . . .

Sicher hat so manche dieser psychoaktiven und analgetischen Pflanzen neben viel Schaden auch viel Gutes bewirkt.
Graue-Star-Operationen wären ohne Opium bis 1846 nicht möglich gewesen.
Der Schierling war schon vor 2400 Jahren ein Freund des Menschen, ermöglichte er doch eine unproblematische und humane Euthanasie
Wein ist psychoaktiv und reißt so manche Schwermütige aus der Lethargie und verleiht übermütigen Schwung

Aber es gibt bei all den genannten pflanzlichen Substanzen sehr schädliche und vor allem ziemlich unkalkulierbare Nebenwirkungen.

Von der Intensität schwer abzuschätzen, ist doch der Wirkstoffgehalt bei Pflanzen nicht standardisiert. Der eine Strauch steht bis auf eine Sonnenstunde den ganzen Tag im Schatten und hat wenig Wirkstoffe, der andere Strauch steht in der prallen Sonne und hat die vierfache Intensität an Wirkstoff !

Aber auch von der Wirkung unvorhersehbar. Der eine wird vom Wein fröhlich, enthemmt redselig und kommunikativ
Der andere wird aggressiv und gewalttätig !
Der dritte wird gar depressiv

Synthetisch hergestellte Chemikalien jedoch werden gezielt im Labor entwickelt.
Wirkstoffe haben gewollte und definierte Eigenschaften; vor allem ist der Wirkstoffgehalt standardisiert und aufs Milligramm genau festgelegt.

Ich kann da mit einem Blick auf diese ganzen Pflanzensachen nur sagen "Ecrasez l'infame Superstition!"
Weg mit dem Aberglauben

Mich würde interessieren, welche praktischen Erfahrungen es hier im Forum gibt.
Ich kenne einen alten Bankdirektor, der hat Darmkrebs im Endstadium (untherapierbar) und er bekommt tatsächlich Opium !
Sicher für ihn eine bedeutende Erleichterung.  Schmerzmindernd (analgetisch) und krampflösend
Bei einem Krebspatienten im Endstadium spielt die lebensverkürzende Wirkung keine Rolle, vielleicht sogar von seinen Kindern oder gar auch von ihm selbst gewünscht (versteckte Euthanasie im gesellschaftlich tolerierten Rahmen weil nicht klar ausgesprochen)

Aber bei nichtsterbenden Menschen, die halt ein Medikament brauchen (eine 40-jährige Frau hat Ischias) finde ich diese ganzen pflanzlichen Sachen sehr unkalkulierbar
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#2
Nun ja, das mit der Beliebtheit von pflanzlichen Medikamenten ist halt eine Modeerscheinung, die im Zuge der oekologischen Bewegung aufkam. Es gibt natuerlich eine ganze Reihe pflanzlicher Medikamente, die durchaus wirksam sind, und einige davon sind auch empfehlenswert. Ansonsten hast Du schon recht: sie sind oft genug weniger wirksam als rein synthetisch hergestellte Medikamente und haben oft mehr Nebenwirkungen, da sie keine Reinsubstanzen sind (Reinsubstanzen fallen nicht unter den Begriff "pflanzliche Medikamente"). Johanniskraut ist ein relativ mildes Antidepressivum, aber wie Du schon sagst, wirkt das nicht bei jedem. Bei psychoaktiven Medikamenten ist das aber auch bei den rein synthetisch hergestellten Medikamenten so, dass man bei jedem Patienten testen muss, ob und wie sie wirken (bekanntes Beispiel sind Antidepressiva, die bei manchen Menschen die Selbstmordneigung verstaerken); bei manchen schlagen auch nur die Nebenwirkungen zu.

Allerdings sollte man pflanzliche Medikamente nicht so negativ beurteilen wie homoeopathische Mittel. Viele pflanzliche Mittel haben tatsaechlich nachgewiesene Wirkungen, homoeopathische nicht. Pflanzliche Mittel sind halt nur nicht grundsaetzlich besser als synthetische. Da aber Psychologie im Heilungsprozess oft auch eine grosse Rolle spielt, haben sie natuerlich ihren Platz in der Medizin.

Opium ist bei starken Schmerzen ein gutes Mittel. Bei Krebs im Endstadium waere die Entwicklung einer Abhaengigkeit natuerlich sowieso egal, aber es ist tatsaechlich so, dass Opium, wenn es bei starken Schmerzen verabreicht wird, gar nicht erst zur Abhaengigkeit fuehrt. Also auch bei voruebergehenden, sehr starken Schmerzen kann man Opiate bedenkenlos verwenden, ohne Angst vor einer Suchtentwicklung haben zu muessen. Das muss natuerlich ein Arzt beurteilen.
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#3
(29-04-2017, 01:08)Ulan schrieb: Das muss natuerlich ein Arzt beurteilen.

Auch Ärzte haben Geschäftsinteressen
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#4
(30-04-2017, 00:40)Sinai schrieb:
(29-04-2017, 01:08)Ulan schrieb: Das muss natuerlich ein Arzt beurteilen.

Auch Ärzte haben Geschäftsinteressen

Was hat diese Aussage in dem Zusammenhang fuer eine Bedeutung? Gerade was die Opiatgabe an Patienten angeht, wird das in Deutschland eher zu zurueckhaltend gehandhabt, und viele Patienten muessen unnoetig leiden, weil die Aerzte den verwaltungstechnischen Aufwand, der damit verbunden ist, scheuen.
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#5
(29-04-2017, 01:08)Ulan schrieb: Nun ja, das mit der Beliebtheit von pflanzlichen Medikamenten ist halt eine Modeerscheinung, die im Zuge der oekologischen Bewegung aufkam. Es gibt natuerlich eine ganze Reihe pflanzlicher Medikamente, die durchaus wirksam sind, und einige davon sind auch empfehlenswert. Ansonsten hast Du schon recht: sie sind oft genug weniger wirksam als rein synthetisch hergestellte Medikamente und haben oft mehr Nebenwirkungen, da sie keine Reinsubstanzen sind

Allerdings sollte man pflanzliche Medikamente nicht so negativ beurteilen wie homoeopathische Mittel. Viele pflanzliche Mittel haben tatsaechlich nachgewiesene Wirkungen, homoeopathische nicht. Pflanzliche Mittel sind halt nur nicht grundsaetzlich besser als synthetische.

Opium ist bei starken Schmerzen ein gutes Mittel. Bei Krebs im Endstadium waere die Entwicklung einer Abhaengigkeit natuerlich sowieso egal

Eusa_clap
Das hast Du sehr schön geschrieben. Bin einverstanden
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#6
(30-04-2017, 00:51)Ulan schrieb:
(30-04-2017, 00:40)Sinai schrieb:
(29-04-2017, 01:08)Ulan schrieb: Das muss natuerlich ein Arzt beurteilen.

Auch Ärzte haben Geschäftsinteressen

Was hat diese Aussage in dem Zusammenhang fuer eine Bedeutung? Gerade was die Opiatgabe an Patienten angeht, wird das in Deutschland eher zu zurueckhaltend gehandhabt, und viele Patienten muessen unnoetig leiden, weil die Aerzte den verwaltungstechnischen Aufwand, der damit verbunden ist, scheuen.

Arzt ist Qualifikation, nicht Charakterzeugnis.  Es gibt auch kriminelle Intelligenz
Und es sind leider leider immer wieder massenhaft Ärzte bekannt, die Verbrecher waren

Aber natürlich hast Du recht, wenn Du schreibst "Gerade was die Opiatgabe an Patienten angeht, wird das in Deutschland eher zu zurueckhaltend gehandhabt, und viele Patienten muessen unnoetig leiden, weil die Aerzte den verwaltungstechnischen Aufwand, der damit verbunden ist, scheuen"

Der verwaltungstechnische Aufwand ist wirklich ein Irrsinn, das wird absichtlich so gemacht.

Aber schau auch bitte auf meine Bedenken:
Es gibt geldgierige Subjekte in jedem Beruf (somit auch bei Ärzten) die gehen über Leichen !
Es gibt ungeduldige Erben, die nicht unbedingt aus Mitleid dem Arzt freie Hand geben, dem bereits unzurechnungsfähigen Vater schwerste Medikamente zu geben . . . nicht naiv sein! Wachsam bleiben
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#7
Das hat nichts mit Naivitaet zu tun. Die Schmerzmittelvergabe bei sehr starken Schmerzen ist in Deutschland im internationalen Vergleich sehr restriktiv, bzw. war es, als ich das letzte Mal Zahlen gesehen habe (ist ein paar Jahre her). Und deutsche Krebspatienten oder Patienten mit chronischen Leiden haben nicht weniger Schmerzen als andere. Wie gesagt, Opiate sind bei starken Schmerzen nicht schaedlich, und sie fuehren dann auch nicht zur Abhaengigkeit. Eine Abhaengigkeit entwickelt sich nur, wenn man sie ohne Grund, also ohne starke Schmerzen, nimmt.
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#8
(03-05-2017, 22:21)Ulan schrieb: Wie gesagt, Opiate sind bei starken Schmerzen nicht schaedlich, und sie fuehren dann auch nicht zur Abhaengigkeit. Eine Abhaengigkeit entwickelt sich nur, wenn man sie ohne Grund, also ohne starke Schmerzen, nimmt.


Das ist nicht richtig, natürlich führt das zur Abhängigkeit, die dann eine Entzugstherapie nach sich zieht.
Dennoch sind Opiate bei starken Schmerzen eine sinnvolle Medikation, und können viel Leid mindern.
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#9
Ach ja, richtig, ich meinte Sucht. OK, auch das kann bei laengerfristiger Einnahme passieren, ist aber eher selten. Ein Problem ist natuerlich auch die objektive Feststellung der Schmerzstufe.

Edit: Anscheinend hat sich die Bewertung in neueren Studien diesbezueglich auch in letzter Zeit etwas verschoben, wenn ich das richtig lese. Zumindest habe ich das hier gefunden:
*http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMra1507771
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#10
(03-05-2017, 22:21)Ulan schrieb: Wie gesagt, Opiate sind bei starken Schmerzen nicht schaedlich, und sie fuehren dann auch nicht zur Abhaengigkeit. Eine Abhaengigkeit entwickelt sich nur, wenn man sie ohne Grund, also ohne starke Schmerzen, nimmt.

Natürlich sind Opiate sehr schädlich und machen süchtig.  Aber bei Krebspatienten im Endstadium ist das schon wurscht
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#11
(28-04-2017, 20:16)Sinai schrieb: Aber ist der Umstand, daß ein Medikament rein pflanzlich ist, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ??
Aber es gibt bei all den genannten pflanzlichen Substanzen sehr schädliche und vor allem ziemlich unkalkulierbare Nebenwirkungen.
Aber auch von der Wirkung unvorhersehbar.

Ich denke dass es keine Pflanzen gegen Zivilisationskrankeiten gibt... .... ...das die Pharmaindustrie unglücklich wäre wenn alle Menschen sich mit den Pflanzen auskennen und selber heilen könnten... ...das keine von beiden 100% unbedenklich sein können... ....und dass jeder Mensch ein Einzelstück ist und damit eine Wirkung/Reaktion unvorhersehbar sein kann.
Ob die pflanzlichen Medikamente auch zu 100% pflanzlich sind oder ob da auch noch undeklariertes drinn ist, ist auch nicht gesichert.
Der Körper hat nun mal eine Verfallszeit/Ablaufdatum.

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#12
(04-05-2017, 07:29)Sinai schrieb: Natürlich sind Opiate sehr schädlich und machen süchtig.  Aber bei Krebspatienten im Endstadium ist das schon wurscht

Sucht (psychisches Verlangen) ist nur bei einem kleineren Teil der Patienten ein Problem (siehe Artikel). Die Gefahr sollte natuerlich beachtet werden.
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#13
(04-05-2017, 08:23)Adamea schrieb: Ich denke dass es keine Pflanzen gegen Zivilisationskrankeiten gibt...

Gemuese Icon_cheesygrin . Teilweise auch Obst.
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#14
(04-05-2017, 08:23)Adamea schrieb: Ich denke dass es keine Pflanzen gegen Zivilisationskrankeiten gibt...

Ungesäuertes Grobmehl, ungerösteter Kaffee, unvergorene Trauben, unreifer grüner Tee, ungebeizter Tabak, unreife Opiummilch, grüne Hanfschlingpflanzen, verwelktes Kokainlaub, jungfräuliches Öl aus unreifem grünen Raps

Derartige Pflanzen bzw. deren Produkte sind gegen Zivilisationskrankheiten.
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#15
(04-05-2017, 08:23)Adamea schrieb: Ob die pflanzlichen Medikamente auch zu 100% pflanzlich sind oder ob da auch noch undeklariertes drinn ist, ist auch nicht gesichert.

Doch!
Man darf kriminelle Betrüger nicht zum Normalfall nehmen

Jedenfalls geht dieser Verdacht an unserer prinzipiellen Diskussion vorbei.  Es gibt ja auch Menschen, die ihre Heilpflanzen selbst ziehen und ernten !
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