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Griechische Geschichte, Übersicht
#1
(Text in Arbeit)

Es wird ein Modell zur Periodisierung der griechischen Geschichte vorgestellt. Bei einer Minderheit von Fachgelehrten liegen dazu – insbesondere, was die Frühzeit betrifft - abweichende Meinungen vor.  

Die Besiedlung des Gebietes, das sich mit dem heutigen Griechenland deckt, ist archäologisch seit dem 7. Jt vC belegt. Von griechischer Geschichte kann man erst sprechen, nachdem im späteren Siedlungsgebiet der Griechen Landnahmen durch Siedlungsgemeinschaften, die ein griechisches Idiom sprachen, stattfanden bzw. erfolgt waren.

↗Helladikum

Im Gegensatz zu früheren Annahmen, wonach gewaltsame Landnahmen ab der ↗Frühen Bronzezeit im Zuge großer Einwanderungswellen Griechisch sprechender Stämme (um ca. 2000,  1600 u. 1200 vC) erfolgt wären, ist man heute davon überzeugt, dass diese gegen Ende des dritten Jahrtausends relativ friedlich stattzufinden begannen, und zwar über längere Zeiträume hinweg, in begrenzten regionalen bzw. lokalen Bewegungen, jeweils unterbrochen durch längere Perioden der Sesshaftigkeit.

Diese Frühzeit der griechischen Geschichte, die grob umrissen das dritte und zweite Jahrtausend umfasst, wird als Helladikum bezeichnet und unter Berücksichtigung abgrenzbarer Kulturphasen in Frühhelladikum (ca. 3000-2200/2000 vC), Mittelhelladikum (ca. 2000-1600 vC) und Späthelladikum (ca. 1600-1100/1050 vC) unterteilt.

Modelle, wie die griechische Besiedlung im Detail stattgefunden haben könnte, werden von Fachhistorikern hypothetisch in verschiedenen Varianten vorgestellt. Die griechische Ethnogenese ist aber nach wie vor ein ungelöstes Problem, abschließende Festlegungen sind mit Vorsicht entgegenzunehmen.

Im Frühhelladikum entstand auf ↗Kreta die erste Hochkultur auf europäischen Boden. Allerdings waren die ↗minoischen Kreter – benannt nach ihrem ↗sagenhaften ↗König Minos – keine Griechen gewesen. Da ihre Schrift (↗Linear A) bis heute nicht lesbar ist, kann man sich ihrer Herkunft und Geschichte nur archäologisch zu nähern versuchen. Über ihre ethnische Zugehörigkeit lässt sich nichts sagen, da wir ihre Sprache nicht kennen1.

Im Laufe des Mittelhelladikums setzten sich vornehmlich in ↗Attika und auf der ↗Peloponnes griechisch sprechende Siedlungsgemeinschaften fest, die wir nach ihrem imposantesten Herrschaftssitz auf der Peloponnes ↗mykenische Griechen nennen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren um ca. 1750 vC  die zugewanderten Griechen bereits mit der Vorbevölkerung verschmolzen.

Die mykenischen Griechen begannen eine politische Rolle zu spielen. Über Kontakt mit den Kretern lernten sie die Linear A-Schrift kennen, experimentierten zunächst mit dieser und entwickelten daraus die ↗Linear B-Schrift, die vornehmlich in der Palastverwaltung verwendet wurde. Dank der genialen Leistung eines englischen Architekten ↗Ventris, Michael, ist Linear-B heute lesbar. 

Im Späthelladikum ist eine hohe Blüte der mykenischen Kultur auszumachen. Es entstehen befestigte Palastanlagen in ↗Mykene, ↗Tiryns, ↗Midea (Argolis), ↗Pylos, ↗Athen und ↗Theben, aber auch in Gla in Böotien und Iolkos in Thessalien.

Um etwa 1450 vC übernahmen mykenische Griechen die Herrschaft in Kreta.

Um ca. 1200 vC begann sich der Untergang des mykenischen Griechentums anzukündigen. Wenngleich in der ↗Argolis die Zerstörungen auf Erbeben zurückzuführen sind, wurden die meisten durch Neuzuwanderer verursacht. Fest steht, dass jene, die die Zerstörungen verursacht hatten, nicht die späteren Siedler des Raumes gewesen waren. Manche Fachhistoriker identifizieren diese Zerstörer daher mit den ↗"Seevölkern", die bekanntermaßen weitergezogen sind und erst in ↗Ägypten mit Mühe unter Kontrolle gebracht werden konnten.

In die leeren Siedlungsräume sickerten danach ↗Dorer ein. Ob sie von außen kamen oder ob Umsiedlungen innerhalb des bisherigen griechischen Siedlungsgebietes stattfanden, ist bisher nicht geklärt.

Dunkle Jahrhunderte

Die Zeit von 1050-800/750 vC wird wegen spärlicher materieller Überreste und sonstiger Quellen als ↗"Dunkle Jahrhunderte" bezeichnet. Die Annahme, wonach die Griechen nach dem Untergang der ↗Palastzeit infolge Naturkatastrophen und kriegerischer Ereignissen nicht nur materiell, sondern auch kulturell in bescheidensten Verhältnissen lebten, muss aber überdacht werden. Immerhin lag um 700 vC bereits ein hochentwickeltes Schriftsystem mit Konsonanten und Vokalen vor, das literarische Höchstleistungen zuließ und nicht "über die Nacht" entstanden sein konnte. Bis zu einem gewissen Maß "erhellend" sind jedenfalls die Ergebnisse, die die Grabungsfelder von ↗Lefkandi (Euböa) und ↗Nichoria (Messenien) anbieten.

Archaisches Griechenland

In die Archaische Epoche der griechischen Geschichte (800/750-500/480) fallen neben gewaltigen Kulturleistungen durch ↗Homer (↗Ilias, ↗Odyssee) und ↗Hesiod (Theogonie, Werke und Tage), das Wirken der Dichter ↗Archilochos von Paros, ↗Alkaios von Lesbos, seiner Zeitgenossin, der großen Dichterin ↗Sappho (gest. ca. 570 vC), ins Gewicht. Von Sapphos Werken ist leider nur wenig erhalten. Auch der Dichters ↗Anakreon von Teos ist erwähnenswert.

Die griechischen Philosophie nimmt mit ↗Thales, ↗Anaximander, ↗Anaximenes, die alle aus ↗Milet stammten, und mit ↗Pythagoras von Samos sowie ↗Xenophanes von Kolophon ihren Anfang.

An geschichtlichen Ereignissen sind die Einrichtung der ↗Olympischen Spiele (deren erstmalige Ausrichtung willkürlich mit 776 vC angenommen wurde), der Beginn der ↗griechische Kolonisation (ca. 750 vC), das Entstehen der Polis in Athen, die Adelsherrschaft, die ↗Tyrannis, ↗Solons Reformen, die Reformen des ↗Kleisthenes, das Entstehen des ↗Peloponnesischen Bundes der Spartaner und die ↗Schlacht bei Marathon (490 vC) herauszustreichen.

Im Übergang der archaischen zur klassischen Zeit sind der Philosoph ↗Parmenides und der Dichter ↗Pindar einzuordnen.

Klassisches Griechenland

Es schließt sich die klassische Epoche der griechischen Geschichte an (500/480-340/320 vC).

In dieser Epoche ist das Wirken der Philosophen ↗Leukipp und ↗Demokrit (↗Atomismus), ↗Sokrates, ↗Platon, ↗Aristoteles, der Dichter ↗Aischylos, ↗Euripides, ↗Sophokles, ↗Aristophanes und der Geschichtsschreiber ↗Herodot, ↗Thukydides und ↗Xenophon herauszustreichen. Herausragende geschichtliche Ereignisse der Epoche sind die Gründung des ↗Delisch-Attischen Seebunds, der Ausbruch des ↗Peloponnesischen Kriegs, der Aufstand der messenischen ↗Heloten gegen ↗Sparta (↗3. Messenischer Krieg) und die politischen Reformen zur Stärkung der ↗Athenischen Demokratie durch ↗Perikles und ↗Ephialtes.

Hellenistisches Griechenland

Die folgende hellenistische Epoche umfasst den  Zeitraum von ca. 340/302 vC bis zum 2./3. Jh nC, wobei in dieser die griechische Unabhängigkeit in der Zeit zwischen 168 und 146 vC zu Ende geht und  danach als hellenistisch-römische Zeit bezeichnet wird. Die markantesten Ereignisse, die am Anfang dieser Epoche stehen, sind der Sieg ↗Phillips II. über den Hellenischen Bund bei Chaironeia (338 vC), seine Ermordung 336 vC und der Antritt der Herrschaft durch ↗Alexander den Großen. Alexander übernimmt die Herrschaft über die Griechen, siegt (333 vC) bei ↗Issos über die ↗Perser, gründet ↗Alexandria in ↗Ägypten (332/331 vC), 331 vC ist er in der ↗Schlacht von Gaugamela siegreich. 330 vC findet ↗Dareios III. den Tod. Nach Eroberung des östlichen ↗Iran (330-327 vC), zieht Alexander nach ↗Indien (327-324 vC). 323 vC stirbt er in ↗Babylon. Seine Generäle (↗Diadochen) teilen das Reich unter sich auf. Eine Reihe von Kriegen zur Machterhaltung und –ausdehnung (↗Diadochenkriege) sind die Folge.

264-241 und 218-201 vC finden Kriege zwischen den ↗Römern und ↗Karthagern um die Vormachtstellung im westlichen Mittelmeer statt (↗1. u. 2. Punischer Krieg). Ab 211 vC versuchen die Römer ihren Einflussbereich auch nach Osten auszudehnen. Es kommt zu mehreren Kriegen mit den Nachfolgern Alexanders. Mit Siegen Roms 168 vC über Perseus (↗3. Makedonischer Krieg 171-168 vC) und bei ↗Pydna ist das ↗Makedonische Königreich am Ende. 148 vC richten die Römer die ↗Provinz Macedonia ein.

146 vC (Krieg der Römer gegen den ↗Archäischen Bund) kam Griechenland vollständig unter römische Oberherrschaft. 133 vC ging das Reich ↗Attalos' III. v. Pergamon per Testament an die Römer und wurde zur ↗Provinz Asia. Schließlich eroberte ↗Pompeius (63 vC) den Rest des ↗Seleukidenreichs und richtete die ↗Provinz Syria ein.

Neben Aristoteles, der in die hellenistische Epoche hineinwirkte, sind an philosophischen Leistungen jene des ↗Epikur und des ↗Zenon von Kition (Begründer der ↗stoischen Philosophie) herauszustreichen. Große Kulturleistungen der Epoche waren die Errichtung der ↗Bibliothek von Alexandria und die Übersetzung der ↗Tora ins Griechische (↗Septuaginta).

Erwähnenswert sind das Schaffen des Dichters ↗Kallimachos und die Fassung der ↗Argonautensage durch ↗Apollonios von Rhodos sowie das Wirken der Mathematiker ↗Aristarch von Samos (Begründung des ↗heliozentrischen Weltbildes) und des ↗Archimedes von Syrakus.

Byzantinisches Griechenland

Der Zeitpunkt, ab dem die griechische Geschichte als ↗byzantinische Geschichte bezeichnet wird bzw. bezeichnet werden kann, ist wahlweise mit 330 nC (Einweihung von ↗Konstantinopel durch ↗Konstantin den Großen) oder mit 395 nC (Reichsteilung: Ostrom und Westrom) festzumachen.

Eine grobe Einteilung der byzantinisch-griechischen Geschichte kann man durch ihre Unterteilung in die frühbyzantinische Zeit, die man in der Regel mit 330 nC beginnen und mit dem Übergang von der ↗Spätantike ins ↗Mittelalter enden lässt, die mittelbyzantinische Zeit, die mit dem Beginn des Mittealters ihren Anfang um ca. 1204 ihr Ende hat, und in die spätbyzantinische Zeit (ca. 1204-1453/1461) vornehmen.

Die byzantinische Geschichte endet mit der Eroberung von Konstantinopel durch die ↗Osmanen (29.5.1453), spätestens aber mit der Eroberung von ↗Mistra und ↗Trapezunt (1460/61).

Danach befand sich der größte Teil des griechischen Sprach- und Siedlungsgebiets ca. 400 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft.

Die neuere griechische Geschichte wird hier ausgeklammert.


1) Kürzlich veröffentlichte die Universität Tübingen (Pressemitteilung v. 2.8.2017) das Ergebnis von DNA-Untersuchungen an 19 Individuen (Minoer, Mykener, Südwestanatolier), die mit rund 3000 DNA-Datensätzen verglichen wurden und den Schluss nahelegen, dass es sich bei den Minoern des Frühhelladikums um "Einheimische" des ägäischen Raums und Westanatoliens gehandelt habe.

Sowohl für die Minoer wie auch für die Mykener lassen sich Verwandtschaften zu neolithischen Populationen aus Anatolien nachweisen.

Verwandtschaften mit Zuwanderern aus den nördlichen Steppen, dem Kaukasus und dem Iran lassen sich für die Minoer nicht nachweisen. Bei den Mykenern hingegen sind beide Verwandtschaften nachweisbar, was die Verschmelzungshypothese stützt.



● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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