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Pompe
#1
Pompe (griech. πομπή, lat. Pompa).

Kultischer Festzug zu Ehren von ↗Gottheiten in klassisch-griechischer bzw. hellenistisch-griechischer Zeit.

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes war das Geleit (Hom. Il. 6,171; Hom. Od. 5,32. 7,193; Pind.  Nem. 7,29), das ein Stärkerer einem Schwächeren (ein Mächtiger einem Schutzbedürftigen) gegeben hat und war ohne jede sakrale Bedeutung. Auch für "Ehrengeleit" findet es in vorklassischer Zeit Verwendung (DkP Bd 4, 1017).

Sakrale Bedeutung bekam der Ausdruck in klassisch-griechischer Zeit, wo die Pompe bei religiösen Festlichkeiten eine der zentralen Kulthandlungen gewesen und in der Regel mit Kultopfern und Wettspielen (↗Agonen) verbunden war.

Eine geläufige rituelle Übung war die Pompe in hellenistischer Zeit in ihrer Zugehörigkeit zum ↗Herrscherkult gewesen (DkP Bd 4, 1018).

In lateinischen Texten findet sich der Ausdruck pompa seit ↗Plautus und ↗Terenz. Seine profane Bedeutung ist Zug, Geleit, prachtvolle Zurschaustellung.

Im Gegensatz zum ↗Griechentum war bei den ↗Römern die Pompa nie Sache der gesamten Gemeinschaft, sondern privilegierter Personen oder Gruppen gewesen, zB des siegreichen Feldherrn (↗Pompa triumphalis), bei der die Beute eines Feldzuges zur Schau gestellt wurde, oder Leichenbegängnisse für Verstorbene vornehmer Familien (↗Pompa funebris), bei denen man die Ahnenbilder vorangetragen hatte.

Bei der Pompa triumphalis zog der Festzug vom ↗Marsfeld weg durch ein Tor (porta triumphalis) über den ↗Circus maximus durch das Forum zum ↗Kapitol.

Die ↗Pompa circensis1 bewegte sich vom Kapitol weg durch die Stadt zum Austragungsort der Spiele, dem Circus. Sie wurde vom Ausrichter2 der Spiele, der festlich bekleidet war, angeführt.



1) Die Pompa circensis wurde als Gedächtnis- und Dankprozession ausgerichtet, um ein – oft weit zurückliegendes, eventuell auch auf die mythische Vorzeit verweisendes - historisches Ereignis, das zur Stiftung der Spiele geführt hatte bzw. geführt haben soll, in Erinnerung zu rufen.
2) Ursprünglich waren das römische Beamte gewesen, später konnten auch Privatpersonen diese Funktion ausüben.


Literatur:
Egon Flaig. Ritualisierte Politik. 22004 Göttingen, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.
Ludwig Deubner. Attische Feste. 1932 Berlin. Nachdruck 1966 Wien. Verlag Anton Schroll & Co.
Ernst Guhl und Wilhelm Koner. Das Leben der Griechen und Römer. 31872 Berlin, Verlag Weidmannsche Buchhandlung.


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MfG B.
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