01-11-2020, 13:22
(12-08-2018, 18:43)Sinai schrieb:Wenn man diesen Thread durchliest, gerät man ins Grübeln. Lassen wir die früheren Päpste, von denen etliche nach katholischer Lehre aufgrund ihres Lebenswandels in der Hölle schmoren müssten, mal außen vor. Konzentrieren wir uns auf die Jetztzeit seit etwa 150 Jahren.(20-03-2018, 11:23)Kreutzberg schrieb: Einen guter, neuer Reformator im Vatikan ist mir allerdings bis dato noch nicht aufgefallen.
Doch was ist ein guter "Reformator" ?
Welche Bedeutung haben sie überhaupt für die Nachfolge Petri, der sie sich ja unberechtigterweise rühmen? Welche Bedeutung haben sie überhaupt haben "dürfen"?
Von Pius IX, dem Größenwahnsinnigen abgesehen, kaum eine. Sie werden von den Kardinälen, die noch ihr Vorgänger "zielgerichtet auf eine Richtung" ausgewählt haben, von eben diesen (und ihrer Richtung) selbst gewählt. Der jeweilige Papst ist also zunächste mal das Produkt seiner Vorgänger. Lange innersixtinische Wahlkämpfe liegen oft hinter ihnen. Meistens sind es Kompromisskandidaten oder manchmal auch "geborene" Päpste, die den Marschallstab schon unter der Soutane trugen (z.B. Pius XII).
Die Kurie in Rom behält das Sagen. Da ist der Papst nur so eine Art "Frühstücksdirektor", der fromme Bücher schreibt (Benedikt XVI) oder gerne Audienzen gibt (Pius XII in theatralischer Gebärde). Gern schreiben (oder lassen) Sie Enzyklien schreiben, die ohnehin keiner liest. Joh XIII, Papa al uono, war da eine Ausnahme. Er läutete zwar ein wichtiges Konzil ein, erlebte dessen Ende aber gar nicht mehr. Es blieb viel unvollendet liegen.
Als nächter Hoffnungsträger kam nach dem "Pillen-Paul" und dem 30-Tage-JohPaul I " der eilige polnische Papst Wojtyla, der unter einer eloquenten Soutane bei genauem Hinsehen aber einen hartleibigen Konservativen versteckte. Immerhin hatte er an der Jerusalemer KLagemauer einen Entschuldigungszettel für die kirchlichen Judenprogome in eine Ritze gesteckt. Auch Galileo Galileii fand nach 300 quälenden Jahren kirchlicher Ignoranz durch ihn Genugtuung. Wenigstens etwas.
Die eigentliche Herausforderung, die seit 500 Jahren andauernde Spaltung des Christentums zu beenden, brachten alle keinen Schritt weiter. Auch der jetzige barmherzige Franziskus nicht. Sie unterstrichen dadurch nur ihre Überflüssigkeit. Stattdessen eröffnete die Kirche weltweit unter ihrer "Führung" immer wieder neue Kriegsschauplätze wie Mißwirtschaft, Mißbrauch, Frauenordination, Priesterzölibat, Abtreibung und Homo-Ehe, um nur einige zu erwähnen. Die Kluft zu den evangelischen "Brüdern und Schwesetern" wurde immer unüberwindlicher. Kein Wunder, dass progressivere Geister auf beiden Seiten, wie Marx und Bedford-Strohm das Handtuch geworfen haben.
Fazit: Was ein guter Reformer ist, wissen wir nicht. Wir hatten ja noch keinen. Auch Franziskus ist - bei vielfältiger Sympathie - keiner.
MfG